Serge Aubin musste schmunzeln. «Der vierte Sieg ist immer der schwierigste», sagte der Trainer der Eisbären Berlin. Der Kanadier bediente sich nicht einer Phrase, er meinte es ernst. Mit 3:1 führt der deutsche Eishockey-Rekordmeister in der packenden Finalserie gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven.
Ein Erfolg fehlt noch, um nach der Enttäuschung aus der vergangenen Saison ohne Playoff-Teilnahme nun den zehnten Meister-Titel am Freitag (19.30 Uhr/MagentaSport) an der Nordsee perfekt zu machen. «Wir wollen direkt die erste Chance nutzen», sagte Berlins Nationalverteidiger Kai Wissmann.
Die Berliner wissen genau: So deutlich sich das Ergebnis anhört, so eng waren die bisherigen vier Spiele gegen den Final-Neuling aus der Seestadt. «Wir werden wieder unsere beste Leistung brauchen, um die Serie am Freitag zuzumachen», erklärte Aubin. «Unsere Aufgabe ist aber noch nicht erledigt. Die Serie ist noch nicht vorbei», ergänzte Ty Ronning.
Der 26 Jahre alte US-Amerikaner hat großen Anteil am möglichen Berliner Meister-Coup. Beim 4:1-Erfolg im vielleicht vorentscheidenden Spiel in der heimischen Arena am Ostbahnhof traf er dreimal. Insgesamt war er für acht Berliner Treffer in der K.o.-Runde verantwortlich. Niemand traf in den DEL-Playoffs öfter als Ronning. Nach der Vizemeisterschaft im vergangenen Jahr mit dem ERC Ingolstadt soll es nun mit den Eisbären klappen.
In der zweiten Halbfinal-Partie hatte Ronning im drittlängsten DEL-Playoffspiel für den 4:3-Erfolg bei den Straubing Tigers gesorgt. Im fünften Match schoss er die Eisbären mit seinem Tor in der Extraspielzeit ins Finale. «Er macht einen großartigen Job», schwärmte Aubin von seinem nur 1,75 Meter großen Spieler. «Er ist nicht so groß, aber er hat ein sehr großes Herz.»
Höchstwahrscheinlich hilft ihm auch sein eher ungewöhnliches Ritual vor jedem Spiel. Einige Stunden vor dem ersten Bully sitzt Ronning in den leeren Zuschauerrängen und geht in Gedanken einige mögliche Situationen während eines Spiels durch. «So habe ich einen guten Fokus, so habe ich ein gutes Gefühl», erklärte der Eisbären-Stürmer.
Seine drei Tore am Dienstag waren für die Fischtown Pinguins besonders bitter. In einem starken zweiten Drittel verpasste das Team von Trainer Thomas Popiesch die Führung. Am Ende waren Berliner einfach effektiver. «Das ist hart», sagte Bremerhavens Coach. «Das ist ein Ergebnissport – wir haben zu wenig daraus gemacht.»
Nationalspieler Lukas Kälble monierte, dass in bislang allen vier Aufeinandertreffen jeweils die Eisbären das erste Tor schossen. «Wir sind zuletzt immer einem Rückstand hinterhergerannt. Wir müssen in Führung gehen, dann ist es ein anderes Spiel», forderte der Abwehrspieler. «Wir haben immer unsere Möglichkeiten gehabt», betonte Popiesch. «Wir müssen wieder ein enges Spiel herstellen und unsere Chancen dann besser nutzen.»
Bremerhavens neuer Team-Manager Sebastian Furchner hat schon Final-Erfahrung als Profi der Grizzlys Wolfsburg. Auch wenn es nicht zum Titel gereicht hat, weiß der frühere Nationalspieler, worauf es für seine Profis nun ankommt. «Die Jungs haben immer bewiesen, dass sie mit Rückschlägen umgehen können», sagte er im Interview mit der «Nordsee-Zeitung» (Donnerstag). «Und wenn ich da in die Kabine schaue: da sind keine enttäuschten Gesichter, da sind nur angriffslustige Gesichter.»
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