Wie er die Wartezeit bis zum möglichen Achtelfinale überbrücken will, wusste Xherdan Shaqiri schon.
«Wir haben einen schönen Pool da», sagte der Schweizer Matchwinner nach dem 3:1-Sieg gegen die Türkei über das Teamquartier in Rom. Und wahrscheinlich mehrere Fernseher. Schon am Montagabend wollten die Schweizer gemeinsam die Entscheidungsspiele in den Gruppen B und C schauen. «Klar rechnen wir ein bisschen durch», sagte der Gladbacher Nico Elvedi am Montag. «Wir hoffen natürlich, dass die Mannschaften so spielen, dass wir weiterkommen.»
«Die Qualität haben wir»
Die eigene Leistung stimmte am Sonntagabend. Mit ihrem im Vergleich zu den beiden vorherigen Partien stark verbesserten Auftritt wurde die hochtalentierte Mannschaft um den früheren Münchner Shaqiri und Kapitän Granit Xhaka ihren eigenen Ansprüchen erstmals bei diesem Turnier gerecht.
«Die Qualität haben wir in unserem Team. Daran haben wir immer geglaubt», sagte Shaqiri. Die Schweiz ist mit vier Punkten nun auf Platz drei und kann hoffen, als einer der vier besten Gruppendritten weiterzukommen. «Wir müssen hoffen, dass es reicht für die nächste Runde und dann wieder Vollgas geben», sagte Shaqiri. Der Offensivspieler des FC Liverpool zeigte in Baku eindrucksvoll, was er drauf hat. Traumhaft traf er aus der Distanz zum zwischenzeitlichen 2:0, beim 3:1 blieb der erfahrene Profi in einer kritischen Phase für sein Team cool und abgezockt.
Torschütze bei vier großen Turnieren
Bei vier großen Turnieren in Serie ist der 29-Jährige nun als Torschütze aufgetreten. Bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich und bei der WM vor drei Jahren in Russland scheiterte die Schweiz jeweils im Achtelfinale. Diesmal soll mindestens das Viertelfinale her – die Nati will «Geschichte schreiben», wie es Xhaka formulierte.
Dass die Chance dazu noch da ist, haben die Eidgenossen nicht nur dem starken Shaqiri zu verdanken. Vielmehr trat die Mannschaft von Trainer Vladimir Petkovic, der in der Öffentlichkeit schon ein schlechter Teamspirit attestiert worden war, wirklich als Einheit auf. «Wir haben großen Charakter in diesem Team gezeigt», sagte der frühere Gladbacher Xhaka zufrieden.
Unter anderem um den Besuch eines Friseurs, den die Spieler zwischen dem 1:1 gegen Wales am ersten Spieltag und dem 0:3 gegen Italien am vergangenen Mittwoch einfliegen ließen, hatte sich zuletzt eine teils heftige Debatte entwickelt. Diese dürfte nun erst einmal beendet sein. Ein starker Auftritt und ein Sieg reichen dafür, so ist das Geschäft.
Zuber spielt stark
Im Kollektiv fiel gegen die Türkei kein Spieler negativ ab – wohl fielen aber neben Shaqiri auch noch andere Schweizer besonders positiv auf. Der Frankfurter Steven Zuber zum Beispiel. Der 29-Jährige war bei seinem ersten Startelfeinsatz bei dieser EM auf der linken Außenbahn nicht zu bremsen und bereitete alle drei Tore vor. Auch 1:0-Torschütze Haris Seferovic und Torhüter Yann Sommer präsentierten sich in Topform.
Wie viel das wert ist, steht freilich noch nicht fest. «Wir müssen locker bleiben und hoffen, dass wir weiterkommen», sagte Coach Petkovic. Zumindest beim Lockerbleiben könnte der Pool in Rom helfen.
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