10. März 2025

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Ehemaliger DFL-Chef kritisiert politische Angriffe während Corona-Krise

Ehemaliger DFL-Chef kritisiert politische Angriffe während Corona-Krise

Christian Seifert, ehemaliger DFL-Geschäftsführer, kritisiert die Politik für pauschale Angriffe auf den Fußball während der Corona-Krise und fordert eine breitere Anwendung von Sicherheitskonzepten.

Christian Seifert, der frühere Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), hat der Politik vorgeworfen, den Fußball zu Beginn der Corona-Pandemie unfair und pauschal angegriffen zu haben. Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie äußert der Sportmanager zudem seine Kritik daran, dass Sicherheitskonzepte der Bundesliga nicht in anderen Bereichen übernommen wurden, was seiner Meinung nach zu vermeidbaren Schäden geführt hat.

„Dass der Profifußball polarisiert, war klar. Das Ausmaß der Häme, die über ihn hereingebrochen ist, hat mich dann aber doch verwundert“, erklärte der 55-Jährige im Gespräch mit dem „Kicker“. Viele Politiker hätten im Jahr 2020 die Ausnahmeregelungen für den Fußball grundlegend kritisiert und dabei falsche Behauptungen aufgestellt. „Trotzdem wurde das von kaum jemandem hinterfragt, da fehlte einfach die Bereitschaft zum Tiefgang“, so Seifert. „So etwas wirkt bei mir bis heute nach.“

Die DFL hatte vor fast fünf Jahren Sicherheitskonzepte entwickelt, darunter regelmäßige Corona-Tests und Beschränkungen für Zuschauer, die es ermöglichten, den Spielbetrieb nach nur wenigen Wochen Pause fortzusetzen. Diese Konzepte wurden weltweit übernommen.

„Was mich wirklich bewegt: Dieses Konzept hätte durchaus auch auf Altersheime angepasst werden können. Zahlreiche ältere Menschen hätten dann vielleicht nicht allein hinter Plastikfolien sterben müssen“, sagte Seifert. Er ist überzeugt, dass viele Menschen in Notlagen geholfen hätte werden können, doch die Nachfrage danach sei gering gewesen. „Stattdessen wurde allzu oft die Neidkarte gespielt: Kinder dürfen nicht auf den Spielplatz, aber die Fußballmillionäre dürfen spielen.“

Seifert betonte, dass ohne die damaligen Maßnahmen und die Fortführung des Ligenbetriebs viele Vereine nicht hätten überleben können, da ihnen Sponsoren- und TV-Gelder fehlten. „Mir war vom ersten Tag an klar: Es galt, eine existenzielle wirtschaftliche Krise zu bewältigen, in der rund 56.000 Arbeitsplätze betroffen waren, viele davon im Bereich der unteren und mittleren Einkommensgruppen.“

Die Solidarität unter den 36 Vereinen der 1. und 2. Bundesliga habe eine Zeit lang gedauert, erinnerte sich Seifert. Diese Einheit hielt jedoch nicht lange. „Kaum hatten wir das Go, am 16. Mai wieder spielen zu dürfen, haben zwei Klubs über ihren Ministerpräsidenten versucht, Einfluss zu nehmen, um 14 Tage später anzufangen als erlaubt – weil die Trainer noch einmal ins Trainingslager wollten. Spätestens da blieb einem dann wenig anderes übrig als Schulterzucken: Ein paar hatten es immer noch nicht verstanden.“