23. November 2024

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Leichter Wimbledon-Start für Zverev – Hammer für Struff

Ein Wimbledonsieg zählt im Tennis gefühlt immer noch mehr als jeder andere Titel Die deutschen Asse erhielten bei der Auslosung Gegner von höchst unterschiedlichem Format.

Wimbledon ist zurück! Der im Corona-Jahr 2020 als einziges Grand-Slam-Turnier ausgefallene Tennis-Klassiker zieht die Fans ab diesem Montag endlich wieder in seinen Bann.

Zwei Jahre nach dem legendären Finale zwischen Novak Djokovic und Roger Federer wird auf Rasen wieder ganz in Weiß um die wohl begehrtesten Titel im Tennis gespielt.

«Es ist das Turnier, das jede Spielerin gewinnen will», sagt Angelique Kerber, die 2018 triumphierte. «Dieses Turnier kennt man überall auf der Welt. Ganz egal, ob sich die Menschen für Tennis interessieren oder nicht – Wimbledon ist allen ein Begriff.» Kerber gefällt es, dass die Tradition so gepflegt wird. Als erste Gegnerin bekam die 33-Jährige am Freitag die Weltranglisten-86. Nina Stojanovic aus Serbien zugelost.

Osaka und Halep fehlen

Die dreimalige Grand-Slam-Titelträgerin, die sich beim Turnier in Bad Homburg einstimmt, sieht sich nach dem sofortigen Aus bei den Australian und French Open nur als Außenseiterin in einem Damen-Feld ohne klare Favoritin. Es fehlen die Japanerin Naomi Osaka und die 2019-Siegerin Simona Halep. Die Rumänin sagte am Freitag wegen der Folgen einer Wadenverletzung ab, die sie sich im Mai beim Match gegen Kerber in Rom zugezogen hatte. Alexander Zverev startet gegen den niederländischen Qualifikanten Tallon Griekspoor, Jan-Lennard Struff beginnt gegen den Weltranglisten-Zweiten Daniil Medwedew aus Russland, den er gerade erst in Halle besiegte.

Bevor am Abend des 11. Juli – Stand jetzt vor 60.000 Fußball-Fans – der neue Europameister feststeht, wird am Nachmittag in Wimbledon der Herren-Champion gekürt. Der Top-Favorit heißt Novak Djokovic. Der Serbe siegte 2019 im längsten Endspiel der Wimbledon-Geschichte nach fast fünf Stunden und zwei abgewehrten Matchbällen im fünften Satz nach dem entscheidenden Tiebreak mit 13:12 gegen den am Boden zerstörten Schweizer Roger Federer.

Läuft es wie zuletzt bei den French Open, wird sich diese Geschichte nicht wiederholen. Federer stieg vor dem Achtelfinale aus, um sein zweimal operiertes Knie auf den Pariser Sandplätzen nicht zu sehr zu belasten. Die Rasen-Generalprobe in Halle ging für den bald 40-Jährigen, der achtmal in Wimbledon triumphierte, daneben. Der Dritte im Bunde der großen Drei, Rafael Nadal aus Spanien, hat abgesagt. US-Open-Sieger Dominic Thiem aus Österreich fehlt verletzt.

Kohlmann: Zverev kann um Titel spielen

Der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann sieht auch Chancen für Zverev. «Er gehört zu den Spielern, die um den Titel mitspielen werden. Es gibt keinen Grund, warum Sascha auf Rasen nicht sehr erfolgreich spielen kann», sagte Kohlmann bei «spox.com».

Djokovic will jedoch alles für den Golden Slam tun: den Gewinn aller vier Grand-Slam-Turniere und von Olympia-Gold – ein bislang einmaliges Kunststück, das bisher nur Steffi Graf 1988 glückte. Schon in Wimbledon kann Djokovic mit dem 20. Grand-Slam-Titel zu den Rekordhaltern Federer und Nadal aufschließen.

Nicht alles ist im Südwesten Londons ab Montag indes so, wie es der Tradition entspricht. Die Profis durften sich nicht im Umfeld der Anlage in Häuser einmieten, sondern müssen wie zuletzt bei den anderen Grand Slams im Hotel wohnen und pendeln zur Church Road. Dort wird es nicht die lange Schlange geben, in der die Anhänger auf genutzte Tickets warten, die ab Nachmittag für kleines Geld noch einmal verkauft werden. Dieses Angebot, das immer ebenso wetterfeste wie geduldige Camper anlockte, entfällt in diesem Jahr.

Immerhin wird vor Zuschauern gespielt. Zunächst wird mit einer Auslastung von bis 50 Prozent auf dem Centre Court und dem Platz Nummer 1 gestartet, auf kleineren Außenplätzen dürfen sogar bis zu drei Viertel der Plätze besetzt werden. Zum Halbfinale und Finale soll es dann jeweils einen mit 15.000 Zuschauern komplett gefüllten Centre Court geben – so wie immer.

Die deutschen Erstrunden-Paarungen:

Herren-Einzel:

Jan-Lennard Struff (Warstein) – Daniil Medwedew (Russland/2)
Tallon Griekspoor (Niederlande) – Alexander Zverev (Hamburg/4)
Denis Shapovalov (Kanada/10) – Philipp Kohlschreiber (Augsburg)
Reilly Opelka (USA/27) – Dominik Koepfer (Donaueschingen)
Jiri Vesely (Tschechien) – Yannick Hanfmann (Weinheim)
Oscar Otte (Köln) – Arthur Rinderknech (Frankreich)
Kwon Soon Woo (Südkorea) – Daniel Masur (München)

Damen-Einzel:

Angelique Kerber (Kiel/25) – Nina Stojanovic (Serbien)
Jekaterina Alexandrowa (Russland/32) – Laura Siegemund (Metzingen)
Andrea Petkovic (Darmstadt) – Jasmine Paolini (Italien)
Zhu Lin (China) – Mona Barthel (Neumünster)

Von Robert Semmler, dpa