23. November 2024

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Wirklichkeit besser als Träume: Barty feiert Wimbledonsieg

Das Damen-Endspiel in Wimbledon ist lange eine klare Angelegenheit für Ashleigh Barty, ehe sie noch zittern muss. Zwei Tage nach ihrem Sieg über Angelique Kerber lässt die Nummer eins der Welt am Ende die Tennis-Nation Australien jubeln. Auch Karolina Pliskova weint danach.

Im Moment, als der Traum vom Wimbledonsieg endlich Wirklichkeit war, schossen Ashleigh Barty die Tränen in die Augen.

Die 25-jährige Australierin schlug die Hände vors Gesicht und hockte mit feuchten Augen auf dem Rasen, nachdem Finalgegnerin Karolina Pliskova eine Rückhand ins Netz gesetzt hatte.

Mit dem 6:3, 6:7 (4:7), 6:3 gegen die Tschechin beendete Barty in London Australiens schier endlose Wartezeit auf die nächste Wimbledonsiegerin nach 41 Jahren und stürmte danach auf dem Centre Court in die Box ihres Teams. Aus den Händen von Herzogin Kate – grünes Kleid, weiße Pumps – nahm die Weltranglisten-Erste danach die ersehnte Venus Rosewater Dish entgegen.

Nach dem Finale fließen Tränen

«Es ist besser, als ich mir das je vorgestellt habe. Ich habe vergangene Nacht wenig geschlafen und mir ausgemalt, wie alles sein würde», sagte Barty bei der Siegerehrung. Nach einem Plausch mit Kate und Prinz William abseits des Platzes löste sich die Anspannung zusehends, im Kreise ihres Teams flossen erneut Tränen.

Die konnte auch die unterlegene Pliskova bei der Siegerehrung nicht zurückhalten. «Ich habe es jede Minute genossen, auf diesem Platz zu spielen», sagte die 29-Jährige. Weiter kam sie nicht. «Ich weine nie, und jetzt…», fügte sie entschuldigend an. Pliskova muss weiter auf ihren ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier warten. Die frühere Nummer eins der Welt hatte 2016 auch das US-Open-Endspiel verloren, damals gegen Angelique Kerber, die am Donnerstag im Halbfinale gegen Barty unterlegen war. «Egal, welche Trophäe wir haben, wir hatten hier zwei unglaubliche Wochen», betonte sie an ihr Team mit dem deutschen Coach Sascha Bajin gerichtet.

Barty lässt Australier jubeln

Für Barty ist es der zweite Titel bei einem der vier Grand-Slam-Turniere nach dem Erfolg bei den French Open 2019. Als bis dato letzte Australierin hatte Evonne Goolang Cawley 1980 auf dem Rasen in London triumphiert. Bei den Herren gelang dies als bislang letztem Australier Lleyton Hewitt im Jahr 2002.

Barty lag nach nur sechs Minuten 3:0 vorn. Die ersten 14 Punkte gingen an die Alleskönnerin aus der Nähe von Brisbane, dann setzte sie eine Rückhand ins Netz. Die 15 000 Zuschauer auf dem Centre Court applaudierten beim ersten Punktgewinn für Pliskova, um der Nummer 13 der Welt Mut zu machen. Doch die über so einen starken Aufschlag verfügende Tschechin lag nach einem Doppelfehler sogar 0:4 hinten. Mit einem leisen Lächeln registrierte sie den ersten Spielgewinn zum 1:4, als Barty erstmals bei eigenem Aufschlag schwächelte.

Die Damentennis-Legenden Martina Navratilova und Billie Jean King diskutierten das Geschehen beim Seitenwechsel direkt hinter Herzogin Kate und Prinz William angeregt in der königlichen Loge. Navratilova erklärte Kate auch direkt das Geschehen auf dem Rasen. Sie sahen, wie Pliskova auch beim dritten Anlauf nicht ihr Service durchbrachte, danach aber etwas besser ins Match fand, auch wenn der Satz weg war.

Vier Wochen nach dem überraschenden French-Open-Coup von Barbora Krejcikova schien der nächste tschechische Erfolg beim 1:3 im zweiten Satz weit entfernt. Doch Barty zeigte mit der Ziellinie in Sichtweite Nerven und verlor bei einer 6:5-Führung ihren Aufschlag. Ein Doppelfehler von ihr entschied den umkämpften Tiebreak. Doch Pliskova schenkte Barty im entscheidenden Satz mit einem leichten Volleyfehler das Break zum 2:0. Diesmal behauptete die Favoritin den Vorsprung und durfte nach 1:55 Stunden erleichtert jubeln.

Von Robert Semmler, dpa