Im Rahmen des Missbrauchsskandals haben ehemalige Top-Turnerinnen in einem offenen Brief den Deutschen Turner-Bund (DTB) für die Art und Weise der Aufarbeitung kritisiert. In dem Schreiben fordern sie den Verband auf, den Auftrag an eine Frankfurter Kanzlei zur Untersuchung der Vorwürfe zurückzuziehen. Die Unterzeichner sind der Ansicht, dass bereits vor vier Jahren deutlich wurde, dass eine solche Untersuchung nicht unabhängig sein könne und die Ergebnisse möglicherweise von den Interessen des DTB beeinflusst werden könnten.
Im Fokus der aktuellen Vorwürfe stehen die Stützpunkte in Stuttgart und Mannheim, während zuvor bereits am Bundesstützpunkt in Chemnitz schwere Vorwürfe erhoben wurden. Seit kurz vor Weihnachten haben Athletinnen gravierende Vorwürfe erhoben, unter anderem über «systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch» sowie katastrophale Bedingungen.
Der offene Brief richtet sich an den Vorstand und das Präsidium des DTB, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg sowie den Landessportverband Baden-Württemberg. Insgesamt haben 28 Personen, darunter Eltern, Trainer und frühere Spitzenathletinnen wie Janine Berger und Sophie Scheder, das Schreiben unterzeichnet. Berger, die 2012 Olympia-Vierte wurde, und Scheder, die 2016 Olympia-Dritte war, äußerten bereits Bedenken über die Unabhängigkeit der Untersuchung.
Vor etwa drei Wochen hatte der DTB eine Kanzlei aus Frankfurt am Main mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragt und angekündigt, diese «schnellstmöglich» abzuschließen. Berger hatte damals der «Augsburger Allgemeinen» mitgeteilt, dass das Vertrauen in eine Aufklärung beim DTB bei ihr und vielen anderen Sportlerinnen «absolut nicht gegeben ist».
In ihrem Brief äußern die Unterzeichner ihre Sorge, dass der DTB Turnerinnen dazu auffordere, ihre Kontaktdaten an die Kanzlei weiterzugeben, um möglicherweise einer unabhängigen Aufklärung zuvorzukommen. Der DTB gab auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur an, sich in Kürze zu dem Brief äußern zu wollen.
Die Unterzeichner appellieren zudem an das zuständige Ministerium, sich dafür einzusetzen, dass keine vom Deutschen Turner-Bund beauftragte Untersuchung zur Aufklärung vergangener Vorfälle durchgeführt wird, die im Einflussbereich des DTB stehen könnte. Sie fordern eine unabhängige Untersuchung.
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