Thomas Kessler benutzte das vielleicht entscheidende Wort für den Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. «Grundsätzlich brauchst du eine Frustrationstoleranz», sagte der Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Köln.
«Frustrationstoleranz» brauchen die Kölner nicht nur gegen den VfL Bochum an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) und einem Spieltag, der für alle vier beteiligten Teams wegweisend für den Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse sein kann. Parallel zum Duell des Tabellenvorletzten Köln mit den Bochumern, die auf Rang 15 liegen, empfängt gleichzeitig der 16. 1. FSV Mainz 05 den Tabellenletzten SV Darmstadt 98.
Es geht um nichts weniger als die Erstklassigkeit. Es geht vor allem aber auch um viel Geld und die Frage, was passiert, wenn es nicht gut geht. Negative Beispiele abgestürzter Traditionsclubs gibt es reichlich – vom Hamburger SV über Hertha BSC bis zum FC Schalke 04.
Die Kölner schleppen zudem auch noch eine Transfersperre mit sich herum. Die Sanktion durch die UEFA infolge einer Auseinandersetzung mit dem slowenischen Club Olimpija Ljubljana endet erst, wenn das Transferfenster im Januar 2025 öffnet. In diesem Sommer wird Köln also keine Spieler verpflichten dürfen.
Köln zwischen düsteren Prognosen und Beteuerungen
Immerhin haben bis auf zwei Spieler des aktuellen Kaders laut Sportchef Christian Keller alle auch für die 2. Liga gültige Verträge. Statt 45 Millionen Euro für die Profis beim Klassenverbleib stünden laut «Sport Bild» aber nur noch 25 Millionen zur Verfügung. Droht Köln im Abstiegsfall also womöglich zum zweiten Schalke zu werden, das sich derzeit gegen das Abrutschen in die dritte Liga und gegen finanzielle Nöte stemmt?
Keller versicherte bereits im Herbst vergangenen Jahres: «Selbst bei einem Abstieg würden wir mittlerweile ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaften. Wir könnten ein Zweitliga-Jahr ohne rote Zahlen überstehen, weil wir schon vieles verändert haben.»
Zudem haben die Kölner eine gewisse Routine, die bisherigen sechs Abstiege konnte der FC stets schnell reparieren: Viermal stieg der Verein direkt wieder auf, zweimal im zweiten Jahr.
Auch Mainz täten Einbußen im Abstiegsfall weh
Dennoch ist der Gang in die Zweitklassigkeit immer mit tiefen Einschnitten verbunden. Das spürte die Berliner Hertha mal wieder im vergangenen Sommer. Der HSV absolviert inzwischen schon das sechste Jahr in der zweiten Liga.
«Einbußen von fünfzig Prozent bei unserer größten Einnahmequelle täten uns natürlich weh», sagte der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» mit Blick auf die Einnahmen des FSV durch die Medienerlöse der Deutschen Fußball Liga. Sollte es mit dem Erstligaverbleib nicht klappen, wäre es der erste Abstieg der Mainzer seit 2007. «Wenn die Mannschaft nach einem Abstieg zusammenbliebe, reduzieren sich die Gehaltskosten um mehr als die Hälfte», erklärte Heidel.
Wer jubelt, wer trauert, wer darf noch hoffen?
Vor dem 28. Spieltag belegen die Mainzer den Relegationsrang mit 20 Punkten. Die Gäste aus Bochum haben 26 Punkte und könnten mit einem Sieg womöglich von Platz 15 etwas nach oben klettern, auf jeden Fall aber den Vorsprung auf die Mainzer und gegebenenfalls auch auf Köln und/oder Darmstadt noch weiter ausbauen. Die Kölner haben 19 Zähler, Darmstadt 14. Für die Hessen könnte das Abstiegsduell womöglich schon die gefühlt letzte Chance sein, sich zumindest noch mal dem Relegationsplatz zu nähern in der ersten Saison nach der Bundesliga-Rückkehr.
«Der Glaube an den Klassenerhalt ist bei uns weiterhin absolut vorhanden. Entsprechend werden wir uns zu den sportlichen und wirtschaftlichen Folgen eines Abstiegs auch erst dann konkret äußern, wenn dieser Fall tatsächlich eintreten sollte», betonte Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch: «Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass wir ein wirtschaftlich stabiler Verein sind, der sich bewusst ist, dass Bundesligafußball am Standort Darmstadt alles andere als selbstverständlich ist und entsprechend für verschiedene Szenarien gewappnet ist.»
Statt vier gewinnt, wird es beim Quartett Bochum, Mainz, Köln, Darmstadt spätestens am 18. Mai gegen 17.30 Uhr nach dem Abpfiff des 34. und letzten Spieltags heißen: Zwei verlieren, einer darf in der Relegation noch hoffen.
Schaffen es die Kölner, müssten sie womöglich in den beiden Spielen gegen den Nachbarn Fortuna Düsseldorf antreten. Oder gegen Ex-Trainer Steffen Baumgart mit dem HSV. Und dann dürften sie hoffen, dass sie keine Frustrationstoleranz brauchen.
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