Am Ende eines langen Wimbledon-Tages erledigte Dominik Koepfer erstaunlich schnell seinen Job und sorgte für das erste Erfolgserlebnis eines deutschen Tennisprofis bei der Rückkehr des Traditionsturniers.
Nach nicht einmal zwei Stunden hatte Koepfer durch das 6:4, 7:6 (7:3), 6:2 gegen den an Nummer 27 gesetzten Amerikaner Reilly Opelka wie vor zwei Jahren die erste Runde überstanden – nachdem sich der Spielbeginn auf den Außenplätzen wegen Regens um fünf Stunden verzögert hatte und Koepfer schon seit 8.00 Uhr morgens auf der Anlage weilte.
Frühe Niederlagen
Das Aus bei dem Rasenklassiker kam dagegen für Laura Siegemund und Yannik Hanfmann. Die Spiele von Philipp Kohlschreiber und von Mona Barthel wurden auf Dienstag verschoben. Dann bestreiten Alexander Zverev, Angelique Kerber und Jan-Lennard Struff ab 14.00 Uhr nacheinander ihre Auftaktspiele auf dem überdachten Platz Nummer eins. Zverev trifft auf den niederländischen Qualifikanten Tallon Griekspoor, die 2018-Siegerin Kerber auf die Serbin Nina Stojanovic und Struff auf Weltranglisten-Zweiten Daniil Medwedew aus Russland. Nachsitzen müssen noch Daniel Masur und Oscar Otte, deren Partien am Montagabend wegen einbrechender Dunkelheit abgebrochen wurden.
Koepfer rechnet sich vor dem Duell gegen Qualifikant Daniel Masur oder den Südkoreaner Kwon Soon Woo Chancen auf mehr aus. «Es könnte schlimmer sein in der zweiten Runde eines Grand Slams. Wenn ich es schaffe, so ruhig im Kopf zu bleiben, sind die Chancen da», sagte der 62. der Weltrangliste. Gegen den 2,11 Meter langen Opelka blieb Koepfer ruhig, obwohl der Linkshänder oft chancenlos gegen die Aufschläge war. «Heute war ich in den richtigen Momenten am richtigen Ort und habe genug Returns reingespielt», sagte der 27-Jährige.
Siegemund war beim 1:6, 3:6 gegen die druckvoll spielende Russin Jekaterina Alexandrowa weitgehend chancenlos. Nach nicht einmal einer Stunde war die Schwäbin raus und stellte fest: «Ich habe für meine Verhältnisse nicht so schlecht gespielt. Der Rasen und ich werden in meiner Karriere keine Freunde mehr, zumindest im Einzel.» Viermal hatte sich Siegemund warm gemacht, weil ihre Partie anfangs immer nur halbstundenweise verschoben wurde. «Hier regnet’s ja nicht zum ersten Mal. Das ist was, da muss man mit klarkommen», sagte sie trocken.
Top-Favorit nach Ausrutscher souverän
Novak Djokovic landete im ersten Satz gleich zweimal auf dem Hosenboden, einen sensationellen Erstrunden-Ausrutscher auf dem feuchten Wimbledon-Rasen vermied der Top-Favorit aber noch souverän. Auf der Jagd nach dem 20. Grand-Slam-Titel siegte der Serbe 4:6, 6:1, 6:2, 6:2 gegen den Briten Jack Draper. Der 19 Jahre alte Linkshänder ist nur die Nummer 253 der Welt und war dank einer Wildcard dabei. Djokovic konnte zunächst etliche Chancen nicht nutzen, setzte sich aber nach zwei Stunden und einer weiteren unsanften Landung durch.
Sein French-Open-Finalgegner Stefanos Tsitsipas verlor ohne Spielpraxis auf Rasen gleich. Der Grieche unterlag dem Amerikaner Frances Tiafoe 4:6, 4:6, 3:6,
Bei der Rückkehr des im Vorjahr wegen der Coronavirus-Pandemie ausgefallenen Traditionsturniers feuerten die Fans auf dem Centre Court ihren mutig aufspielenden Landsmann Draper frenetisch an. «Er hat gut gespielt, er hat gekämpft, es war eine einmalige Gelegenheit für ihn», sagte Djokovic und zeigte sich happy über seine 25 Asse und die Sätze zwei bis vier. «Es war eine sehr gute Leistung», sagte er.
Djokovic durfte als Sieger der vergangenen Wimbledon-Auflage vor zwei Jahren das erste Match auf dem Centre Court bestreiten, dessen Dach wegen Regens geschlossen war. Vor gut zwei Wochen holte der 34-Jährige bei den French Open seinen 19. Titel bei einem der vier wichtigsten Turniere. Mit einem Triumph in Wimbledon würde er bei den Grand Slams zu den Rekordsiegern Roger Federer und Rafael Nadal aufschließen. Auch der echte Grand Slam – der Triumph bei den vier größten Veranstaltungen in einem Kalenderjahr sowie Olympia-Gold – sind als Ziele bei Djokovic im Hinterkopf.
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