Minutenlang und mit versteinerten Mienen standen Vanessa Voigt und Justus Strelow im Zielraum und mussten auf ihr Fernsehinterview warten. Am liebsten wären die beiden deutschen Biathleten aber wohl rasch aus dem Stadion im tschechischen Nove Mesto verschwunden.
Anstatt die Euphorie der Mannschaft nach zweimal Medaillen bei der Weltmeisterschaft in den vergangenen zwei Tagen mitzunehmen, erlebten Strelow und Voigt mit dem sechsten Platz und 1:04,6 Minuten Rückstand im Single-Mixed-Wettbewerb eine dicke Enttäuschung.
«Wir wollten um die Medaillen mitkämpfen, aber wir haben früh den Anschluss verloren. Jetzt ist es so, wie es ist», sagte Voigt. Auch ihre Ski waren wohl nicht absolut top. «Wir müssen heute schon noch mal ein bisschen sprechen. Ich hatte vom Fuß her wieder nicht das optimale Material», sagte die Thüringerin.
Den Sieg sicherten sich die neuen Weltmeister Quentin Fillon Maillet und Lou Jeanmonnot aus Frankreich. Zweiter wurde Italien vor Norwegen.
Strelow mit Problemen in der Loipe
Dabei lieferten Strelow und Voigt am Schießstand einen ordentlichen Job ab und benötigten lediglich vier Nachlader. Probleme hatte jedoch vor allem Strelow in der Loipe, obwohl er im Einzelrennen am Vortag über 20 Kilometer nicht zum Einsatz gekommen war. Ihm fehlten auf die schnellsten Läufer 47 Sekunden.
«Ich habe mich läuferisch schon extrem schwergetan und habe es nicht geschafft, auf der Strecke gegenzuhalten», sagte der Sachse. «Ich will gar nicht wissen, wie es gewesen wäre, wenn ich das Einzel auch noch in den Beinen gehabt hätte.»
Nach dem Erfolgserlebnis bei der Generalprobe vor knapp drei Wochen, als Voigt und Strelow in Antholz mit nur einem Nachlader bei acht Schießeinlagen gewinnen konnten und den ersten deutschen Sieg im Single-Mixed-Wettbewerb überhaupt eingefahren hatten, trat das Duo als Mitfavorit an.
Die Erwartungen konnten sie nicht erfüllen. «Jedes Single-Mixed ist ein bisschen anders», sagte Sportdirektor Felix Bitterling vom Deutschen Skiverband. «Es ist wahnsinnig viel passiert, es war von Anfang an wahnsinnig viel Speed drin. Justus hat sich da ein bisschen schwergetan. Wir haben auf die Fehler der anderen hoffen müssen, die Fehler sind aber nicht gekommen.»
Norwegen patzt beim letzten Schießen
Frankreich und Norwegen sorgten früh dafür, dass es bis zum letzten Schießen nach einem Zweikampf aussah – mit dem schlechteren Ende für die Skandinavier. Denn die Gesamt-Weltcupführende Ingrid Landmark Tandrevold musste in die Strafrunde abbiegen und letztendlich auch noch die Italienerin Lisa Vittozzi ziehen lassen.
Für Voigt wäre beim letzten Schießen auch mehr möglich gewesen. Allerdings brauchte sie drei Nachlader, um die Strafrunde zu vermeiden. «Es ist ärgerlich, dass der erste Schuss wegging», sagte die 26-Jährige. «Ich habe das Zittern angefangen.» Auch sie hatte in der Loipe gegenüber der Konkurrenz das Nachsehen.
In dem jüngsten WM-Rennen stand bisher noch kein deutsches Duo ganz oben bei einem Großereignis. Als Einzige hatten bisher Franziska Preuß und Erik Lesser 2020 in Antholz WM-Silber geholt.
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