Bei der abendlichen Zusammenkunft mit dem Team gönnten sich Tina Punzel und Lena Hentschel als erste deutsche Medaillengewinnerinnen von Tokio endlich das verdiente Schlückchen Sekt.
Die Wasserspringerinnen ließen sich von der Mannschaft um Fahnenträger und Rekordeuropameister Patrick Hausding beglückwünschen, die Nachrichten auf ihren Smartphones und der Trubel mit einem Interview-Marathon nahmen nach dem größten Auftritt ihrer Karrieren kein Ende. «Der ganze Tag war wirklich aufregend, ich habe das Gefühl, dass wir gerade erst aus dem Wasser gekommen sind», berichtete Hentschel fast sieben Stunden nach dem Gewinn der Bronzemedaille.
«Ich heiße wirklich Lena Corona»
Was für ein Tag für die 25-jährige Punzel und die 20-jährige Hentschel. «Es ist ein großer Stein von meinem Herzen gefallen. Das war ein Auftakt nach Maß für das Team», sagte Punzel. Bevor die beiden Kunstspringerinnen endlich nochmal ihre Glückwunschnachrichten durchlesen und dann ins Bett fallen konnten, fiel es Hentschel leicht, über ihren in diesen Tagen doch kuriosen Namen zu scherzen. Denn die Schülerin heißt mit vollem Namen Lena Corona Hentschel.
«Zu meinem Namen – das ist kein schlechter Scherz oder irgendetwas, ich heiße wirklich Lena Corona», erzählte sie. «Das ist eine Familientradition, seit Generationen wird der Name weiter gegeben. Ich kenne sehr viele, die mit zweitem oder drittem Namen Corona heißen. Das ist natürlich ein Running Gag seit Ausbruch der Pandemie, aber ich stehe dazu und bin immer noch stolz auf den Namen. Eigentlich hat der eine sehr schöne Bedeutung.» Corona kann als Krone übersetzt werden. Laut dem Deutschen Schwimm-Verband ist der Name in Hentschels Familie eine Erinnerung an die Sängerin und Schauspielerin Corona Schröter, von der ihr Ururgroßvater einst großer Fan war.
Es könnten sich also reichlich Coronas in der Hentschel-Familie gefreut haben. «Das ist das i-Tüpfelchen nochmal obendrauf», sagte sie nach dem Erfolg im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett. «Die erste Medaille für Team-Deutschland bei diesem großartigen Event holen zu können, ist unglaublich!»
Der Trainer tanzt vor Freude
Nationalcoach Lutz Buschkow erinnerte sich: «Das haben wir in Peking auch schonmal gehabt.» 2008 hatten Ditte Kotzian und Heike Fischer ebenfalls Bronze im Synchronwettkampf vom Brett geholt. Buschkow führte nach Punzels und Hentschels großem Moment ein Freudentänzchen auf. «Das haben wir leider nicht gesehen, aber er kann das gerne nochmal machen», sagte Hentschel und freute sich über die abendliche Ansprache Buschkows.
Die Europameisterinnen mussten sich am Sonntag im Tokyo Aquatics Centre nur den herausragenden chinesischen Siegerinnen Shi Tingmao und Wang Han sowie Jennifer Abel/Melissa Citrini Beaulieu aus Kanada geschlagen geben. Bronze war top. «Das ist das, wofür wir fünf Jahre trainiert haben», sagte Punzel, die noch zwei weitere Starts in Tokio hat.
Last vom Team genommen
Bei Olympia in Rio de Janeiro 2016 hatte Rekordeuropameister Patrick Hausding mit Bronze im Kunstspringen vom Drei-Meter-Brett die einzige deutsche Sprungmedaille gewonnen, in diesem Jahr scheint noch mehr drin. Der Erfolg zum Start gibt dem Team um Fahnenträger Hausding Schwung – und wohl nicht nur diesem. «Wir haben schon im Mittelpunkt gestanden mit der Wahl des Fahnenträgers», sagte Buschkow. «Jetzt die erste Medaille: Das nimmt natürlich auch ein bisschen Last vom Team.»
Für die Berlinerin Hentschel und Punzel aus Dresden ist es der größte Erfolg der bisherigen Karriere. Um besser mit Punzel trainieren zu können, zog Hentschel extra nach Dresden – und folgte damit einer Idee von Buschkow. Hentschel streckte für den sportlichen Erfolg ihre Schullaufbahn und wiederholte die elfte Klasse in Sachsen noch einmal komplett. «Es hat sich alles ausgezahlt», sagte sie. Im Gegensatz zu ihr war Punzel auch in Rio schon dabei. Dort wurde sie Siebte im Synchronspringen vom Dreier. Zudem ist sie viermalige Europameisterin.
Vielleicht hatte auch eine besondere Leckerei einen kleinen Anteil am Erfolg: Im gemeinsamen Zimmer gönnten sich Hentschel und Punzel Glückskekse. «Vielleicht war das das kleine Fünkchen Glück», sagte Hentschel in der ARD.
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