Der frühere Bundestrainer Berti Vogts sieht das deutsche Nationalteam bei der bevorstehenden Heim-EM in der Favoritenrolle, hat aber auch entsprechend hohe Erwartungen. «Wir können guten Fußball spielen, das weiß Europa. Aber es geht darum, verlorene Reputation wiederzuerlangen mit einer starken Leistung bei der EM», schrieb der 77-Jährige in seiner Kolumne in der «Rheinischen Post».
«Im Grunde kann es nur ein Ziel geben: den Titel. Da sehe ich die deutsche Mannschaft in der Pflicht – bei einem Turnier im eigenen Land darf es kein anderes Ziel geben», so Vogts, der Deutschland als Coach 1996 in England zum EM-Triumph geführt hat. «Frankreich, England, Spanien und Italien sind stark, aber es gibt für mich nur eine Mannschaft, die das Turnier gewinnen muss: Deutschland. Darum sind wir auch der größte Favorit.»
Davon, dass die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann, mit dem großen Druck umgehen kann, ist Vogts offenbar aber noch nicht überzeugt. «Ich habe Bedenken, ob in der Mannschaft genug starke Persönlichkeiten sind, das zu schaffen. Es ist eine große, große Aufgabe, der Druck ist gigantisch, auch weil sich alle an das Sommermärchen von 2006 erinnern werden», erklärte er. 2006 bei der Heim-WM war Deutschland Dritter geworden.
Vogts: Hoffnungsträger sind Müller und Kimmich
Große Hoffnungsträger sind für Vogts zwei Spieler vom FC Bayern München. «Ich setze, was die Stimmung angeht, vor allem auf Thomas Müller. Er ist ein großer deutscher Spieler, er hat das Zeug, die anderen mitzunehmen, sie zu motivieren. Und er weiß, wie man Titel holt», sagte der frühere Nationaltrainer. «Müller muss eine wichtige Rolle spielen – wie auch Joshua Kimmich. Er ist ein Teamplayer, er muss sich um die Integration der Neuen kümmern. Und auf dem Platz muss er der große Organisator sein.»
Für die Nicht-Nominierung von Bayerns Leon Goretzka und Mats Hummels von Borussia Dortmund hat Vogts wenig Verständnis. «In meinen Augen wäre es wichtig gewesen, Mats Hummels und Leon Goretzka in den Kader zu berufen, gerade bei diesem Heim-Turnier, bei dem der Druck so hoch ist. Sie wissen, was auf sie zukommt, sie können die jungen Spieler führen und ihnen helfen. Gerade, wenn man so einen jungen Trainer hat, wäre solche Erfahrung im Kader wichtig gewesen.»
Die EM beginnt in einer Woche mit der Partie zwischen Deutschland und Schottland in München. Das Finale findet am 14. Juli in Berlin statt.
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