Kantig, kraftvoll und kampfeslustig – Slalomkanute Sideris Tasiadis kennt keine halben Sachen. Für den Canadierspezialist ist der Kampf um Gold in Tokio ein hochriskantes Abenteuer.
«Wenn man gewinnen will, dann geht es nur mit Alles oder Nichts, wenn man das nicht macht, landet man auf Platz sieben oder acht oder noch weiter hinten», sagte der Olympia-Zweite von London 2012, der an diesem Sonntag im Kasai Canoe Slalom Centre in die Vorläufe startet.
Erfahrung spricht für Tasiadis
Diesmal plant der Weltranglistenerste den ganz großen Coup. Die Erfahrung spricht dabei für den 31-jährigen Polizeibeamten aus Augsburg. «Es hängt von vielen Faktoren ab, der Kopf muss klar sein, es muss alles passen, ein wenig Glück braucht man auch», sagte er. Er weiß, wovon er spricht. In Rio 2016 fuhr er in der Qualifikation und im Halbfinale Bestzeit, leistete sich dann einen Leichtsinnsfehler im oberen Streckenabschnitt und verpasste die Medaille als Fünfter um 46 Hundertstelsekunden.
Nun will der in Augsburg geborene und aufgewachsene Canadierspezialist, dessen Eltern aus Komara bei Orestiada in Nordostgriechenland stammen, zurück auf’s Podest – so wie als jüngster Finalstarter 2012 in London. Dafür ist er extra auf ein anderes Boot gewechselt. «Ich habe letztes Jahr mein neues Boot kreiert, habe einfach ein Kajak genommen, das habe ich so umgebaut, dass es zum C1 wird.» Vorteil: Es dreht besser und hat ein besseres Ansprechverhalten. «Ich bin davon ausgegangen, dass die Strecken immer schwerer werden, da brauchst du auch ein sehr gutes Boot, was schnell dreht, es funktioniert echt ganz gut.» Hinzu kam noch ein neues Paddel, was nur 250 Gramm wiegt.
Nervenstärke bewiesen
Obwohl Tasiadis am frühen Sonntagmorgen als Erster vom vierköpfigen Kanuslalom-Team an den Start geht, hat er das Tokio-Ticket als Letzter ergattert. Bei der EM im italienischen Ivrea bewies er Nervenstärke und setzte sich gegen Weltmeister Franz Anton aus Leipzig durch. Nun will er bei seinen dritten Spielen alles richtig machen. «Wo sie verschoben wurden sind, war ich erleichtert wegen der Corona-Pandemie. Ich habe es so genommen: ich habe jetzt einfach ein Jahr länger Zeit, um mich darauf vorzubereiten und an den technischen Komponenten zu arbeiten. Viele kleine Baustellen galt es zu verbessern», sagte Tasiadis, der selbst sein größter Kritiker ist.
Als Glücksbringer hat er «einen kleines Erdmännchen aus Plüsch» von Freundin Denise mit. Das Maskottchen heißt Freddy und soll genauso viel Glück bringen wie sein Tattoo, dass er sich 2012 vor den Spielen gestochen hat. Motiv: die olympischen Ringe. «Es war ein großer Traum von mir, dort mal an den Start gehen zu dürfen. Man arbeitet ja sein ganzes Leben darauf hin. Es hat Glück gebracht, vielleicht jetzt auch.»
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