Vor dem entscheidenden EM-Gruppenspiel gegen die Niederlande gab es von Teamchef Ralf Rangnick Abwechslung und Abkühlung für seine Österreicher. Statt der geplanten Trainingseinheit fuhr die Mannschaft am Sonntag zu einem Ausflug an den Berliner Schlachtensee unweit vom Teamhotel im Grunewald.
«Wir haben ein bisschen Mobilitätsübungen gemacht und sind ein Stück spaziert, einige sind ins Wasser gesprungen», sagte Defensivspieler Alexander Prass. Unter anderem die Bundesliga-Profis Christoph Baumgartner, Michael Gregoritsch und Nicolas Seiwald gönnten sich ein Bad im See.
Gegen die Niederländer am Dienstagabend (18.00 Uhr/RTL/MagentaTV) im Berliner Olympiastadion soll neben kühlem Kopf vor allem das hoffentlich heißblütige Pressing der ÖFB-Elf im Fokus stehen. «Wir müssen gegen den Ball mit das Beste zeigen, was wir, was wir drauf haben», sagte Rangnick und verwies auf die spielerische Klasse der Niederländer.
Prass sieht darin auch einen möglichen Vorteil: «Ich glaube, dass eine Mannschaft, die den Ball gerne hat, uns vielleicht noch besser liegt, weil wir bei Ballgewinnen schnell umschalten können.»
Das 3:1 gegen Polen war für den gesamten ÖFB-Tross eine riesige Erleichterung. Dass nun im abschließenden Spiel der Gruppe D unter Umständen sogar eine knappe Niederlage für das Achtelfinale reichen könnte, soll aber keinesfalls zu einem Druckabfall führen.
Große Fußball-Nationen wurden geschlagen
Bei einem Dreier wäre sogar der Gruppensieg noch drin. Ein Remis würde den Einzug in die Runde der letzten 16 als einer der besten Gruppendritten sichern, der auch bei der letzten EM gelang. «Wir müssen schauen, dass wir uns erstmal sicher für das Achtelfinale qualifizieren», sagte der Teamchef. Dafür brauche es eben mindestens einen Zähler, auch wenn die Spielweise der Mannschaft nicht «unbedingt dafür ausgerichtet» sei, auf Remis zu spielen.
Mit starken Leistungen haben die Österreicher seit Rangnicks Amtsantritt in Testspielen unter anderem Deutschland und Italien geschlagen. Der 65-Jährige hat die Mannschaft in eine unangenehme Pressingmaschine verwandelt. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, auch bei einem Turnier mal wieder etwas gegen eine große Fußball-Nation zu holen. Allerdings wurden die letzten sieben Spiele gegen die Niederlande allesamt verloren.
Gegen Vizeweltmeister Frankreich (0:1) war das ÖFB-Team im ersten Spiel nahe an einem Punktgewinn. Auch wenn sich die Österreicher danach einig waren, dass es auf dem Platz noch viel Luft nach oben gab.
Eine knapp 25 Minuten lange Schwächephase wie in der ersten Halbzeit nach der frühen Führung gegen Polen könnte zudem gegen eine Mannschaft mit der Qualität von Oranje schon fatal sein. «Es kann sein, dass, wenn es um sehr viel geht, du zu denken beginnst, was wäre wenn. Das ist menschlich», zeigte Rangnicks Assistent Lars Kornetzka Verständnis. «In der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht, weil wir mehr Druck auf den Ball hatten.»
Weghorst drängt in die Startelf
Die Ausgangssituation bei den Niederländern ist noch einmal komfortabler. Das Oranje-Team kämpft im Fernduell mit Frankreich um den Gruppensieg. Defensiv steht die Elftal stabil, offensiv läuft es noch nicht ganz rund.
Das bestimmende Thema in den vergangenen Tagen war, ob Trainer Ronald Koeman Angreifer Memphis Depay im Sturmzentrum durch den zuletzt bei der TSG Hoffenheim spielenden Wout Weghorst ersetzen sollte. Der 31-Jährige hatte beim 2:1 gegen Polen zum Auftakt für den Sieg gesorgt. «So wie es im ersten Spiel gelaufen ist, ist es natürlich schön. Aber natürlich will ich von Anfang an spielen, das will jeder», sagte er.
An den sehr unwahrscheinlichen Fall des Ausscheidens will der Stürmer keine Gedanken verschwenden. «Die Ausgangslage ist mit vier Punkten sehr gut. Wir fühlen uns sehr gut auf dem Platz», sagte er. Verlassen können sich die Niederländer auf einen kleinen Heimvorteil. Auch in Berlin dürfte eine mehrere Zehntausend Fans starke Reisegruppe für beeindruckende Stimmung sorgen.
Für Rangnick, der wie schon gegen Polen auch viel Unterstützung aus der Alpenrepublik erwartet, kein großes Problem. Er habe eine Rot-grün-Schwäche. «Deswegen kann ich das morgen zwischen Orange und Rot wahrscheinlich eh nicht so richtig unterscheiden», scherzte der 65-Jährige.
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