24. November 2024

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Drei Wochen nach Busemann-Rekord: Neugebauer wieder top

Deutschlands bester Zehnkämpfer trumpft in seiner Wahlheimat mit dem zweitbesten Ergebnis seiner Karriere auf. Im «Windschatten» von Leo Neugebauer arbeitet ein Europameister an seinem Olympia-Plan.

Nach dem zweitbesten Zehnkampf seiner Karriere waren Fotos mit Leo Neugebauer ein gefragtes Motiv. Gut vier Monate vor den Olympischen Spielen in Paris hat sich der deutsche Rekordhalter beim Sieg in seiner texanischen Wahlheimat in blendender Verfassung präsentiert.

Der 23-Jährige gewann bei den Clyde Littlefield Texas Relays mit 8708 Punkten und setzte sich an die Spitze der noch jungen Weltjahresbestenliste. «Ich bin sehr zufrieden. Ich freue mich sehr über die Punktzahl und freue mich schon auf die Höhepunkte», sagte Neugebauer nach einem Auftritt, der Lust auf Olympia macht.

Drei Wochen nachdem der für den VfB Stuttgart startende Leichtathlet den deutschen Hallenrekord von Frank Busemann im Siebenkampf geknackt hatte, lag er beim Wettkampf in Austin zwischenzeitlich auf Kurs seines eigenen deutschen Zehnkampf-Rekords. Im Vorjahr hatte Neugebauer die Uralt-Marke von Zehnkampf-Legende Jürgen Hingsen auf 8836 Punkte verbessert.

Neugebauer: «Ich bin happy»

Diesmal demonstrierte er seine Ausnahmestellung mit einer Kugelstoß-Bestleistung von 17,26 Metern, die ihn nicht überraschte. Die weiteren Disziplinen beschrieb der Modellathlet als «sehr solide». «Es war eigentlich alles so, wie ich es mir erhofft hatte. So sieht es auch im Training aus, daher bin ich happy mit dem Ergebnis», sagte Neugebauer dem ZDF. «Ich bin in einer guten körperlichen Verfassung und besser als letztes Jahr zu dieser Zeit. Das ist alles, was für mich im Moment zählt.» Es war insgesamt das stärkste Resultat, das je so früh in der Saison im Monat März erzielt wurde.

«Die Leistung von Leo ist sehr hoch zu bewerten. Es ist eine sehr hohe Punktzahl», sagte Bundestrainer Christopher Hallmann am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Als Weltjahresbester in der Liste zu stehen, das gibt einem sicher viel Selbstvertrauen. Selbst wenn bis zu den Olympischen Spielen zwei, drei andere Zehnkämpfer vor ihm stehen würden, wird Leo einer sein, der vorne im Kampf um die Medaillen dabei sein kann. Er kann jetzt sicherlich selbstbewusst die nächsten Abschnitte Richtung Paris gestalten.»

Keine EM-Teilnahme für Neugebauer

Hallmann verfolgte den Wettkampf aus der Ferne. «Leo kommt gerade aus der Hallensaison. Deshalb muss man diesen Wettkampf trainingsmethodisch als letzten Wettkampf der Hallensaison 2024 bewerten, und nicht als ersten Wettkampf der Outdoor-Saison 2024», ordnete der Bundestrainer ein. «Der trainingsmethodische Start in die Outdoor-Saison wird Anfang Juni bei den NCAA-Meisterschaften erfolgen.»

Für den College- und Uni-Wettkampf löste Neugebauer in der Nacht zum Karfreitag das Ticket. Dieser findet vom 5. bis 8. Juni in Eugene, dem WM-Ort von 2022 statt. Deswegen fehlt Neugebauer bei den Europameisterschaften in Rom vom 7. bis 12. Juni. 

Kaul geht es nach WM-Abbruch «körperlich gut»

Die EM hat dagegen Europameister Niklas Kaul ins Visier genommen. Der Weltmeister von 2019 hatte bei der WM im Vorjahr wegen Fußproblemen aufgeben müssen. «Körperlich geht es ihm gut, er hat keine Trainingseinschränkungen», berichtete Hallmann. «Aus deutscher Sicht ist er im Windschatten von Leo. Als aktueller Europameister von 2022 startet er bei der EM in Rom als Titelverteidiger Anfang Juni, dann soll es Richtung Olympische Spiele gehen.» Das große Ziel von Kaul: Nach seinem verletzungsbedingten Aus bei den Spielen in Tokio möchte er in Paris seinen Olympia-Zehnkampf beenden – und das erfolgreich.

Das will auch Neugebauer, der eine der größten deutschen Leichtathletik-Hoffnungen für die Sommerspiele ist. Neugebauer war bei der WM 2023 in Budapest nach der Halbzeit-Führung hinter die Medaillenränge zurückgefallen und Fünfter geworden. Aus dem Fehler im vorolympischen Jahr habe Neugebauer sicher für Olympia gelernt, sagte Busemann zuletzt der dpa. Der gute Start des Studenten ins Olympiajahr seien «gute Vorzeichen für Paris».

Von Christian Kunz, dpa