Für Vladimir Darida hätte der Traum vom Profifußball schon als Teenager beendet sein können. Als 17-Jähriger stürzte er bei einem Winterausflug im Böhmerwald unglücklich und brach sich zwei Rückenwirbel.
«Ich musste zwei Monate nur liegen, ich habe mich hilflos gefühlt», erinnerte sich der Kapitän des tschechischen Nationalteams einmal. Für Darida, der heute von seiner Beweglichkeit und Laufstärke lebt, war das natürlich der Horror.
Ärze irrten sich
Die Ärzte, so erzählte es Daridas Mutter Hanka der Zeitung «MF Dnes» vor der EM, sprachen sogar davon, dass er nicht wieder würde Fußball spielen können. «Er sprach ständig davon, eines Tages für Manchester United zu spielen, und plötzlich drohte er im Rollstuhl zu landen», erinnerte sich seine Mutter voller Unbehagen.
Als es wieder warm wurde, konnte Darida sein Korsett ablegen und ins Training zurückkehren. «Er ist ein sanfter Junge, aber innerlich unglaublich stark», bemerkte einmal Daridas früherer Jugendtrainer bei Viktoria Pilsen, Vaclav Mrazek, in der Zeitung «Blesk».
Der Kapitän ist nun bereit für das EM-Viertelfinale gegen Dänemark am Samstag (18.00 Uhr/ARD und Magenta TV) in Baku. Im Achtelfinale gegen die Niederlande (2:0) hatte Darida verletzt gefehlt, das Duell mit Danish Dynamite will er sich aber nicht nehmen lassen. «Ich bin zu 100 Prozent bereit für das Spiel», versicherte der Mittelfeldspieler. «Ich bin bereit, von Beginn an zu spielen.»
Von klein auf ein Fußballfanatiker
Darida ist im sechsten Stock eines Wohnhauses im Pilsener Stadtteil Bolevec zusammen mit seiner Mutter und den beiden älteren Schwestern aufgewachsen. «Vladik war von klein auf ein Fußballfanatiker. Alles, was ihn interessierte, war der Ball», erzählte Mutter Hanka. Seine ersten Fußballschuhe vom Weihnachtsmann platzierte er beim TV-Schauen neben dem Fernseher, um sie im Blick zu behalten.
Der schmächtige Dauerläufer fiel später bei Viktoria Pilsen nachhaltig auf. Im Sommer 2013 wechselte Darida zum SC Freiburg, zwei Jahre später nahm ihn Bundesligarivale Hertha BSC unter Vertrag. Mit aktuell 75 Länderspielen ist er der mit Abstand erfahrenste Akteur im Kader von Nationaltrainer Jaroslav Silhavy. «Es ist eine große Ehre für mich, die Kapitänsbinde zu tragen und die Mannschaft bei der Euro anführen zu dürfen», sagte Darida vor dem Endrundenstart.
Anführer der Tschechen
Seine Bedeutung ist über die Jahre gewachsen. 2012 in Polen und der Ukraine sammelte Darida in einer Mannschaft mit Tomas Rosicky oder Milan Baros erste EM-Erfahrungen. 2016 in Frankreich war er in einer Mannschaft mit dem beinahe ewigen Petr Cech Stammspieler. Jetzt ist Darida der Anführer der Tschechen – und erstmals seit 2004 wollen sie wieder ins Halbfinale.
«Es wird ein anderes Spiel als gegen die Niederländer, wo wir auf Konter gewartet haben, weil wir wussten, dass einige ihrer Offensivspieler nicht so schnell zurückkommen, um zu verteidigen», erläuterte Mittelfeldmann Jakub Jankto mit Blick auf das erfolgreiche Achtelfinale. «Das wird bei den Dänen nicht der Fall sein, denn sie finden nach Ballverlusten schnell wieder zu ihrer Form zurück.» Wenn man aber auf so hohem Niveau weiterspiele, wie zuletzt, dann könne man weiterkommen. Das sieht Darida nicht anders.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
TSCHECHIEN: 1 Vaclik – 5 Coufal, 3 Celustka, 6 Kalas, 2 Kaderabek – 9 Holes, 15 Soucek – 12 Masopust, 8 Darida, 13 Sevcik – 10 Schick
DÄNEMARK: 1 Schmeichel – 6 Christensen, 4 Kjaer, 3 Vestergaard – 17 Stryger Larsen, 8 Delaney, 23 Höjbjerg, 5 Maehle – 14 Damsgaard, 20 Poulsen, 9 Braithwaite
Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)
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