23. November 2024

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«Alpenvulkan» Zach: «Fahre bei gar nichts aus der Haut»

Hans Zach ist nach eigenem Empfinden immer «die Ruhe selbst». An der Bande bekommt das deutsche Eishockey-Idol aber den Beinamen «Alpenvulkan». Wie steht es heute um den Puls von Zach, der 75 wird?

Hans Zach hat es nicht weit. Nur wenige Kilometer von seinem an der Isar gelegenen Haus in Bad Tölz entfernt kann das deutsche Eishockey-Idol ein ganz besonderes Schauspiel bewundern. Ab März laicht der Huchen, ein mächtiger Fisch aus der Familie der Lachsartigen, weshalb er auch gerne mal als «König der Alpenflüsse» bezeichnet wird.

«Die Huchen sind sehr schlau und sehr selten. Man kann sogar bis auf zwei Meter an sie heran», erzählt Zach, Angler aus Leidenschaft, der Deutschen Presse-Agentur über den sogenannten Donaulachs, weil er im Einzugsgebiet der Donau lebt. «Das ist ein Schauspiel, wenn sie laichen.» Mehrere Tausend Eier können die Weibchen legen.

Zachs Autobiografie heißt: «Ich, der Alpenvulkan»

Das Wasser, der Wald, die Berge – sie sind Kraftquellen für Zach, dessen Energie auf und neben dem Eis auch nie zu übersehen war. Wegen seiner explosiven Art an der Bande erhielt Zach, der am Samstag seinen 75. Geburtstag hat, den Beinamen «Alpenvulkan». So lautet auch der Titel seiner 2003 erschienenen Autobiografie: «Ich, der Alpenvulkan.» Auf dem Umschlag sieht man, wie im Hintergrund Lava zäh einen Berg herabfließt.

«So war ich eben und es hat mir nichts ausgemacht. Ich habe das gemacht, was ich gesagt habe, und das habe ich durchgezogen», erzählt Zach. «Es hat emotional gewirkt, aber ich war die Ruhe selbst. Wenn man eine Pulsmessung machte während des Spiels, hat man sich gewundert, dass ich nicht mal über 100 gekommen bin.»

Aufgerissene Augen, aufgerissener Kiefer

Die Bilder von damals deuten nicht unbedingt auf einen sehr niedrigen Ruhepuls hin. Man sieht Zach dann gerne mal mit weit aufgerissenen Augen und weit aufgerissenem Kiefer. Mit Leidenschaft und Detailversessenheit wurde er so als Trainer viermal Meister mit der Düsseldorfer EG und den Hannover Scorpions. Als Bundestrainer von 1998 bis 2004 führte er die deutsche Nationalmannschaft dreimal ins WM-Viertelfinale.

Seit einem Interimsjob bei den Adlern Mannheim 2014 ist Zach im Ruhestand. Er lebt mit seiner Frau Slada in seiner Heimatstadt Bad Tölz, der anstehende Geburtstag wird auf Gran Canaria verbracht. «Ich fahre bei gar nichts aus der Haut, mich bringt nichts aus der Ruhe», versichert Zach, der einst Eishockeyprofi, Metzgermeister, medizinischer Bademeister, Nationalspieler, «Alpenvulkan», Meistercoach und Bundestrainer war.

«Wenn Schluss ist, ist Schluss»

Für den ehemaligen Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes, Franz Reindl, der mit Zach 1980 als Spieler an den Olympischen Winterspielen in Lake Placid teilnahm, ist Zach «ein fairer Sportsmann und Mensch durch und durch», sagte Reindl einmal der Deutschen Presse-Agentur. «Hans ist und bleibt eine der größten deutschen Eishockey-Persönlichkeiten aller Zeiten.»

Gedanken an ein Comeback hatte Zach nie. «Ich habe gemerkt, so wie ich arbeite und coache, mit dem Ehrgeiz, Willen und der Dynamik, das kannst du in dem Alter nicht mehr machen, die Kraft hast du nicht mehr. In Mannheim habe ich gemerkt, diese Konsequenz, die ich habe, kostet viel Kraft und die habe ich nicht mehr, ich brauche sie ja auch nicht mehr», erzählt Zach. «Ich habe keine Sekunde an eine Rückkehr gedacht. Ich bin nicht der Typ: heute nein, morgen ja. Wenn Schluss ist, ist Schluss.»

Ein Eingriff am Herzen gibt «eher noch einen Schub»

Zach hat sich im vergangenen Jahr am Herzen operieren lassen müssen. Bei einer Routinekontrolle wurde festgestellt, dass er behandelt werden muss. Zach wurden sogenannte Stents eingesetzt, das sind künstliche Gefäßstützen, die Blutgefäße offenhalten.

«Es war schon komisch, dass in den ersten 20 Minuten beim Bergaufstieg mein Hals wie zugeschnürt war», erzählt Zach, wie er merkte, dass etwas nicht ganz stimmte. «Die Stents schränken mich aber nicht ein, ich bin eigentlich immer draußen in der Natur unterwegs. Ich bin pumperlgsund, die Stents haben mir eher noch einen Schub gegeben.»

Von Martin Moravec, dpa