Manuel Neuer fühlte sich einfach nur «schlecht», wie er sagte. Der Kapitän des FC Bayern München hatte im Champions-League-Halbfinale im Bernabéu-Stadion bis zur 88. Minute sensationell gut gehalten, ehe er mit einem Patzer das 1:1 von Real Madrid durch Joselu ermöglichte. Und der ehemalige Bundesliga-Profi ließ dem Ausgleich in der Nachspielzeit auch noch das Siegtor zum 2:1 für Spaniens Fußball-Rekordmeister folgen. Neuer war fassungslos – genauso wie Trainer Thomas Tuchel.
«Von 10.000 Mal hält Manu den Ball 10.000 Mal. Das ist das 10.001. Mal», sagte Tuchel. Er fühlte mit dem 38 Jahre alten Nationaltorhüter, der sich nach seinem schweren Beinbruch bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar in dieser Saison nach einer monatelangen Reha ins Bayern-Tor zurückgekämpft hatte. «Das ist ausgeschlossen, dass Manu einen Fehler macht. Und er macht ihn ausgerechnet heute nach dem Weltklassespiel. Das ist sowas von bitter», kommentierte Tuchel.
«Denn wenn es irgendjemanden gibt, der das nicht verdient hat, dann ist es Manu. Wir wissen, wo er herkommt. Wir wissen, was er geschuftet hat, was er getan hat dafür», sagte Tuchel zu Neuers schwieriger Rückkehr ins Fußball-Tor. «Niemand wird mit dem Finger auf ihn zeigen. Er ist der Unglücklichste von allen.»
Neuer: Habe den Ball anders erwartet
In der Tat. Neuer war untröstlich über das verpasste Endspiel am 1. Juni in Wembley gegen Borussia Dortmund. «Die Situation war schwer für mich. Ich habe den Ball anders erwartet», sagte er zum falsch eingeschätzten Schuss von Real-Angreifer Vinicius Junior, den er fangen wollte, aber dann folgenschwer nach vorne auf Torschütze Joselu abprallen ließ.
«Der Ball ist hochgesprungen Richtung Hals, und ich konnte ihn einfach nicht festmachen», schilderte Neuer seinen Fauxpas. So etwas passiert dem Weltmeister von 2014 praktisch nie, auch wenn er einräumte: «Ich habe schon Fehler gemacht, gar keine Frage.»
Das Stadion verließ Neuer schwer enttäuscht. Sein Comeback nach der schweren Verletzung wollte er kurz vor der Heim-EM im Champions-League-Endspiel mit dem Titelgewinn krönen. «Wir waren mit einem Schritt schon im Finale», sagte er angesichts der Führung durch Alphonso Davies. Mit mehreren Weltklasseparaden hatte Neuer die Real-Angreifer lange entnervt. «Das ist extrem bitter, so wie das passiert ist. Dafür gibt es wenig Worte», stöhnte Neuer.
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