Diese Champions-League-Lose beflügelten einen deutschen Fußball-Traum im Jahr der Heim-EM. Der FC Bayern München und Borussia Dortmund dürfen nach der Auslosung des weiteren Königsklassen-Wegs bis zum Endspiel auf ein großes Wembley-Revival hoffen. Denn ein Aufeinandertreffen der beiden deutschen Topclubs ist erst am 1. Juni in der Londoner Fußball-Kultstätte möglich – und nicht davor.
Daran dachte auch BVB-Chef Hans-Joachim Watzke sofort, als er am UEFA-Sitz in Nyon die Lose vor dem Sky-Mikrofon einordnete. «Das wäre eine coole Sache, nochmal gegen die Bayern in Wembley – als Revanche», sagte der Dortmunder Geschäftsführer in Erinnerung an den historischen 2:1-Triumph der Münchner durch das späte Siegtor von Arjen Robben vor elf Jahren.
Ein zweites deutsches Wembley-Finale kurz vor dem EM-Start in München – das wär’s. Und das könnte auch die aktuell sportlich am Boden liegende Nationalelf von Bundestrainer Julian Nagelsmann beim folgenden Heimturnier beflügeln.
Bayern trifft auf englischen Tabellenführer
Der Weg nach Wembley ist freilich noch lang und beschwerlich, für die Bayern vielleicht sogar noch mehr als für den BVB. Die Münchner bekommen es im Viertelfinale mit Premier-League-Tabellenführer FC Arsenal zu tun. Mehr als Erster in England geht schließlich nicht. «Wir haben mit Sicherheit den schwierigsten Weg vor uns, den man sich vorstellen kann», sagte Bayern-Coach Thomas Tuchel.
Der BVB trifft ebenfalls zuerst auswärts auf Atlético Madrid. Bei einem Weiterkommen würde der scheidende Trainer Tuchel mit den Münchnern im Halbfinale auf den Sieger des Gigantenduells zwischen Rekordsieger Real Madrid und Titelverteidiger Manchester City treffen. An City mit Ex-Coach Pep Guardiola waren die Bayern vor einem Jahr in der Runde der letzten Acht nach einem 0:3 und 1:1 gescheitert.
«Der Weg ist jetzt klar», sagte Tuchel, der sich scherzhaft «zwei Freilose» bis London gewünscht hatte. Bangemachen gelte nicht. «Ab sofort ist alles möglich», befand Tuchel schon vor den Griffen in den Lostopf. Besonders motiviert werden Harry Kane und Eric Dier sein, die mit Tottenham etliche Male auf den Londoner Stadtrivalen Arsenal trafen.
Auswärts ohne Fans
Die Dortmunder würden im Halbfinale auf den Sieger der Paarung Paris Saint-Germain gegen FC Barcelona treffen. PSG mit Topstar Kylian Mbappé war in dieser Saison schon Dortmunder Gruppengegner.
Im Viertelfinale können Bayern und der BVB auch darauf setzen, dass sie das entscheidende Rückspiel wie schon bei den Achtelfinal-Erfolgen gegen Lazio Rom bzw. PSV Eindhoven wieder im eigenen Stadion und damit mit großer Fanunterstützung bestreiten können. Die Hinspiele werden am 9. und 10. April ausgetragen, die Rückspiele eine Woche später. In London müssen die Bayern übrigens nach einer UEFA-Strafe ohne ihre Fans antreten.
Für Tuchel ist die Champions League auf seiner Münchner Abschiedstour angesichts der nationalen Tristesse nach einem frühen Pokal-Aus und zehn Punkten Rückstand auf Bundesliga-Dominator Bayer Leverkusen die letzte realistische Titelchance.
Müller: «Kai Havertz, ich warte auf Dich»
Thomas Müller freut sich schon auf die Kraftproben mit Arsenal. «Kai Havertz, mein Freund, ich warte auf Dich. Ein schönes Los. Zwei sehr gute Mannschaften, zwei sehr gute Stadien, zwei sehr gute Städte. Es wird hart, aber ich bin immer positiv. See you, Gunners», sagte der 34 Jahre alte Angreifer in einem vor dem Training noch schnell aufgenommenen Video. Im Achtelfinale 2017 trafen beide Vereine zuletzt aufeinander – und die Bayern siegten zweimal mit 5:1.
Zunächst aber geht es für Müller und Co. gemeinsam mit Jung-Vater Manuel Neuer am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Liga-Alltag beim Tabellenletzten Darmstadt 98 weiter. «Da müssen wir liefern», forderte Tuchel. Beim 8:0-Hinspielerfolg mit drei Platzverweisen feierte Nationaltorhüter Neuer Ende Oktober sein Comeback nach dem schweren Beinbruch Ende 2022. «Wir haben alles zu verlieren, Darmstadt nichts», sagte Tuchel zur Ausgangssituation.
BVB muss um Qualifikations-Platz kämpfen
Dortmunds Trainer Edin Terzic setzt gegen «den starken Gegner» Atlético mit dem sehr impulsiven Coach Diego Simeone besonders auf den Heimvorteil in Spiel zwei. Atlético sei «in den K.o.-Spielen schon ein kleines Monster, das bezwungen werden muss», sagte Terzic. Ziel sei ein gutes Ergebnis in Madrid, um dann daheim «eine ähnlich magische Nacht» wie beim Rückspielerfolg in dieser Woche gegen Eindhoven zu erleben.
«Tolles Los für uns. Du möchtest nicht im Rückspiel nach Madrid», kommentierte Watzke. «Es ist schon geil dazuzugehören», sagte Nationalstürmer Niclas Füllkrug voller Vorfreude dazu, dass der BVB nach mehreren Jahren mal wieder zur Champions-League-Elite zählt.
Das soll auch in der kommenden Saison der Fall sein: Und darum muss sich die Borussia als Bundesliga-Vierter bis zur Atlético-Kraftprobe erstmal darauf konzentrieren, an der erneuten Königsklassen-Qualifikation zu arbeiten. Übrigens: Vor einem möglichen Wembley-Revival begegnen sich Bayern und Dortmund schon am 30. März in München – in der Bundesliga.
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