Wenn die Theaterweisheit von der verpatzten Generalprobe eine Wahrheit ist, verspricht der Saisonauftakt in der neugegründeten European League of Football (ELF) am Wochenende eine gelungene Premiere zu werden.
Als der Spielball während der Saisoneröffnung am Dienstag per Fallschirmspringer abgeliefert werden sollte, verpasste der Springer das Dach eines Hochhauses an der Hamburger Reeperbahn und landete am Eingang der Amüsiermeile auf der Straße.
Patrick Esume, der als sogenannter Commissioner der ELF vorsteht, nahm den kleinen Fauxpas mit Humor. Auf dem Rasen und im Umfeld hat die neue Liga Großes vor: «Wir werden von Beginn an medial und sportlich europäische Spitze sein», kündigte der 47-jährige Esume an. 14 Jahre nach dem Aus der NFL Europa soll ein neues Football-Zeitalter auf dem Kontinent eingeläutet werden.
Privatwirtschaftlich organisiert
Die ELF ist eine privatwirtschaftlich organisierte Liga, an der acht sogenannte Franchises beteiligt sind: Die Hamburg Sea Devils, Frankfurt Galaxy, Berlin Thunder, Leipzig Knights, Cologne Centurions (Köln) und Stuttgart Surge aus Deutschland, die Barcelona Dragons aus Spanien sowie die Wroclaw Panthers aus dem polnischen Breslau. Die Standorte Köln und Leipzig wurden anstelle der ursprünglich vorgesehenen Städte Hannover und Ingolstadt aufgenommen.
Dass die Organisationen keine gewachsenen Vereine sind, ruft die Kritik seitens der im American Football-Verband von Deutschland (AFVD) beheimateten German Football League (GFL) hervor. Die ELF agiere «außerhalb des organisierten Sports in Deutschland und Europa und ist vom Weltverband IFAF bislang nicht anerkannt», sagt Axel Streich, im GFL-Ligavorstand für Strategie und Kommunikation zuständig, auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Vier Amerikaner erlaubt
In der ELF sind acht Profis, darunter vier Amerikaner, zugelassen. Der Rest der Spieler rekrutiert sich überwiegend aus AFVD-Vereinen. Deshalb «mussten bereits die GFL-Standorte Ingolstadt, Hildesheim und Elmshorn ihre Mannschaften aus dem Bundesliga-Spielbetrieb zurückziehen, die GFL-Standorte in Stuttgart, Köln, Frankfurt und Berlin wurden erheblich geschwächt», sagt der Liga-Vorstand für Organisation, Geschäftsführung und Recht, Carsten Dalkowski. Er wirft der ELF eine «egoistische und unsolidarische Vorgehensweise» vor.
Trotz aller Vorwürfe ist das Handtuch zwischen der ELF und der GLF nicht völlig zerrissen. Beide Seiten betonen, für weitere Gespräche offen zu sein. Esume verweist unter anderem auf die umfangreiche Kooperation der Sea Devils mit den Clubs in der Hansestadt.
Starker Medienpartner
Ein großes Pfund der ELF ist es, von Beginn an einen starken Medienpartner an der Seite zu haben. So wird jeweils am Sonntag eine Partie live bei Pro Sieben Maxx zu sehen sein. Den Auftakt machen die Hamburg Sea Devils, die um 15.00 Uhr die Frankfurt Galaxy empfangen. Samstags wird ein Spiel auf ran.de zu sehen sein. Hier geht es um 19.00 Uhr mit dem Auftritt der Stuttgart Surge bei den Barcelona Dragons los. Nach den Übertragungen der NFL und aus dem College-Bereich sei es «eine logische Konsequenz, auch die ELF zu übertragen», sagt ran-Sportchef Alexander Rösner. Formate auf dem neuen Sender More Than Sports und der ELF-Homepage runden das Angebot ab.
Sportliches Aushängeschild der neuen Liga ist der frühere NFL-Profi Kasim Edebali, der für die Hamburg Sea Devils spielt und der im Vorfeld der Premieren-Saison Hauptdarsteller einer Comedy-Serie über die ELF war. Angesprochen, ob er gleich im ersten Endspiel am 26. September in Düsseldorf den Titel holen will, sagt der 31-Jährige: «Du musst erst einmal das erste Spiel gewinnen. Aber keiner spielt Football, um Zweiter zu werden.»
Schon vor dem ersten Kickoff haben Esume und Liga-Geschäftsführer Zeljko Karajica die Zukunft im Blick. 2022 wird London als Standort hinzukommen, in fünf Jahren soll die ELF aus 24 Teams in mindestens zehn Ländern bestehen. Das wäre tatsächlich ein neues Zeitalter für den American Football in Europa.
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