Gold im Einer, Silber im Achter und drei weitere erstaunliche Medaillen – die deutschen Ruderer haben bei der EM Mut für Olympia in Paris 2024 geschöpft. Einen Tag nach der Rückkehr der Achter-Crew in die Weltspitze bewies auch Oliver Zeidler Nervenstärke und Stehvermögen.
Der Sieg bei den Titelkämpfen in Szeged vor Olympiasieger Stefanos Ntouskos aus Griechenland bescherte dem Weltmeister den dritten kontinentalen Skiff-Triumph nach 2019 und 2021. «Das ist ein schöner Titel. Aber letztlich zählt in diesem Jahr nur ein Rennen – das Finale in Paris», kommentierte der 27 Jahre alte Münchner. «Eine Olympia-Medaille ist das Einzige, was in meiner Sammlung noch fehlt.»
Wie schon beim Weltcup zwei Wochen zuvor in Varese wurde Zeidler seiner Favoritenrolle in eindrucksvoller Manier gerecht. Auch der starke Start von Ntouskos, der bei der 500-Meter-Marke noch vorn lag, brachte ihn nicht aus dem Konzept. Schlag um Schlag kämpfte sich Zeidler heran und lag im Ziel eine gute Bootslänge vor seinem stärksten Konkurrenten. Damit geht der ehemalige Schwimmer als größter Goldkandidat in die finale Vorbereitung für den Olympia-Showdown in der französischen Hauptstadt im Sommer, sieht aber noch viel Arbeit: «Der Gegenwind hat mir den Weg zum Titel heute sehr erschwert. Ich bin noch nicht in der Form, mit der ich zu den Olympischen Spielen fahren möchte.»
Paradeboot holt Silber
Grund zur Freude gab es auch für den Deutschland-Achter. Schließlich endete das lange Warten auf eine Medaille. Zum ersten Mal seit Olympia-Silber 2021 in Tokio gelang der Sprung unter die Top drei bei einer international bedeutsamen Regatta. Das Team um Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) musste sich nur Weltmeister Großbritannien geschlagen geben, ließ aber – anders als noch beim Auftakt der Titelkämpfe zwei Tage zuvor – die Konkurrenten aus Rumänien und Italien hinter sich. «Das erste Rennen hat uns wachgerüttelt. Wir mussten hart zu uns selbst sein und haben eine gute Reaktion gezeigt. Das macht Bock auf mehr und motiviert für den weiteren Weg», sagte Ocik.
Trotz der schwierigen Bedingungen mit lebhaftem Gegenwind bot der WM-Fünfte eine bemerkenswerte Vorstellung. Wie von Bundestrainerin Sabine Tschäge nach dem schwachen Rennen am Donnerstag gefordert, brach das Team nach guten 1000 Metern nicht ein, sondern wehrte den Angriff der Rumänen ab. Dass der Rückstand auf die seit Jahren dominanten Briten am Ende nur noch eine halbe Bootslänge betrug, wurde von allen Beteiligten als Indiz für wachsende Konkurrenzfähigkeit gewertet. «Wir haben die erhoffte Antwort gezeigt. Es wird aber kein Selbstläufer», sagte Tschäge.
Mehrere Medaillen runden gute Bilanz ab
Eine weitere Silbermedaille holte Alexandra Föster. Die deutsche Einer-Meisterin aus Meschede kam knapp fünf Sekunden hinter der Serbin Jovana Arsic ins Ziel und feierte damit das beste EM-Ergebnis ihrer noch jungen Karriere. «Das Olympia-Finale ist mein Ziel. Es kommen in Paris ja noch einige starke Gegner dazu», sagte die 22-Jährige.
Zweimal Bronze rundete die ansprechende DRV-Bilanz in den 14 olympischen Wettkampfklassen ab. In einem spannenden Finish verpasste das Duo Jonas Gelsen und Marc Weber (Frankfurt/Main/Marburg) im Doppelzweier als Dritter hinter Rumänien und Spanien knapp Silber. Auch der Frauen-Doppelvierer ließ Fortschritte erkennen. «Die Medaille ist ein guter Selbstvertrauen-Boost», kommentierte Schlagfrau Pia Greiten (Osnabrück).
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