Eine Dauerkarte auf der Dortmunder Südtribüne ist für viele so unerreichbar wie der Lotto-Jackpot. Dass einer der zuletzt 55.500 BVB-Karteninhaber diese wegen Corona zurückgibt oder nicht verlängert, scheint nicht vorstellbar.
Aber ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie und den leeren Rängen in den Fußballstadien ist mit Blick auf den Bundesligastart am 13. August nun die Frage: Kommen die Fans wieder zurück und spülen mit dem Kauf von Dauerkarten den Clubs wieder einen Teil der so wichtigen Zuschauereinnahmen in die Kassen?
Fakt ist: In der Corona-Vorsaison ohne Fans ab dem 26. Spieltag ging der Gesamterlös der Bundesliga und 2. Liga erstmals nach zuvor 15 aufeinanderfolgenden Umsatzrekorden zurück – um 5,7 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Ausschlaggebend waren auch entfallene Einnahmen aus dem Ticketabsatz: In der Bundesliga sank dieser um mehr als 156 Millionen Euro, ein Minus von 30 Prozent. In der Spielzeit 2018/2019, für die Vorsaison gab es dazu keine Daten, wurden laut DFL-Wirtschaftsreport 7.495.965 Dauerkarten in der Bundesliga verkauft (57,32 Prozent).
Clubs starten mit Dauerkartenverkauf
Dänemark plant vom 1. August an mit 100 Prozent Zuschauerauslastung unter Vorlage eines Corona-Passes. Davon ist in Deutschland noch lange nicht die Rede. Dennoch haben einige Clubs schon mit dem Dauerkartenverkauf begonnen, andere warten noch ab. Bayer Leverkusen gewährt sogar einen Dauerkartenrabatt in der neuen Saison von bis zu 30 Prozent. «Unser Ziel ist es, die Voraussetzung für eine stimmungsvolle und lautstarke Unterstützung zu schaffen», sagte Bernd Schröder, Bayers Marketing- und Vertriebsdirektor, der «Bild».
Der 1. FC Köln bietet seinen Fans zwei Optionen an, eine Dauerkarte mit Erstattung oder eine Pausierung, da derzeit zumindest in der Hinrunde nicht von einer vollen Stadionauslastung ausgegangen wird. Bei Borussia Mönchengladbach sind die Dauerkarten erst zur Rückrunde gültig. Derweil starten Hertha BSC und die TSG 1899 Hoffenheim noch keinen Verkauf. «Vieles ist mit heutigem Tage einfach nicht seriös plan- bzw. vorhersehbar», hieß es in einer TSG-Mitteilung.
Rückkehr zum Normalbetrieb gefordert
Angesichts der weiter sinkenden Corona-Zahlen forderte unlängst Christian Seifert (52), Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), in der zweiten Jahreshälfte eine Rückkehr zum Normalbetrieb von Großveranstaltungen jeglicher Art. Und auch Noch-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge (65) wünscht sich, dass in allen Stadien schon sehr bald ohne Risiko mit voller Kapelle, also mit 100 Prozent Zuschauerauslastung, gespielt werden darf.
Doch wie realistisch ist eine größere Zuschauerrückkehr angesichts von Ferien- und Urlaubszeit und der viel ansteckenderen Delta-Variante, die womöglich nach der Reisezeit auch in Deutschland die niedrigen Corona-Zahlen wieder in die Höhe schnellen lässt?
Maskenpflicht bei EM-Spielen oft ignoriert
Für Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek könnte die Delta-Variante «die mühsam errungenen Erfolge unserer Schutzmaßnahmen leicht wieder zunichtemachen, wenn wir nicht wachsam bleiben.» Zudem wird bei den EM-Spielen in München offenkundig, dass die angeordnete Maskenpflicht oft ignoriert wird.
Das könnte nach Ansicht von Holetschek Auswirkungen auf die künftige Zulassung von Fans in der Bundesliga haben. Die vier Spiele der EM in München mit je 14.500 Zuschauern seien ein Modellversuch. «Wenn der Modellversuch schief läuft, dann sehe ich ehrlich gesagt schwarz, dass der Profifußball in Zukunft vor vielen Zuschauern spielen kann», sagte der CSU-Politiker in einem Interview des BR.
Und auch der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger, sieht die Fußball-EM mit Sorge. «Mit einer gewissen Hoffnung schaue ich auf die niedrigen Inzidenzen in fast ganz Europa», sagte der Infektiologe vom Universitätsklinikum Regensburg. «Trotzdem machen mir die vollen Stadien zur Zeit Sorgen. Der Zustand in Großbritannien zeigt, dass wir auch mit dem derzeitigen Stand der Impfung noch nicht sicher sind.»
Für das Testspiel der Bayern am 24. Juli gegen Ajax Amsterdam sind laut der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung aktuell bis zu 500 Zuschauer erlaubt. «Momentan gibt es noch keine Erkenntnisse, wie sich die Pandemie-Lage für das Spiel am 24. Juli darstellt», erklärten die Bayern.
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