25. November 2024

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EM-Trends: Goodbye Superstars, Aus von Topteams, Tor-Rekorde

Nach dem Achtelfinal-Nervenkitzel haben sich reichlich Stars von der EM-Bühne verabschieden müssen. Sieben Spiele vor der Kür des Champions stechen Torrekorde und das Aus von Top-Teams hervor.

Kylian Mbappé, Cristiano Ronaldo oder Robert Lewandowski sind raus, über Eigentore wird gestaunt oder gelacht und eine Rekordzahl von Treffern sorgt für ein großes EM-Spektakel.

Die EM macht nach allen Diskussionen um ihre Austragung während der Corona-Pandemie den Fußball-Fans in Europa Riesenspaß. Die mitreißenden Achtelfinal-Duelle haben Lust auf die noch ausstehenden sieben Alles-oder-Nichts-Spiele gemacht.

Klar ist nach dem Aus von Portugal gegen Belgien, dass am 11. Juli in London ein neuer Europameister gekürt wird. Insgesamt ist das Bild vor den Viertelfinalspielen am Freitag und Samstag in St. Petersburg, München, Baku und Rom weiter eine Zwischenbilanz, aber bemerkenswert ist es in jedem Fall. Von den sechs europäischen Teams, die im Jahr 2018 im WM-Viertelfinale standen, sind nur England und Belgien im EM-Viertelfinale dabei. Kurios: Nur zwei Mannschaften, Belgien und Deutschland, konnten während der EM nach einem 0:1-Rückstand noch ein Spiel gewinnen.

GOODBYE SUPERSTARS: Weltfußballer Lewandowski verpasste mit Polen die K.o.-Runde, nach einem Spiel dort mussten auch Portugals Rekordmann Ronaldo, Frankreichs Megastar Mbappé und Deutschlands Welttorhüter Manuel Neuer die Koffer packen. Noch im Turnier sind die Belgier Romelu Lukaku und Kevin De Bruyne sowie Englands Kapitän Harry Kane. Das Double aus Champions-League-Sieg mit dem FC Chelsea und EM-Titel können noch der Däne Andreas Christensen, die Engländer Ben Chilwell, Reece James und Mason Mount, die Italiener Jorginho und Emerson sowie César Azpilicueta aus Spanien gewinnen. Die fünf Teamkollegen aus Deutschland, Kroatien und Frankreich sind raus.

EIGENTORFLUT: Spaniens Pedri setzte die kuriose Eigentor-Serie der EM im Achtelfinale fort, auch wenn er wenig dafür konnte. Durch den Patzer von Torwart Unai Simon traf Pedri per Rückpass im Achtelfinale gegen Kroatien am Montag ins eigene Netz. Es war schon das neunte Eigentor bei der laufenden Europameisterschaft. Das ist einsamer Rekord: Zuvor hatte es in der EM-Geschichte erst neun Eigentore bei allen vorherigen Turnieren insgesamt gegeben. BVB-Abwehrchef Mats Hummels ist der erste deutsche EM-Spieler, der ins eigene Tor traf.

RONALDO-REKORDE: Die gibt es nicht nur bei den Eigentoren. Ronaldo ist mit 14 Toren neuer EM-Rekordtorschütze und hat den Franzosen Michel Platini (9) inzwischen deutlich hinter sich gelassen. Mit 109 Toren insgesamt ist Ronaldo mit dem Iraner Ali Daei gleichgezogen, 25 EM-Endrundenspiele von Portugals Superstar sind auch Bestwert. Zudem ist er der einzige, der auch in fünf Turnieren gespielt hat.

