Am Tag nach dem wohl emotionalsten Fußball-Spiel seiner Karriere war der ehemalige Bayern-Profi Pierre-Emile Höjbjerg noch immer völlig erschöpft.
«Mir tun beide Beine weh. Es war eine emotionale Achterbahnfahrt. Aber ich werde das nie vergessen», sagte der Mittelfeldspieler von Tottenham Hotspur im EM-Quartier seiner dänischen Nationalmannschaft in Helsingör. «Danke an alle im Stadion. Danke an alle daheim in den Wohnzimmern. Ich möchte ganz Dänemark für diese Unterstützung danken.»
25.000 besonders laute Zuschauer im Parken Stadion von Kopenhagen hatten aus dem Abend der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen Belgien zuvor eine einzige Geste der Solidarität gemacht: Mit dem dänischen Spielmacher Christian Eriksen, der nach seinem Herzstillstand fünf Tage zuvor noch immer in einem Kopenhagener Krankenhaus liegt. Und mit der dänischen Mannschaft, die die dramatischen Bilder seines Zusammenbruchs noch immer zu verarbeiten hat.
Hoffnung: Heimspiel gegen Russland
Genau diese Unterstützung und das Wissen, dass es Eriksen wieder besser geht, haben bei den Dänen aber schon gegen Belgien Kräfte freigesetzt, die den Europameister von 1992 trotz der zwei Niederlagen in den ersten beiden Spielen doch noch ins Achtelfinale tragen sollen. Ein Sieg mit zwei Toren gegen Russland (Montag, 21.00 Uhr/ARD und Magenta TV) und eine gleichzeitige Niederlage der Finnen gegen Belgien würden dafür sicher reichen. «Ich will jetzt einen Sieg. Ich bin es leid, darüber zu reden, dass wir gut spielen, aber verlieren», sagte Trainer Kasper Hjulmand in einer Tonlage, die man von diesem eher sachlichen Fußball-Lehrer sonst kaum kennt.
Vor diesem spannenden Gruppenfinale am Montagabend sind zahlreiche Konstellationen denkbar. Bei einer Niederlage und einem Unentschieden gegen Russland wären die Dänen sicher ausgeschieden. Bei einem Sieg hätten sie mindestens Platz drei sicher und müssten gegebenenfalls auf den Ausgang der fünf anderen Turniergruppen warten. Sollten sie mit 1:0 gewinnen und die Finnen mit mehr als einem Tor Abstand verlieren, wäre Hjulmands Team aufgrund des Torverhältnisses sogar Zweiter. Schaut man auf den Heimvorteil in Kopenhagen und die individuelle Qualität im Vergleich zum russischen Team, ist das Erreichen der K.o.-Runde also durchaus eine realistische Option.
Ein Losentscheid im November 2019 könnte den Dänen im Nachhinein noch zu einer großen Hilfe werden. Denn damals war die Frage, welcher der beiden EM-Co-Gastgeber Dänemark und Russland bei diesem dritten Gruppenspiel das Heimrecht erhält. Das Los entschied: Es wird in Kopenhagen gespielt und nicht in St. Petersburg. Für die Dänen dürfte das gerade in den Tagen nach dem Eriksen-Schock ein großer Vorteil sein. «Wir hoffen, dass die Leute uns wieder genauso unterstützen werden, dann geben wir Gas», sagte Hjulmand. «Ich bin sehr froh, dass wir in Kopenhagen spielen und nicht in Russland.»
Seine Spieler jedenfalls glauben fest daran, dass sich die große Energie des Donnerstagabends, diese «Explosion im Parken» (Hjulmand) auch noch einmal auf das entscheidende Russland-Spiel übertragen lässt. «Ich freue mich auf Montag. Dann werden wir das zu Ende bringen und die Gruppenphase überstehen. Denn dieses Team kennt keine Limits», sagte der Stürmer Martin Braithwaite vom FC Barcelona.
Weitere Nachrichten
Rassistische Kommentare gegen Ansah: DLV prüft Strafanzeige
Maskenmann Mbappé leidet: «Es ist furchtbar»
Bellinghams Fallrückzieher rettet England vor Blamage