Die Vereinigung Athleten Deutschland hat mit deutlichen Worten auf Berichte über angeblich nicht geahndete Doping-Fälle im chinesischen Schwimmen reagiert.
«Sollten sich die Verdachtsfälle als zutreffend herausstellen, wäre das offenbar nachlässige Agieren der Wada ein Schlag ins Gesicht aller sauberen Athletinnen und Athleten: Sie halten sich an die Regeln. Sie akzeptieren die Beweislastumkehr als tragende Säule des Anti-Dopingkampfs und sie nehmen selbstverständlich die Strapazen des globalen Doping-Kontrollregimes auf sich», wird Präsidiumsmitglied Léa Krüger in einer Mitteilung zitiert.
Maximilian Klein, Direktor für Sportpolitik bei Athleten Deutschland, sagte mit Blick auf die Arbeit der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada): «Die jüngsten Enthüllungen drohen, saubere Athletinnen und Athleten vollends resignieren zu lassen. Kurz vor den Olympischen und Paralympischen Spielen verschärft sich die Glaubwürdigkeitskrise des Weltsports und des Anti-Doping-Kampfs erneut.» Athleten Deutschland veröffentlichte zudem eine Liste mit Fragen an die Wada.
Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der «New York Times» sowie einem Bericht der australischen Zeitung «Daily Telegraph» waren 23 Top-Schwimmerinnen und -Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden.
Die Wada hatte die Ermittlungen nach eigenen Angaben mit der Begründung eingestellt, dass den Sportlern nach einem «mehrwöchigen Überprüfungsprozess» weder Verschulden noch Fahrlässigkeit anzulasten sei. Strafen seien nicht verhängt worden. Der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada zufolge sind die positiven Dopingtests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurückzuführen. Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team im Juli/August 2021 sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.
Dopingjäger verteidigen sich
Zuvor hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur ihren Verzicht auf Sanktionen verteidigt. «Die Agentur steht weiter fest zu den Ergebnissen ihrer wissenschaftlichen Untersuchung und den rechtlichen Entscheidungen in diesem Fall», teilte die Wada mit. Alle Vorwürfe in der Sache seien geprüft worden, es lägen aber nicht ausreichend Beweise vor, um neuerliche Ermittlungen einleiten zu können, fügte die Behörde hinzu.
«Wenige Monate vor den Olympischen Spielen muss der im Raum stehende Verdacht des Wegschauens oder gar Vertuschens schnellstens umfassend aufgeklärt werden. Wenn ein so schwerwiegender Dopingverdacht besteht, dann muss dieser unabhängig durch die Wada geprüft werden», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).
Der Deutsche Schwimm-Verband forderte eine Aufarbeitung der Geschehnisse und fürchtet um die Glaubwürdigkeit des Sports. Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur, warf der Wada und Chinas Behörden vor, die Positivtests unter den Teppich gekehrt zu haben.
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