29. April 2025

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Triathlet Lasse Priester feiert Comeback nach Herzinfarkt mit 29 Jahren

Triathlet Lasse Priester feiert Comeback nach Herzinfarkt mit 29 Jahren

Nach einem Herzinfarkt im Alter von 28 Jahren kehrt der Triathlet Lasse Priester beim Ironman 70.3 Venice-Jesolo zurück in den Wettkampfsport.

Vor einem Jahr begann alles in China. Lasse Nygaard Priester trat beim Triathlon-Weltcup in Chengdu an, am 29. April, um Punkte für die Olympia-Qualifikation zu sammeln. Als einer der Kandidaten für Paris gab Priester, der die Startnummer 1 trug, in der zweiten Wechselzone nach dem Schwimmen und Radfahren auf. „Ich habe mich da so schlecht gefühlt, dass ich ausgestiegen bin. Auch mehrere Stunden danach ging es mir nicht gut“, erinnert er sich.

Die Beschwerden ließen nach, und Priester, damals 28 Jahre alt und voll durchtrainiert, reiste nach Japan weiter. Bei einem Rennen der World Triathlon Championship Series erreichte er nur Platz 29. In Samarkand, Usbekistan, wurde es der 35. Platz, was in Italien ebenfalls nicht besser wurde: mehr als Rang 21 war nicht möglich. Weit unter seinem Anspruch und Leistungsniveau.

„Eine wilde Tour“, sagt er rückblickend und lächelt. Der in Norderstedt geborene Sportler betont: „Ich hatte bei allem Pech sehr, sehr viel Glück.“ Denn in diesem Zeitraum erlitt er einen Herzinfarkt, vermutlich beim Rennen in China.

Ein Jahr zwischen Herzinfarkt und Rückkehr

„Die Belastung danach war ein immenses Risiko“, erklärt er. Priester nahm das Risiko auf sich, da er nicht besser wusste und niemals an eine solche Diagnose gedacht hätte. „Lasse Priester hatte einen Leistungsabfall, der dazu führte, ihn eingehender medizinisch untersuchen zu lassen. Dabei wurde der Herzinfarkt festgestellt“, erläutert Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon-Union (DTU).

Jetzt gibt Priester sein Comeback im Triathlon, nur ein Jahr nach dem Wettkampf in China. Am kommenden Sonntag wird der mittlerweile 29-Jährige beim Ironman 70.3 Venice-Jesolo antreten. Die Distanz umfasst 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen. Aber wie geht das nach so einer Diagnose?

Diagnose war „ein Schock“

Priester erinnert sich gut an den Moment, als die Ärzte ihm die Diagnose mitteilten. „Ich bin ins Herzzentrum von Bad Krozingen gefahren und nach einer Untersuchung haben die Ärzte mir gesagt: ‚Sie hatten einen Herzinfarkt‘. Ich saß erst mal da und dachte: ‚Und jetzt?’“, berichtet er. „Es war ein Schock.“

Wenige Wochen zuvor hatte sich alles um seine Olympia-Teilnahme gedreht, während seine Kolleginnen und Kollegen in der Mixed-Staffel Gold gewannen. „Und dann fragt man sich: Werde ich jemals wieder Sport treiben können? Gleichzeitig spricht man über Themen wie Lebenserwartung und künftige Lebensweise“, beschreibt Priester. Ein Sportverbot für ihn bedeutete, von über 30 Stunden Training pro Woche auf null zu gehen.

Keine Einwände für den Comeback-Plan

Im Januar begann Priester wieder mit dem Training, nach eingehenden Untersuchungen. Nachdem er die Frage nach der Wiederaufnahme des Leistungssports gestellt hatte, zog das ärztliche Betreuerteam der DTU ein Expertengremium hinzu. Einwände gab es keine, allerdings unter der Voraussetzung einer intensiven und individualisierten sportkardiologischen Betreuung.

Engelhardt warnt jedoch, dass allgemeine Rückschlüsse für die Bevölkerung nicht abgeleitet werden können. „Nicht jeder Herzinfarkt ist gleich. Zudem steht für den normalen Bürger nicht eine solche Betreuung zur Verfügung wie für einen Top-Leistungssportler.“

Priester belastete die Diagnose. „So etwas begleitet dich in jeder Situation“, schildert er. Doch mit mehr Wissen komme auch mehr Sicherheit. Die „sehr, sehr, sehr, sehr tolle“ medizinische Betreuung machte es ihm möglich, nicht komplett mit dem Sport aufzuhören.

Daher wird er sich diese Woche ins Auto setzen, vollgepackt mit Sportklamotten und seinem Triathlonrad, und von Freiburg nach Italien fahren, möglicherweise mit einem Zwischenstopp in Mailand, wo die Eltern seiner Freundin wohnen.

Machen, „weil man Bock drauf hat“

Am Sonntag um 7.15 Uhr wird er beim Comeback-Rennen an der Spiaggia del Faro in Jesolo antreten. Ein Triathlon, der für ihn Neuland ist, da seine bisherigen Rennen deutlich kürzer waren. „Ein bisschen Aufregung ist schon dabei“, sagt Priester, aber er möchte sich keinen Stress oder Druck machen.

„Ab und zu muss ich natürlich auch dran denken, dass das nach der ganzen Geschichte im vergangenen Jahr eine tolle Sache und ein bisschen Belohnung ist“, sagt er. „Ich kann es einfach genießen, dass da was Neues kommt, weil ich es will, einfach, weil ich Bock drauf habe.“