Alexander Zverev spielt gegen Ausnahmekönner Novak Djokovic um eine Olympia-Medaille und die Chance auf ein historisches Tennis-Gold in Tokio.
«Am Ende des Tages ist meine größte Motivation, die Medaille zu holen – und hoffentlich Gold», sagte Zverev, als ihm nach seinem ungefährdeten und unaufgeregten Viertelfinalerfolg noch die Schweißperlen auf der Stirn standen. «Ich denke, das ist der schwerste Gegner, den man im Tennis haben kann. Ich werde hoffentlich mein bestes Tennis zeigen.»
Am deutschen Freitagvormittag (2. Spiel nach 08.00 Uhr/MESZ) fordert der beste deutsche Tennisspieler in Tokio die in dieser Saison überragende Nummer eins der Welt heraus. Für Tennis-Fans ein Feinschmecker-Halbfinale.
Dass sein Bruder gegen Ausnahmekönner Djokovic keinesfalls chancenlos, glaubt zumindest Mischa Zverev. «Gegen so ein Mentalitätsmonster zu gewinnen, mit solch einem unbändigen Willen – das wird eine Riesenherausforderung für Sascha. Aber er liebt so was. Er will die Top-Spieler stoppen, damit kennt er sich aus», sagte der 33-Jährige im Interview mit «t-online.de». «Sascha ist keinesfalls chancenlos.»
Zu einer Medaille fehlt Zverev noch ein Sieg
Mit 6:4, 6:1 hatte Zverev sein Viertelfinale für sich entschieden und dem französischen Außenseiter Jeremy Chardy keine Chance gelassen. Zur ersten deutschen Olympia-Medaille im Einzel bei den Herren seit 21 Jahren fehlt nur ein weiterer Sieg. «Du spielst ja nicht nur für dich selber, du spielst nicht nur für deine Mannschaft, du spielst für dein eigenes Land», hob Zverev die Relevanz hervor.
Dass er mit einem Coup dem Weltstar Djokovic eine vielleicht einmalige Gelegenheit auf ein ganz spezielles Kapitel der Tennis-Historie verbauen kann, motiviere ihn nicht noch extra. Der Serbe kann als Erster seit Steffi Graf 1988 den Golden Slam mit allen vier Triumphen bei den Grand-Slam-Turnieren und Olympia-Gold gewinnen. Zverev kann mit einem Coup am Freitag damit nicht nur seine eigenen olympischen Ehren, sondern auch diesen bislang einmaligen Ausnahmestatus der deutschen Sportikone Graf sichern.
«Ob ich jemandem etwas verderben kann oder nicht, das ist nicht in meinen Gedanken», sagte der Hamburger: «Meine Gedanken sind schon, dass ich was gewinnen möchte.» Zuletzt hatte Tommy Haas 2000 in Sydney bei den Herren Silber gewonnen, Gold gab es für einen Tennisspieler aus Deutschland bei Olympischen Spielen noch nie. Bei den Damen feierte Angelique Kerber vor fünf Jahren in Rio de Janeiro ebenfalls die Silbermedaille.
Djokovic hatte sein Können in der japanischen Hauptstadt auch im Viertelfinale bewiesen und den heimischen Hoffnungsträger Kei Nishikori 6:2, 6:0 abgefertigt. «Novak ist nicht ohne Grund der beste Spieler der Welt momentan», warnte Zverev. Im Falle einer Niederlage bliebe Zverev das Duell um Bronze – und darin wäre er favorisiert. Im anderen Halbfinale stehen sich Pablo Carreno-Busta aus Spanien und der russische Tennisprofi Karen Chatschanow gegenüber.
Zverev mit 2:6-Bilanz gegen Djokovic
Von acht Vergleichen mit dem 20-fachen Grand-Slam-Turniersieger Djokovic entschied Zverev nur zwei für sich. Zuletzt war er bei den Australian Open unterlegen. Schöne Erinnerungen hat der 24-Jährige dagegen vor allem an das gewonnene Finale bei den ATP Finals 2018 und das Endspiel in Rom 2017. Wie damals genügen auch in Tokio zwei gewonnene Sätze, was seine Möglichkeiten vergrößert.
Zverev ist die letzte verbliebene Medaillenchance bei den Sommerspielen in der japanischen Hauptstadt für den Deutschen Tennis Bund. Im Mixed schieden Laura Siegemund und Kevin Krawietz im Viertelfinale aus. Die deutsche Paarung musste sich dem serbischen Weltranglistenersten Djokovic und dessen Partnerin Nina Stojanovic deutlich 1:6, 2:6 geschlagen geben. Das Mixed mache Djokovic körperlich nichts aus, meinte Zverev und verabschiedete sich mit der Ankündigung, noch zur Massage zu wollen, zu essen und früh schlafen zu wollen. «Jetzt wird es langsam ernst.»
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