Julian Nagelsmann posierte lächelnd mit dem EM-Ball in der Hand. Mit der Präsentation seines vorläufigen Kaders machte der Bundestrainer in Berlin den nächsten Schritt in Richtung des nun sehr nahen Heimturniers.
Der 36-Jährige geht mit klaren Vorstellungen in die kommenden Wochen. Und er formuliert ebenso klare Erwartungen an seine Fußball-Nationalspieler.
Der Kader
Nagelsmann hat 27 Profis berufen, die langjährigen Nationalspieler Mats Hummels und Leon Goretzka fehlen. Der Bundestrainer betonte mehrfach, dass er schwere Entscheidungen treffen musste. Das Duo sei «sehr traurig», dass der große Traum geplatzt sei. «Am Ende muss ich als Cheftrainer eine Entscheidung treffen im Sinne der Mannschaft», sagte Nagelsmann, der sehr auf die Struktur des Teams geachtet hat. Nach den starken Auftritten im März in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) gab es keinen Grund für größere personelle Veränderungen.
Die Wackelkandidaten
Einen Feldspieler wird Nagelsmann vor dem Turnier streichen. Der finale EM-Kader, der im Anschluss an das letzte Testspiel gegen Griechenland am 7. Juni bis um 24.00 Uhr der UEFA gemeldet werden muss, darf maximal 26 Akteure umfassen. Der Bundestrainer bestätigte, mit allen vier nominierten Torhütern ins Turnier gehen zu wollen. Wer zittern muss, wisse das auch, sagte Nagelsmann über die Gespräche mit den Spielern. Namen nannte er nicht. Sich im Trainingslager besonders empfehlen müssen aber wohl Maximilian Beier (21) von der TSG Hoffenheim, David Raum (26) von RB Leipzig und Deniz Undav (27) vom VfB Stuttgart.
Die Erwartungen
Nagelsmann nahm seine Spieler auch in die Pflicht. Der Kader wurde nach sehr vielen Überlegungen und Gesprächen über Rollen und Aufgaben zusammengestellt. Auch das mag ein Nachteil für Hummels und Goretzka gewesen sein, die in der Nationalmannschaft immer sehr präsent waren. Nagelsmann betonte, wenn ein Spieler plötzlich anders auftrete und Abmachungen breche, sei nahe dem Trainingslager im thüringischen Blankenhain auch ein «guter Bahnhof, dann fährt er wieder». Er erläuterte: «Du hast auch eine Verlässlichkeit, eine Verbindlichkeit beim Spieler.» Es sei ein «guter Mix» gefunden worden zwischen «sehr starken Persönlichkeiten, zwischen Persönlichkeiten, die sich auch unterordnen und die anderen pushen».
Das Heimturnier
Der Bundestrainer sprach differenziert über das Titelziel im Sommer. «Wir versuchen, den Titel zu gewinnen, das kann ich euch versprechen, dafür werden wir alles tun», sagte er. Aber muss es zwingend der Henri-Delaunay-Pokal sein für ein erfolgreiches Turnier? Es könne auch sein, dass die DFB-Auswahl in einer K.o.-Runde ausscheide, und er dennoch sage, es sei eine gute EM, sagte Nagelsmann. Der Schlüssel dazu sei das Auftreten des Teams. «Generell verstehe ich den Fußball schon als Unterhaltungsbranche», sagte Nagelsmann. Die Tickets würden den ein oder anderen Euro kosten. «Wir hoffen schon, dass wir die Menschen unterhalten – und am Ende ein, zwei Tore mehr schießen als der Gegner.»
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