Schwer bewaffnete Einsatzkräfte durchsuchten Wohnungen in verschiedenen Wohngebieten, während verdächtige Fußballfans mit Jacken und Decken vor den Blicken geschützt abgeführt wurden. Die Bundespolizei führte in mehreren Bundesländern Durchsuchungen bei 31 mutmaßlichen Gewalttätern durch. Diese Maßnahmen wurden aufgrund eines Vorfalls im letzten Herbst eingeleitet, als ein Sonderzug in Brandenburg durch eine Notbremse gestoppt wurde und die Anhänger der Fußball-Drittligisten Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt wurden.
Bundespolizei-Sprecherin Alina Müller erklärte, dass sich die Ermittlungen gegen beide Fangruppen richteten. Die Razzia begann früh am Morgen in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen, darunter Essen und Oberhausen, sowie in Mecklenburg-Vorpommern. Auch in Berlin und Brandenburg wurden jeweils ein Objekt durchsucht.
Für die Durchsuchungen waren 470 Bundespolizisten im Einsatz. In fünf Fällen leisteten die Verdächtigen Widerstand gegen die Maßnahmen. Bilder zeigen, wie Polizeibeamte einige Verdächtige aus den durchsuchten Häusern abführten. Alle 31 Verdächtigen sind laut Polizei bereits wegen gewalttätiger Taten und Straftaten in der Fanszene bekannt.
Die Ermittlungen konzentrierten sich anfangs vor allem auf die Fans des Ostsee-Clubs, nachdem fünf Aufsichtsräte von Hansa Rostock aufgrund der öffentlichen Kritik zurücktraten. Inzwischen richten sich die Ermittlungen jedoch auch gegen die Essener Anhänger. Alexander Rang, Vorstand von Rot-Weiss Essen, äußerte, dass es sich um ein laufendes Verfahren handelt und daher keine Stellungnahme gegeben werden könne.
Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Fans aus Rostock und Essen gezielt zu dieser Auseinandersetzung verabredet hatten, fügte die Sprecherin hinzu.
Die Polizei musste drei Wohnungen aufbrechen, weil niemand öffnete. In Essen fanden die Beamten zwei Kugelbomben, während in Rostock eine Handgranate sichergestellt wurde, die jedoch als Übungsgranate eingestuft wurde und somit keine Gefahr darstellt. Zusätzlich wurden in Essen eine Schreckschusspistole, ein Butterfly-Messer und eine Luftdruckwaffe mit Prüfzeichen sichergestellt. Auch Pyrotechnik wurde entdeckt.
Die Bundespolizei ermittelt wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch in besonders schwerem Fall, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr. Es lagen zunächst keine Haftbefehle vor; die Maßnahmen dienten der Beweissicherung und sind der Auftakt weiterer Ermittlungen. Geplante Auswertungen von beschlagnahmten Handys, Computern und Unterlagen folgen.
Der Vorfall mit dem voll besetzten Sonderzug, der am 26. Oktober 2024 zwischen Berlin und Rostock in der Nähe von Gransee in Brandenburg durch eine Notbremsung gestoppt wurde, führte zu einem Angriff von vermummten und aggressiven Tätern auf den Zug. Dabei wurden mehrere Fenster beschädigt und auch außerhalb der Waggons kam es zu Auseinandersetzungen. Der Sonderzug hatte 780 Personen an Bord, darunter auch Familien. Kurz nach dem Vorfall identifizierte die Polizei einen 20-jährigen Mann aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg als Verdächtigen. Der Gesamtschaden am Zug belief sich auf 118.000 Euro.
Die Fans von Hansa Rostock sind in der Vergangenheit bereits mehrfach negativ in den Schlagzeilen gewesen. Der Verein hat sich wiederholt von gewalttätigen Vorfällen seiner Anhänger nach Heim- und Auswärtsspielen distanziert. Auch die Politik hat mit Entsetzen auf die Vorfälle reagiert. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) forderte von Hansa Rostock klare Konsequenzen für die Täter und betonte, dass eine kleine Gruppe von Kriminellen den Fußball für ihre Gewaltlust missbrauche und damit großen Schaden für den Verein, die Stadt und das Land anrichte.
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