Auf den ersehnten ersten Titel muss RB Leipzig im deutschen Profifußball noch immer warten, das nun drohende Triple dürfte für die Sachsen hingegen ein ganz bitteres werden.
Nach Trainer Julian Nagelsmann und Abwehrchef Dayot Upamecano befindet sich in Kapitän Marcel Sabitzer eine dritte zentrale Figur vor dem Sprung von Leipzig zu Rekordmeister FC Bayern München – und das alles innerhalb weniger Monate. Es sei «schwierig, einen Spieler zu halten, wenn er nicht bleiben will», räumte Cheftrainer Jesse Marsch ein.
Am Tag nach dem total verpatzten Bundesliga-Start mit dem 0:1 in Mainz war Sabitzer beim Spielersatztraining als einziger Reservist des Vortags nicht zu sehen. Marsch begründete die Maßnahme am Montag mit leichten Adduktorenproblemen, schon am Dienstag soll der Kapitän wieder in die Einheiten einsteigen.
Sabitzer in Mainz erst auf der Bank
In Mainz wirkte das Zeichen des Trainers ziemlich deutlich: Der Amerikaner ließ seinen Spielführer auf der Bank und wechselte ihn erst nach mehr als einer Stunde ein. Offiziell, weil er die Siegerelf vom 4:0 im Pokal beim SV Sandhausen nicht verändern wollte. Doch wer die Hierarchiestrukturen in Leipzig kennt, weiß, dass der alternativ zentral aufgebotene Tyler Adams nicht annähernd Standing und Qualität des 27 Jahre alten Österreichers hat.
«Es ist relativ simpel. Er ist unser Spieler, und er hat gut trainiert jeden Tag. Ich glaube, er war auch gut auf dem Platz in der zweiten Halbzeit», sagte Marsch zur Leistung von Sabitzer. Die Frage an den Trainer aber hatte gelautet, ob der Profi seinen Wechselwunsch bereits geäußert habe und ob er zeitnah für Gespräche mit einem anderen Club freigestellt werde.
Bei diesem anderen Club handelt es sich übereinstimmenden Berichten nach um den FC Bayern, der seiner qualitativ überragenden Zentrale mit den Nationalspielern Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Thomas Müller noch mehr Tiefe und Qualität verleihen könnte. Für Sabitzer, der bei RB noch einen Vertrag bis 30. Juni 2022 hat, würden sich nicht nur Verein und Wohnort, sondern auch die teaminterne Rolle ändern. Er würde als gesetzter Kapitän des Herausforderers zu den Seriensiegern wechseln, wo er sich bei seinem Ex-Coach Nagelsmann zunächst mal in die Startelf spielen müsste.
Silva wirkungslos
Leipzig hat natürlich wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft gebaut, in André Silva (28 Treffer für Frankfurt) ist endlich der ersehnte Stürmer mit Torgarantie da. Allerdings blieb der Portugiese in Mainz völlig wirkungslos. Und der Dämpfer gegen furios kämpfende Mainzer deutete bereits an, welche Probleme der Marsch-Elf drohen könnten.
Die extrem defensiven Gegner machen die Räume sehr eng, womit die Leipziger Tempodribbler oft ihre Probleme haben. Das war auch schon unter Nagelsmann der Fall. Vorne ist nun alles auf Silva zugeschnitten. Damit ist der Angriff zwar gefährlicher als in der Vorsaison, aber auch berechenbarer. Ein Indiz dafür waren die zahlreichen Flanken von Linksverteidiger Angeliño, die Mainz mühelos klärte.
Und wenn Sabitzer geht, fehlt eine zentrale Führungsfigur mit großartigem Abschluss, gewissem Überraschungsmoment und vor allem mentaler Stärke. «Wir sind beide reif genug und uns im Klaren darüber, dass sich die Situation ändern oder gleich bleiben kann», sagte Marsch der «Süddeutschen Zeitung». Für sein bisher noch titelloses Team definierte er für die Saison die Rolle des Jägers. Ein Jäger, der schon bald drei absolute Schlüsselfiguren in gerade einmal einem Sommer an den Gejagten abgegeben haben könnte.
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