TORE, TORE, TORE: Die entscheidenden Spiele in Gruppe E und F sorgten mit ihren 18 Toren für den torreichsten Tag in der EM-Geschichte. Nur fünf Tage später wurde auch der Rekord für einen Tag in der K.-o.-Phase gebrochen. In den Achtelfinal-Spielen Kroatien gegen Spanien (3:5 n.V.) und Frankreich gegen Schweiz 3:3 (4:5 im Elfmeterschießen) fielen vor den Duellen vom Punkt 14 Tore. Der Torschnitt kann sich insgesamt sehen lassen. Knapp 2,8 Tore fallen pro Spiel. Besser war der Durchschnitt nur in alten Zeiten, als es nur vier EM-Spiele gab. Absolut ist das Turnier schon das torreichste überhaupt mit bereits 123 Toren. 2016 waren es 108 Treffer, auf Rang drei liegt die EM 2000 mit 85 Toren. Damals gab es aber auch nur 31 statt jetzt 51 Spiele.

MEILENSTEIN: Der Jugoslawe Milan Galic war 1960 der erste EM-Torschütze, mittlerweile sind über 800 Tore gefallen. Der 800. Treffer wurde vom Schweizer Haris Seferović durch den 1:0-Führungstreffer gegen Frankreich erzielt. Angesichts des folgenden Spektakels ging der Treffer des früheren Frankfurters, der nun bei Benfica Lissabon spielt, etwas unter. Der Augsburger Michael Gregoritsch hatte beim 3:1-Erfolg Österreichs gegen Nordmazedonien das 700. Tor erzielt. Das für die meisten Fans spektakulärste Tor war das des Tschechen Patrik Schick, der beim 2:0 gegen Schottland aus mehr als 45 Metern das EM-Tor aus der größten Distanz erzielte.

KURZVIDEOS: Der Videoschiedsrichter präsentierte sich beim Turnier in Topform. Lange Wartereien gibt es praktisch keine, die Entscheidungen bei den zu bewertenden Szenen wurden schnell getroffen. Das lässt auch die Schiedsrichter gut aussehen, die insgesamt ein gutes Bild bei dem Turnier abgeben. In der Gruppenphase ahndeten die Unparteiischen in der Gruppenphase 806 Vergehen. Vor fünf Jahren waren es im gleichen Zeitraum 911 Fouls gewesen. «Wir haben die Schiedsrichter nicht gebeten, weniger Fouls zu pfeifen», sagte Schiedsrichterchef Roberto Rosetti. «Wir wollen eine korrekte Ahndung der Foulspiele.»

JUNGSTARS: Jude Bellingham freute sich bei den Engländern über sein Debüt mit 17 Jahren und 349 Tagen beim 1:0 zum Auftakt gegen Kroatien. Damit war der Profi von Borussia Dortmund zumindest für ein paar Tage der jüngste Spieler einer EM. Kacper Kozlowski aus Polen löste Bellingham schnell wieder ab. 17 Jahre und 246 Tage war er gerade mal alt, als er gegen Spanien eingewechselt wurde. Jamal Musiala avancierte beim 2:2 Deutschlands gegen Ungarn mit 18 Jahren und 117 Tagen zum jüngsten deutschen Turnierspieler. Jüngster deutscher Torschütze bei einer EM darf sich Kai Havertz mit 22 Jahren und acht Tagen seit seinem Treffer beim 4:2 gegen Portugal nennen.

ERFOLGSFORMEL: Das klassische Bild der Turniermannschaft muss möglicherweise überdacht werden. Langfristig gefestigte Teams wie Italien und Belgien zählen nach weitestgehend überzeugenden Leistungen zu aussichtsreichen Titelkandidaten. «Du musst in der Nationalmannschaft eine Atmosphäre schaffen wie in einem Club-Team. Meine Mannschaft ist über Jahre gewachsen. Sie hat Prinzipien verinnerlicht und Erfahrungen gesammelt», sagte Belgiens Nationaltrainer Roberto Martínez. Das von Joachim Löw besonders vor dem WM-Triumph 2014 erfolgreich praktizierte Turnier-Projekt mit einer perfekt geplanten Vorbereitung funktionierte in diesem Jahr, sicher auch beeinflusst durch die Schwierigkeiten der Pandemie, wie schon bei der WM 2018 nicht.

Von Christian Kunz und weiteren dpa-Korrespondenten, dpa