24. November 2024

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Das Finale vor Augen: Alonsos Triple-Jäger wollen Revanche

Drei Titel sind weiter möglich. Im Halbfinale der Europa League wartet auf Leverkusen nun ein Gegner, mit dem Bayer eine Rechnung offen hat. Auch in der Liga hat Coach Alonso noch ein großes Ziel.

Irgendwie war Xabi Alonsos Auftritt typisch für Triple-Jäger Bayer Leverkusen in dieser Saison. Ohne äußerliche Anzeichen von Müdigkeit beantwortete der 42-Jährige schon früh am Morgen nach einem langen Europapokal-Abend und keine fünf Tage nach einer rauschenden Meisterfeier die nächsten Fragen zu seinem Erfolgsteam. Die Energie scheint weder Alonso noch seiner Mannschaft auszugehen.

Mit einem wahren Kraftakt kämpfte sich Bayer 04 gegen West Ham United ins Halbfinale der Europa League. Das 1:1 am Donnerstag war das 44. Pflichtspiel der Rheinländer nacheinander ohne Niederlage. Eine solche Serie ist in diesem Jahrtausend noch keiner Mannschaft aus den europäischen Fußball-Topligen gelungen. Die Rekordserie soll nun bis zum Saisonende halten.

Schon gegen das nächste Topteam

«Das ist unser Ziel jetzt. Wir haben noch fünf Spiele und können noch historischer werden», sagte Alonso am Freitag mit Blick auf die verbleibenden Partien in der Bundesliga. Auch wenn der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte feststeht: Einen Schlendrian bei seiner Mannschaft will Alonso unbedingt verhindern.

Bei Borussia Dortmund wartet schon am Sonntag die nächste schwere Prüfung (17.30 Uhr/DAZN). «Dortmund ist Halbfinalist in der Champions League und eine Top-Mannschaft in Europa», sagte Alonso.

Noch wichtiger als die historisch erste Meisterschaft in der Bundesliga ohne Niederlage wären aber natürlich weitere Trophäen in der Europa League und im DFB-Pokal. Im Europacup-Halbfinale heißt der Gegner wie schon im vergangenen Jahr AS Rom. Mit den Italienern hat Leverkusen noch eine Rechnung offen. Unter dem damaligen Trainer José Mourinho erreichten die Giallorossi in einem hitzigen Duell auch mit nervenaufreibendem Zeitspiel das Finale. «Wir freuen uns sehr auf die Revanche», sagte Abwehrchef Jonathan Tah.

Von Rache wollte Alonso allerdings nicht sprechen. «Im Fußball hat man immer eine zweite Chance für alles, nicht für Rache», sagte er ganz gentlemanlike. «Es ist nur eine zweite Chance, es besser zu machen.»

Leverkusen enorm gereift

Die Aussichten, dass das gelingt, sind gut. Der Leistungssprung der Werkself in dieser Saison ist offenkundig. Leverkusen spielt abgezockt, entscheidet Partien oft durch späte Tore. Bayer 04 hat die Leidensfähigkeit, auch schwächere Phasen wie im ersten Durchgang bei West Ham zu überstehen. Hinzu kommt die starke Physis, der unbedingte Erfolgswille und die individuelle Klasse von Spieler wie Florian Wirtz oder Granit Xhaka.

Leverkusen ist zu einer absoluten Spitzenmannschaft in Europa gereift. Das drückt sich auch im Interesse noch größerer Clubs an den Spielern von Bayer 04 aus. Vor allem über die Zukunft von Wirtz wird immer wieder spekuliert. Für den Ausnahmefußballer, der im Sommer nicht verkauft werden soll, rief Geschäftsführer Fernando Carro bei «Radio Marca» zuletzt eine Ablöse von mindestens 150 Millionen Euro auf.

Xhaka: Rom «ein Champions-League-Team»

Diese Summe wollte Alonso nicht kommentieren. Er sagte jedoch: «Wir wissen, wie wichtig und speziell Flo für uns ist. Er ist ein Schlüsselspieler. Wir wollen mit ihm arbeiten und ihm helfen, sich zu entwickeln.» Die nächste Chance, dies auf internationaler Bühne zu tun, hat der 20-Jährige im Hinspiel in Rom in zwei Wochen.

Zum Gegner, der mittlerweile von Daniele De Rossi gecoacht wird, sagte Mittelfeld-Anführer Xhaka: «Das ist nach meiner Meinung ein Champions-League-Team.» Der 31-Jährige ergänzte: «Wir werden versuchen, unseren Fans ein Finale in Dublin zu schenken.»

Das Endspiel findet am 22. Mai statt und damit drei Tage vor dem DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern in Berlin. Es winkt also womöglich erneut eine harte Woche. Dass eine solche dann doch nicht komplett spurlos an Alonso vorbeigeht, gab der Baske dann doch noch zu. «Ich bin müde, aber es geht», sagte er am Freitag und lächelte.

Von Thomas Eßer und Philip Dethlefs, dpa