Die alte WNBA lernte Caitlin Clark vor ihrem Debüt in der Basketball-Profiliga nur einmal kurz kennen. Zum Vorbereitungsspiel nach Dallas ging es vergangene Woche mit einem Linienflug – samt Sicherheitskontrolle, Warten am Gepäckband und engem Kontakt mit Medien und Fans.
Schon zum Saisonauftakt profitierte die 22-Jährige dann von dem enormen Effekt, den ihr Wechsel vom College zu den Profis auf die Liga hat: Statt mit einem Zwischenstopp reisten die Indiana Fever per Charter-Maschine auf direktem Weg zum Auswärtsspiel gegen die Connecticut Sun.
Für die männlichen Kollegen in der NBA sind Direktflüge abgeschirmt von der Öffentlichkeit seit Jahren eine Selbstverständlichkeit, die besten Basketballspielerinnen der Welt kamen bislang dagegen nur in Ausnahmefällen in den Genuss und ersparten sich das Sicherheitsrisiko und die Gefahr von Verspätungen und verpassten Anschlüssen.
Clark sorgt für Aufmerksamkeits-Boom
Vor dem Start in die Saison versprach WNBA-Chefin Cathy Engelbert nun ein Budget von 50 Millionen US-Dollar für Charter-Flüge für alle Mannschaften und jede Partie. Zwar mit der Einschränkung, dass es logistisch am Anfang noch nicht überall klappen würde, aber immerhin. Schon seit Jahren haben sich die Spielerinnen dafür eingesetzt. Dass es nun Realität ist, liegt nicht nur an Caitlin Clark – aber schon zu einem großen Teil.
Seit Monaten sorgt die Aufbauspielerin für einen Aufmerksamkeits-Boom, wie ihn Basketball bei den Frauen wohl noch nie erlebt hat. Mit den Iowa Hawkeyes verlor sie zwar zwei Jahre in Serie das Finale um die College-Meisterschaft, faszinierte mit ihrem riesigen Talent und der Fähigkeit Bälle aus der Distanz zu werfen, wie man das aus der NBA vor allem von Stephen Curry von den Golden State Warriors kennt. Sogar NBA-Profis schauten nach eigenen Spielen lieber die College-Partien mit Iowas Nummer 22 auf ihren Tablets, als schnell duschen zu gehen. Durch Werbedeals hat sie bereits Millionen verdient.
Dawn Staley, Trainerin der South Carolina Gamecocks, gegen die Clark mit ihrem Team im Finale um die Meisterschaft verloren hatte, richtete sich bei der Siegerehrung vor einem Monat sogar direkt am Clark: «Ich möchte mich persönlich bei Caitlin Clark dafür bedanken, unseren Sport verbessert zu haben», sagte Staley. «Sie hat viel Gewicht geschultert für unseren Sport. Sie wird die Liga (die WNBA) auch verbessern.» Clark sei bereits «eine der besten unseres Sports».
Auch deutsche Spielerinnen profitieren
Die Zuschauerzahlen für Frauen-Basketball stiegen zuletzt rasant. Die Talenteziehung, den sogenannten Draft, bei dem Clark an erster Stelle von den Indiana Fever ausgewählt wurde, verfolgten im Schnitt 2,47 Millionen Menschen – 307 Prozent mehr als die gleiche Veranstaltung ein Jahr zuvor. Dabei war schon Wochen vorher klar, dass Clark von den Fever ausgewählt werden würde. Die Final-Niederlage von Iowa gegen die Gamecocks verfolgten im Schnitt 18,9 Millionen Fans vor Bildschirmen. Seit 2019 gab es ein solches Interesse für kein anderes Basketballspiel – die der Männer aus der NBA eingeschlossen.
Von dem Trend werden auch die deutschen Spielerinnen in der Liga profitieren: Satou Sabally, die nach ihrer Schulterverletzung bei der Nationalmannschaft noch am Comeback für die Dallas Wings arbeitet. Und ihre Schwester Nyara Sabally sowie Leonie Fiebich, die beide für die New York Liberty spielen und beim 85:80 zum Start gegen die Washington Mystics den ersten Sieg feierten – und am Donnerstag beim Heimdebüt von Clark für die Indiana Fever auf der anderen Seite stehen.
Die Halle wird dann ausverkauft sein, wie beim Ligadebüt von Clark am Dienstagabend (Ortszeit) in Uncasville. Andere Teams, die in dieser Saison Heimspiele gegen Indiana haben, ziehen aus kleineren in größere Hallen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Selbst die NBA-App pusht Highlights von Clark auf die Smartphones – und das, obwohl die 22-Jährige zum Start sichtlich Anpassungsschwierigkeiten hatte und sich beim 71:92 zehn Ballverluste erlaubte. Die beste Werferin ihres Teams war sie mit 20 Punkten dennoch.
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