Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), hat die kürzlich veröffentlichten Missbrauchsvorwürfe an zwei Stützpunkten als nicht repräsentativ für den deutschen Turnsport bezeichnet. Bei einer Pressekonferenz anlässlich des Weltcup-Turniers in Cottbus erklärte Hölzl: „Ich möchte ganz deutlich zum Ausdruck bringen, dass die aktuelle Situation und die Vorwürfe beileibe nicht den Turnsport abbilden, wie wir ihn auch kennen.“ Er betonte, dass das Wohl der Athleten oberste Priorität habe.
Turnfest und EM stehen an
Frauen-Bundestrainer Gerben Wiersma gestand ein, dass die letzten Monate herausfordernd gewesen seien: „Wir machen uns darüber die ganze Zeit Gedanken. Wir sprechen sehr viel darüber, es ist nicht leicht.“ In diesem Jahr stehen mit dem Deutschen Turnfest und der Europameisterschaft in Leipzig zwei bedeutende Ereignisse bevor.
Vorwürfe und Reaktionen
Im vergangenen Jahr hatte die frühere Turnerin Tabea Alt (24) schwere Vorwürfe gegen den Stützpunkt in Stuttgart erhoben. Sie sprach von systematischem körperlichem und mentalem Missbrauch, der Essstörungen, Straftraining, Schmerzmittel sowie Drohungen und Demütigungen umfasste. Weitere ehemalige und aktive Turnerinnen, darunter die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz, haben ähnliche Erfahrungen geäußert, wodurch auch der Stützpunkt in Mannheim aufgrund autoritärer Trainingsmethoden in den Fokus geriet.
Untersuchungen und Änderungen
Hölzl verteidigte die Entscheidung, eine Anwaltskanzlei einzuschalten, die bereits bei früheren Vorwürfen um den Bundesstützpunkt in Chemnitz tätig war und nun die neuen Vorwürfe untersucht. Er äußerte Vertrauen in die Kanzlei und deren Fachkompetenz. Zudem plant der DTB die Bildung eines externen Expertenrats für die Nachbearbeitung der Vorwürfe, wobei er auch mit der Vereinigung Athleten Deutschland kommuniziert.
Langfristiger Kulturwandel
In einem offenen Brief hatten ehemalige Top-Turnerinnen den DTB für die Art der Aufarbeitung kritisiert und darauf hingewiesen, dass eine unabhängige Untersuchung nicht gegeben sei. Hölzl räumte ein, dass der Kulturwandel im DTB Zeit benötige. „Der Umsetzungsprozess ist ein langer“, erklärte er, und wies darauf hin, dass es problematisch sei, wenn ein Machtgefälle existiere, welches Athleten daran hindert, offen mit ihren Trainern zu sprechen.
DTB handelt entschlossen
Hölzl wies Vorwürfe zurück, dass der DTB nicht aktiv handle: „Wir haben hingeschaut, aber nicht jede Meldung führt zu arbeitsrechtlichen Schritten.“ Er betonte die Komplexität der Situation und sprach den Trainern sein Vertrauen aus, ohne jedoch betriebsblind zu sein.
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