Das klare Votum für den deutschen Olympiatraum war nur ein eher kleiner Zwischenschritt mit vielen Unwägbarkeiten. Doch das klare «Ja» für eine Bewerbung um das Weltereignis genügte bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), um beim zuletzt krisengeschüttelten Verband Harmonie zu verbreiten.
«Ein Zeichen, das auch international Beachtung finden wird», wertete DOSB-Präsident Thomas Weikert. Für wann, wie und mit welchem Konzept sich Deutschland bewerben würde, blieb in der Saarbrücker Versammlungshalle erwartungsgemäß offen. Ohne Gegenstimme und bei fünf Enthaltungen wurde beschlossen, dass der DOSB in den sogenannten Continuous Dialogue mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eintreten soll.
Gespräche mit dem IOC
Im Kern werden jetzt zunächst unverbindliche Gespräche mit dem IOC geführt. Intern wird nach dem passgenauen Bewerbungskonzept gesucht, verfeinert werden soll das im Laufe des kommenden Jahres. Mit einem Konzept mit über das gesamte Land verteilten Sportstätten werde man keinen Erfolg haben, erklärte Weikert. Interesse bekundet haben Berlin, München, Hamburg, Leipzig und die Region Rhein-Ruhr.
Der DOSB will mit seinem Bewerbungskonzept abwarten – bis nach der geplanten Bundestagswahl am 23. Februar eine neue Regierung steht. Die vorgezogene Wahl komme dem DOSB «nicht ganz ungelegen», betonte Weikert. Viel Zeit bleibt nämlich nicht: Bei der nächsten Mitgliederversammlung Ende 2025 soll über mindestens ein Bewerbungskonzept final entschieden werden.
DOSB will Empfehlung des IOC abwarten
Die Unterstützung der neuen Bundesregierung gilt als wahrscheinlich, größeren Einfluss wird das IOC darauf haben, mit welchem Bewerbungskonzept Deutschland ins Rennen geht. Weikert sagte, es werde ganz entscheidend sein, wie die Nachfolgerin oder der Nachfolger von IOC-Präsident Thomas Bach eine deutsche Olympia-Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele sehe. Die IOC-Wahl findet im kommenden März statt.
«Wir werden uns nicht bedingungslos danach richten, aber als Empfehlung überlegen, was wir dann tun», sagte Weikert. Jetzt eine Bewerbung auf den Weg zu bringen, sei ein «zu großes Wagnis» und ein «Risiko», betonte er.
Faesers Äußerung «sehr wertvoll»
Ein deutliches Signal – und zwar in Richtung IOC und seinen Noch-Präsidenten Bach – setzte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Die SPD-Politikerin wehrte sich gegen den von Bach in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» geäußerten Vorwurf, dass Deutschland vor den Sommerspielen in Paris die politische Neutralität verletzt habe, indem die Bundesregierung neutralen Athletinnen und Athleten mit russischem oder weißrussischem Pass die Einreise zu Sportveranstaltungen in Deutschland verwehrt habe.
Es gebe «keinerlei Einreisesperren für Athletinnen und Athleten in Deutschland», stellte Faeser klar. «Wir erkennen die Regeln, die in Paris galten, genauso an.» Diese Äußerung von Faeser sei für die Zukunft «sehr wertvoll» gewesen, betonte Weikert, der angesichts der vergangenen beiden Wochen erleichtert äußerte: «Wenn ich jetzt sage, dass die letzten zwei, drei Wochen besonders schön waren, dann müsste ich ja lügen.»
Weikert: «Herr Bouffier macht das nicht ehrenamtlich»
Vor allem die Personalie Torsten Burmester hatte für Ärger gesorgt, war aber auf der Mitgliederversammlung kaum noch Thema. Der 61-Jährige war vom DOSB-Präsidium abberufen worden, nachdem er angekündigt hatte, im kommenden Jahr für die SPD bei der Kölner Oberbürgermeisterwahl kandidieren zu wollen. Weikert hatte erst aus der Zeitung von dem Vorhaben Burmesters erfahren.
Ob Weikert inmitten der Krise und vor der Mitgliederversammlung darüber nachgedacht habe, sein Amt zur Verfügung zu stellen, oder ob er hinter den Kulissen dazu aufgefordert worden sei, antwortete er kurz und knapp: «Zweimal Nein.»
Von Januar an wird nun für ein halbes Jahr der frühere hessische Ministerpräsident und ehemalige CDU-Spitzenpolitiker Volker Bouffier den Vorstand kommissarisch ergänzen – und zwar im Hauptamt. «Herr Bouffier macht das nicht ehrenamtlich.» Weitere Details nannte der Funktionär nicht.
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