Günter Netzer will auch nicht via Video als Zeuge beim Sommermärchen-Prozess vor dem Landgericht Frankfurt aussagen. Dies sagte die Vorsitzende Richterin, Eva-Marie Distler. Netzer habe mitteilen lassen, «dass er kein Interesse an einer Videovernehmung hat», sagte sie. Dies sei schade. «Aber das können wir im Moment nicht weiter ändern, da er seinen Wohnsitz in der Schweiz hat.»
In dem Prozess müssen sich die ehemaligen Topfunktionäre des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt, wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten. Sie sollen eine im April 2005 an den Weltverband FIFA erfolgte Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro in der Steuererklärung für 2006 unrechtmäßig als Betriebsausgabe deklariert und damit die Steuer für das WM-Jahr um rund 13,7 Millionen Euro verkürzt haben. Alle drei Angeklagten weisen den Vorwurf strikt zurück.
Welche Rolle Netzer bei der Affäre um die Millionenzahlung des DFB an die FIFA spielt, ist noch unklar. Der frühere Weltmeister ist schon lange in Fußball-Geschäft tätig. Der 79-Jährige hätte sich ursprünglich vor dem Landgericht äußern sollen. Seine nicht begründete Absage war schon am vergangenen Verhandlungstag mitgeteilt worden. Dass er sich auch nicht in den Gerichtssaal zuschalten wird, ist nun klar. «Die Schlüsse, die man daraus zu ziehen hat, das muss jeder selber bewerten», sagte Distler.
Das Gericht kann dies nicht ändern, da Netzer seinen Wohnsitz in der Schweiz hat. Zu einer möglichen Rechtshilfe habe die Schweiz noch nichts mitgeteilt. Anders als Netzer haben sich Ex-FIFA-Boss Joseph Blatter und der ehemalige Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes, Urs Linsi, zu einer Aussage per Videoschalte bereiterklärt. Als weitere prominente Zeugen sollen der ehemalige DFB-Präsident Fritz Keller und Markus Höfl, ehemaliger Manager des gestorbenen Franz Beckenbauer, am 11. Juli vor dem Landgericht aussagen.
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