Der kürzeste Weg zu einem Titel im deutschen Profifußball beginnt normalerweise mit einer fiesen Stolperfalle – doch auch das ist diesmal anders.
Für Dauermeister FC Bayern München und seinen neuen Cheftrainer Julian Nagelsmann startet die erste Titelmission zunächst einmal gar nicht. Der für Freitagabend (20.45 Uhr/Sky und Sport1) geplante Pokal-Auftakt beim Bremer SV wurde am Dienstag vom Deutschen Fußball-Bund verschoben, nachdem bei dem Oberligisten ein Corona-Fall bekannt wurde.
Auslosung der zweiten Runde verschoben
«Hintergrund sind die behördlich angeordneten Quarantänemaßnahmen für den Bremer SV», hieß es vom DFB. Über eine Neuansetzung der Partie werde der Verband «in Abstimmung mit beiden Vereinen schnellstmöglich entscheiden». Auch die Auslosung der zweiten Hauptrunde muss deshalb verschoben werden.
Statt mit der ersten Nagelsmann-Bewährungsprobe beginnt die neue Saison der Münchner also mit einem Schreck. Bei den Gastspielen bei Außenseitern gibt es für Teams wie Bayern oder Titelverteidiger Borussia Dortmund mit dem neuen Trainer Marco Rose zunächts nichts zu gewinnen – aber eine Menge zu verlieren. Der BVB und die Münchner sind unbestritten die Topfavoriten in einem Wettbewerb, der für fast alle anderen Clubs die einzige Chance auf «etwas Blechernes» ist, wie Nagelsmann den Anspruch bei seinem Ex-Club RB Leipzig forsch formuliert hatte.
Herausforderung nach Mega-Sommer
Nach einem pickepackevollen Sommer mit EM, Copa America, Gold Cup und olympischem Fußballturnier, das erst am Samstag beendet wird, steht den Spitzenclubs ohnehin eine große Herausforderung bevor. Bayern wird nun durch einen verspäteten Start zusätzlich Zeit bekommen, muss dafür aber ein weiteres Spiel im dichten Programm unterbringen. Die Nationalspieler sind nach einer Corona-Saison direkt in die internationalen Turniere gehetzt, hatten kaum Pause und starten nun ohne große Vorbereitungszeit in die nächste Terminhatz. «Wir haben jetzt nicht ewig Zeit, Dinge einzustudieren oder neue Dinge zu machen. Wir werden uns über den Liga-Alltag entwickeln müssen», sagte Nagelsmann.
Großen Druck verspürt nach Dortmunds starkem Finish unter Vorgänger Edin Terzic auch Rose, der am Samstagabend (20.45 Uhr/Sky) mit dem Spiel beim SV Wehen Wiesbaden debütiert. Daneben wird es auch für die neuen Trainer Jesse Marsch mit Leipzig, Mark van Bommel mit Wolfsburg, Gerardo Seoane mit Leverkusen, Frankfurts Oliver Glasner sowie Adi Hütter mit Mönchengladbach direkt ernst.
Die Einnahmen für weitere Pokalrunden sind in den von Corona gebeutelten Geldbeuteln fest eingeplant, eine Pleite bei einem Fußball-Underdog indes würde den mit vielen Hoffnungen versehenen neuen Amtsinhabern direkt den Start sehr erschweren. Frankfurt (bei Waldhof Mannheim) und Gladbach (auf dem Betzenberg in Kaiserslautern) haben dabei alles andere als dankbare Aufgaben zum Auftakt erwischt.
Ein Stück Normalität für die Amateure?
Knapp eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie soll für die Amateure auch ein Stück Normalität zurückkehren. Anders als in der Vorsaison untersagte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) diesmal den Heimrechttausch, den zum Beispiel der Bremer SV den Bayern und dem Verband vorgeschlagen hatte.
Stattdessen soll es ein bisschen werden wie früher: Die Kleinen gegen die Großen im Stadion des Außenseiters, eine eingeschränkte Anzahl an Fans auf den Rängen und die Chance auf Momente, bei denen nach 90 oder 120 Minuten ein unerwarteter Sieger gekürt wird. Einen solchen Moment hatte es zuletzt im Januar gegeben, als Titelverteidiger Bayern im Schneeregen von Kiel nach Elfmeterschießen denkwürdig ausschied.
Erledigt ist das Corona-Thema aber längst nicht, das zeigen die jüngsten Entwicklungen beim Bremer SV. Ein Spieler war positiv auf das Virus getestet worden, wie der Sportliche Leiter Ralf Voigt der dpa bestätigte. «Wir haben daraufhin am Dienstagfrüh weitere PCR-Tests bei allen Spielern, Trainern und Betreuern durchgeführt. Wir sind in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und dem DFB und warten jetzt auf die Ergebnisse», sagte Voigt. Diese Abstimmung ergab dann die Absage. Schon im Vorjahr waren die Münchner verspätet in den DFB-Pokal gestartet – damals auf eigenen Wunsch, um nach dem Finalturnier der Königsklasse etwas mehr Zeit zu haben.
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