Brüderlicher Zuspruch war auf dem Weg zur Erfüllung des großen gemeinsamen Traums nicht nur einmal nötig. Ob ein Unfall, schwere Verletzungen oder das Coronavirus: Von diesen und anderen Tokio-Hindernissen ließen sich die Schwimmer Ole und Malte Braunschweig nicht aufhalten.
«Wir haben uns dann immer aufgebaut und uns an das Ziel erinnert», sagt Malte der Deutschen Presse-Agentur. «So haben wir uns gegenseitig gepusht.» Der 20-Jährige tritt bei den Paralympics an, sein drei Jahre älterer Bruder ist vorher bei Olympia am Start. Diese ganz spezielle olympische Kombination im selben Jahr gab es bei einem deutschen Brüderpaar zuvor noch nie.
Entbehrungen und Verletzungen
«Dass wir es jetzt geschafft haben, ist umso süßer wegen der ganzen Entbehrungen und Verletzungen, die wir seit 2016 hatten», sagt Ole. «Das ist echt geil.» Vor rund viereinhalb Jahren fiel der Berliner mit dem Knie auf eine Scherbe, verblutete fast. «Der Arzt meinte, dass ich echt gute Schutzengel hatte», erzählt er. Es folgten ein Kreuzbandriss, Pfeiffersches Drüsenfieber und eine Corona-Infektion rund drei Monate vor der Olympia-Qualifikation.
«Es gab mehr Situationen, in denen Malte mich hochziehen musste als ich ihn», sagt Ole dementsprechend. «Er versucht, aus den schwersten Situationen immer das Beste mitzunehmen und das Beste draus zu machen.» Doch auch der größte Optimist braucht mal Hilfe. Ole wurde zum Motivator in Phasen, in denen es bei seinem Bruder im Training nicht gut lief und er Unterstützung brauchte.
Kindheitstraum geht in Erfüllung
Malte hat eine Dysmelie am rechten Arm: Seine Oberarmmuskulatur ist nur zum Teil vorhanden, zudem fehlt ihm an der rechten Hand der kleine Finger. Zum Schwimmen kam er auch über seinen älteren Bruder. Zu den Paralympics will er schon ganz lange. «Ich habe mir von klein auf das Ziel gesetzt, eines Tages bei den Paralympics zu starten», sagt er. «Für mich ist das das Größte, was es gibt, weil da ein Kindheitstraum in Erfüllung geht.»
Wenn es vom 24. August an soweit ist, hätte Ole seinen Bruder gerne in der Halle angefeuert. Mit seiner Freundin Leonie Kullmann, die ebenfalls bei Olympia schwimmt, wäre er nach dem Ringespektakel gerne noch durch Japan gereist und hätte anschließend Malte im Tokyo Aquatics Centre zugeschaut. Die coronabedingten strengen Reisebeschränkungen in Japan verhindern das. Auch die Eltern sind Malte zufolge traurig, dass sie nicht live dabei sein können, und fiebern zu Hause vor dem Fernseher mit.
Der Videocall oder die Textnachricht ist bei den Spielen für die Braunschweigs nun das Kommunikationsmittel der Wahl. Für Malte ist das vor der persönlichen Paralympics-Premiere auch eine gute Chance. «Ich kann dann schonmal fragen, wie es in Tokio so ist», sagt er. «Vielleicht ist die Aufregung im Vorfeld dann nicht ganz so groß.»
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