Auch am Geburtstag stand Julian Nagelsmann auf dem Trainingsplatz. Und nach knapp drei Wochen Arbeit in München freut sich der nun 34 Jahre junge Cheftrainer des deutschen Rekordmeisters auf das «Premieren-Gefühl» in seinem neuen Fußball-Wohnzimmer.
In den kommenden acht Tagen gibt es für Nagelsmann dabei sogar gleich eine dreifache Allianz-Arena-Dosis – mit Risiken und Nebenwirkungen.
Anspruchsvoller Test-Dreierpack
Im Verlauf der «Audi Summer Tour 2021», die wegen Corona schon zum zweiten Mal nicht in Form einer lukrativen Werbetour nach China oder in die USA stattfinden kann, sondern für die Bayern-Fans in aller Welt hauptsächlich virtuell stattfinden muss, bestreiten die Bayern in kurzer Abfolge drei Tests gegen namhafte Clubs: Auftaktgegner am Samstag ist Ajax Amsterdam (16.30 Uhr/RTL und MagentaTV), gefolgt von den Partien gegen Bundesliga-Auftaktgegner Borussia Mönchengladbach vier Tage später sowie dem SSC Neapel am letzten Juli-Tag.
Ob der anspruchsvolle Dreierpack tatsächlich ein Geschenk für Nagelsmann in der Saisonvorbereitung ist, muss sich angesichts des aktuellen (Sch)Rumpfkaders mit ersten verletzten Leistungsträgern noch erweisen. Der erste Testlauf mit zahlreichen Nachwuchsakteuren als Ersatz für Topspieler wie Robert Lewandowski, Joshua Kimmich oder Leon Goretzka endete vor einer Woche mit einem 2:3 in Villingen gegen den 1. FC Köln.
«Man sollte als Bayern München immer Spiele gewinnen wollen», sagt Nagelsmann zwar. Aktuell muss er aber Erkenntnisse über Ergebnisse stellen. Auch in die anstehende Testspielwoche geht er noch ohne die EM-Teilnehmer. Diese kann er jetzt erst nach und nach wieder in den Trainingsprozess integrieren. An Nagelsmanns Geburtstag tauchte immerhin schon Serge Gnabry als Frühstarter an der Säbener Straße auf. 24 Tage nach dem deutschen EM-K.o. gegen England nahm der 26 Jahre alte Angreifer die Arbeit vorzeitig auf. Nagelsmann hatte die ersten Turnierteilnehmer eigentlich erst am Montag zurückerwartet.
Neuzugang muss Führungsrolle übernehmen
«Wir wissen, dass wir stabiler werden, wenn alle zurückkommen», beruhigte Nagelsmann zuletzt. Der Nachfolger von Hansi Flick wird gegen Ajax Amsterdam für die wieder in größerer Zahl zugelassenen Fans noch die Hauptattraktion in der Arena sein. Dazu geben der mit dem Trainer aus Leipzig gekommene Abwehrhüne Dayot Upamecano und Außenverteidiger Omar Richards gegen den Rekordmeister aus den Niederlanden ihr Heimdebüt im Bayern-Trikot.
Der 42-Millionen-Mann Upamecano muss in der Stotter-Vorbereitung sofort eine Führungsrolle übernehmen, wie Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei der Präsentation des 22-jährigen Franzosen betont hatte: «Er weiß, dass er von Anfang an mit seinen Leader-Qualitäten gefragt ist.» Zumal Weltmeister Lucas Hernández, der programmierte Nachfolger von David Alaba (Real Madrid) als Chef im Abwehrzentrum, nach einer Meniskus-Operation am Knie zum Saisonstart fehlen wird.
Auch wenn die Aussagekraft der anstehenden Testspiele begrenzt sein wird, könnten negative Resultate die Debatten über die aktuelle Münchner Personalpolitik weiter befeuern. Oliver Kahn ist «total überzeugt» vom aktuellen Kader, der neue Vorstandschef hält ihn auch international für absolut wettbewerbsfähig. Ehrenpräsident Uli Hoeneß dagegen wird längst «angst und bange», wenn er sieht, was Clubs wie Paris Saint-Germain ungeachtet europaweiter Corona-Einbußen auf dem Transfermarkt dennoch ausgeben. «Gegen diese finanziellen Kräfte ist aktuell nichts zu machen», erklärte Sportvorstand Salihamidzic.
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