Als die Florida Panthers auf dem Eis noch immer ausgelassen ihre erste Meisterschaft feierten, stand Leon Draisaitl mit geröteten Augen in einem Nebenzimmer der Kabine und versuchte die größte Enttäuschung seiner Karriere zu beschreiben. Drei Niederlagen zum Auftakt, dann drei Siege und im siebten Spiel der Final-Serie die Chance auf den ersehnten Triumph – nur um dann 1:2 zu verlieren und trotz zahlreicher Chancen brutal aus dem großen Eishockey-Traum aufzuwachen.
«Viel schlechter ging es mir noch nicht, um ehrlich zu sein», sagte der Angreifer der Edmonton Oilers am Montagabend (Ortszeit) in den Katakomben der Arena nördlich von Miami. «Es tut sehr weh gerade. Aber ich bin enorm stolz auf die Mannschaft.»
Draisaitl verweigert Kommentar zu Verletzungen und eigener Zukunft
Körperlich angeschlagen und am Ende sichtlich leer hatte auch Draisaitl am Ende nichts mehr im Tank, um die Verlängerung zu erzwingen. Ein Finger ist wohl gebrochen, von weiteren Verletzungen gehen die Beobachter der Oilers aus – kommentieren wollte Draisaitl seinen körperlichen Zustand nicht. «Da müssen wir jetzt nicht drüber reden», sagte er nur – und verweigerte auch einen inhaltlichen Kommentar zu seiner eigenen Zukunft.
Denn während die Panthers ein Jahr nach der Final-Niederlage gegen die Vegas Golden Knights die Erlösung zelebrierten, schlitterten die Oilers in eine schmerzhafte Sommerpause mit Fragezeichen. Ob Draisaitl in der kommenden Saison erneut beteiligt ist beim Versuch, den sechsten Titel für die Oilers zu gewinnen, ist offen. Der Vertrag des 28 Jahre alten Kölners läuft nach der kommenden Spielzeit aus. Will Edmonton nicht riskieren, einen der besten Profis der Liga ohne Gegenwert zu verlieren, müssen sich beide Parteien in den kommenden Monaten auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einigen – oder der Stürmer läuft zukünftig womöglich erstmals in seiner NHL-Karriere in einem anderen Trikot auf.
Vor diesen Gesprächen liegen aber wohl zunächst einige Tage Trauerarbeit. «Ich glaube, es wird einige Zeit weh tun auf jeden Fall. Einfach auf die nächste Saison fokussieren dann», sagte Draisaitl nach dem bitteren Saisonende in Florida, bevor er wieder in die Kabine ging. Die Musik der Panthers dröhnte dabei vom Eis.
Oilers verpassen ein Kapitel Sportgeschichte
Mit einem vierten Sieg hätten die Oilers Sportgeschichte geschrieben und als erst zweites Team der NHL-Geschichte nach drei Pleiten zum Auftakt in die Stanley-Cup-Finals die Serie noch für sich entschieden. Zum bislang einzigen Mal war das den Toronto Maple Leafs vor 82 Jahren gelungen. Auch die Durststrecke kanadischer Teams wäre vorbei gewesen, zuletzt kam der NHL-Meister vor 31 Jahren nicht aus den USA.
Das 0:1 durch Carter Verhaeghe in der 5. Minute konterten die Gäste rasch, Mattias Janmark traf in der 7. Minute zum Ausgleich. Im zweiten Drittel hatten die Oilers den Puck dann häufiger und länger, konnten aus dem Übergewicht aber kaum klare Chancen generieren. Ein Konter mündete schließlich in einen haltbar wirkenden Schuss von Sam Reinhart, der die Arena in Florida zum Beben brachte (36. Minute).
Die Oilers mühten sich, ackerten und hatten in einigen Situationen auch einfach nicht das nötige Glück. Draisaitl, sichtlich angeschlagen und harten Zweikämpfen dem Augenschein nach aus dem Weg gehend, konnte seinem Team nicht entscheidend helfen. Ebenso wie Superstar Connor McDavid, der als Spieler der unterlegenen Mannschaft dennoch verdient zum wertvollsten Spieler der Stanley-Cup-Playoffs gewählt wurde.
Erst fünf deutsche Profis haben es geschafft, dass ihr Name auf den Stanley Cup graviert wird: Uwe Krupp (1996 und 2002), Dennis Seidenberg (2011), Tom Kühnhackl (2016 und 2017), Philipp Grubauer (2018) und Nico Sturm (2022). Die persönlichen Auszeichnungen als wertvollster Spieler einer Saison und Torschützenkönig hat Draisaitl. Der ersehnte Titel aber bleibt ihm bislang verwehrt.
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