Im Finalduell um die deutsche Eishockey-Meisterschaft erleben die Eisbären Berlin eine besonders emotionale Zeit. Der tragische Verlust ihres geschätzten Teamkollegen Tobias Eder, der Ende Januar an den Folgen einer Krebserkrankung verstarb, prägt die Spieler während der Spiele gegen die Kölner Haie. Eder bleibt in den Gedanken aller präsent.
„Das ist natürlich eine ganz schwierige Geschichte. Aber Tobi ist nicht weg, Tobi ist halt immer noch da“, erklärte Geschäftsführer Thomas Bothstede nach dem beeindruckenden 7:0-Sieg der Berliner im dritten Finalspiel. „Alles, was wir machen, machen wir mit Tobi.“
Die Erinnerung an Eder ist überall spürbar. In den Berliner Bahnhöfen informieren Bildschirme darüber, dass die Eisbären „mit Tobi“ um den Titel kämpfen. An der Arena sind weiterhin frische Kerzen an der Gedenkstätte aufgestellt, die nach seinem Tod eingerichtet wurde.
Für die Mannschaft bleibt Eder ebenfalls gegenwärtig. Sein Trikot hängt in der Kabine, und sein Spind wurde nicht angerührt. „Alles ist immer noch da, nichts wurde verändert“, sagte Cheftrainer Serge Aubin. „Tobi ist immer noch bei uns. Wir denken jeden Tag an ihn. Es ist eine Extra-Motivation. Wir wollen ihn stolz machen. Er soll wissen, dass wir unser absolut Bestes geben.“
Alle Spieler tragen beim Aufwärmen Jerseys mit Eders Trikotnummer 22. Die Präsentation der Mannschaft vor dem Spiel endet mit seinem Bild auf dem Videowürfel, und die Fans skandieren seinen Namen.
Nach dem Anpfiff gibt es weitere emotionale Momente: Nach dem ersten Tor der Berliner ertönt Eders Lieblingslied „Viva la Vida“ von Coldplay, so wie es sich die Mannschaft gewünscht hat. In der 22. Spielminute erheben sich die Zuschauer zu „Tobi Eder“-Sprechchören. „Er war eine großartige Persönlichkeit. Wenn wir seinen Namen oder das Lied hören, bringen uns die Erinnerungen zum Lächeln“, so Trainer Aubin.
Dennoch kann Geschäftsführer Bothstede die triste Realität nicht ignorieren. „Wenn man mit einem gesamten Club zur Beerdigung von einem 26 Jahre jungen Menschen fahren muss, den du tagtäglich um dich hattest, der einem ans Herz gewachsen ist, der Teil der Eisbären-Familie war, dann gibt es da nichts Positives“, betonte er.
Im Finalduell mit Köln führen die Eisbären 2:1 und benötigen nur noch zwei Siege zur erfolgreichen Titelverteidigung. „Ich glaube, wir würden jeden Pokal, jedes Finale dafür eintauschen, wenn Tobi tatsächlich in Person noch da wäre“, sagte Bothstede.
Er ist sich der kritischen Situation unmittelbar nach Eders Tod bewusst. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: In so einer Situation kann ein ganzer Club zusammenbrechen – zumindest sportlich. Das kann einem so den Boden unter den Füßen wegreißen, dass nichts mehr geht. Oder aber, du rückst noch enger zusammen. Und das ist da passiert.“
Beide Aspekte sind dem Geschäftsführer bewusst: Er ist stolz darauf, wie die Spieler, Mitarbeiter und Fans gemeinsam mit der schwierigen Situation umgehen, weiß jedoch, dass die Herausforderung noch lange nicht überwunden ist. „Egal, wie die Saison endet: Wenn man zur Ruhe kommt, dann wird es noch mal heftig“, so Bothstede. „Ich glaube, dann fallen viele von uns und auch ich persönlich noch mal in ein Loch. Weil man dann wirklich erst realisiert, dass Tobi tatsächlich als Person nicht mehr da ist.“
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