Die UEFA-Entscheidung, das Münchner Stadion zum deutschen EM-Spiel gegen Ungarn nicht in den Regenbogenfarben anleuchten zu lassen, hat aus Sicht der SPD-Sportpolitikerin Dagmar Freitag eher zu einer breiteren Diskussion über das Thema geführt.
«Ich finde, dass sich die UEFA ein wirkliches Eigentor geschossen hat», sagte die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses dem TV-Sender Phoenix.
Die Europäische Fußball-Union habe nicht erkannt, welche weltweite Welle sie damit auslöse. «Beifall gab es ja eigentlich auch nur aus Ungarn», ergänzte Freitag. Sportverbände hätten kein Problem, mit autokratischen Staaten oder deren Sponsoren hochlukrative Werbeverträge abzuschließen. «Aber wenn es darum geht, im wahrsten Sinne des Wortes Flagge zu zeigen, dann wird es relativ dürftig.» Sport sei aber immer auch politisch.
Im Deutschlandfunk zeigte sich die 68-Jährige wenig überrascht von der UEFA-Entscheidung für die Partie am Abend (21.00 Uhr/ZDF und Magenta TV). Die Enttäuschung bleibe trotzdem. Mit Blick auf die Spieler betonte Freitag: «Jeder muss bereit sein, sich gesellschaftspolitischen Diskussionen zu stellen.» Unter Verweis auf menschenverachtende Kommentare in den sozialen Medien ergänzte sie: «Natürlich haben auch wir Gesprächsbedarf und nicht etwa nur die Ungarn.»
Hintergrund des abgelehnten Antrages aus München ist ein Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität in Ungarn einschränkt und in der vergangenen Woche vom ungarischen Parlament gebilligt wurde. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban.
Freitag hält 60.000 Zuschauer für «schlichtweg unverantwortlich»
Die geplante Zulassung von 60.000 Zuschauern beim EM-Endspiel in London stößt bei Freitag auf Ablehnung. Die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses sagte dazu im TV-Sender Phoenix: «Wenn ich sehe, in welchem Ausmaß die Delta-Variante im Moment in Großbritannien grassiert, halte ich eine Entscheidung, ein Stadion mit 60.000 Zuschauern zu füllen, für schlichtweg unverantwortlich.»
Die britische Regierung und die Europäische Fußball-Union UEFA hatten sich am Dienstag darauf geeinigt, für die beiden Halbfinals sowie dem Endspiel im Wembley-Stadion 75 Prozent der Zuschauer-Kapazität auszuschöpfen. Damit dürfen mehr als 60.000 Fans zu den drei Partien am 6., 7. und 11. Juli kommen. Zuvor war die Zahl der Zuschauer auf 40.000 begrenzt worden.
Freitag verwies mit Blick auf den Final-Spielort London darauf, dass es Alternativen gebe. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe gesagt, dass München als Alternativ-Standort zur Verfügung stehen würde.
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