Laut Trainer Fabian Hürzeler hat sich der FC St. Pauli die umstrittene Entscheidung für das Training auf der deutschen Urlaubsinsel Mallorca nicht leicht gemacht.
«Erst mal kann ich sagen, dass ich natürlich lieber hier geblieben wäre», sagte Hürzeler. «Weil alles Weitere sind Zusatzbelastungen für die Spieler, auch für den Staff», fügte der Coach hinzu. Nach der Partie beim 1. FC Magdeburg weilen die Hanseaten zwischen Montag und Freitag in der Sonne.
Wegen der Niederschläge in den vergangenen Wochen und der dadurch wochenlang schlechten Platzverhältnisse verlegt der Hamburger Club sein Training auf die spanische Insel. Erst am Mittwoch war das letzte Pokal-Viertelfinale des DFB-Pokals zwischen dem 1. FC Saarbrücken und Borussia Mönchengladbach wegen starker Regenfälle abgesetzt worden. Der Vorgang mitten in der Saison ist dennoch ungewöhnlich für einen deutschen Profi-Club.
«Es ist kein Trainingslager»
In den sozialen Netzwerken kassierte der Club zwar auch positive Rückmeldungen, aber hinsichtlich regelmäßiger Nachhaltigkeitsdebatten im Kiez-Club gab es ebenso höhnische Kommentare. Ein Sprecher bezog sich auf eine Mobilitätsanalyse, die ergebe, dass die Reiseaktivitäten der Profimannschaft beim Fußballspiel nur einen geringen Anteil am Schadstoffausstoß ausmache. «Dass jetzt alle aufstehen und tosenden Applaus spenden für die Maßnahme, haben wir nicht erwartet», sagte der Sprecher. Der Club sei sich bewusst, dass man sich in einem Feld bewege, in dem es Widersprüche gebe.
«St. Pauli entscheidet hier zwischen dem Leistungsprinzip und dem Thema Nachhaltigkeit und hat sich in Abwägung für dieses Trainingslager entschieden», sagte Stefan Wagner, Mitbegründer des Vereins Sports For Future auf dpa-Anfrage. Es zeige, dass mit individuellem Verzicht die Nachhaltigkeitskrise nicht bewältigt werden würde: «Sondern wir werden sie bewältigen über übergeordnete Regeln, Preise, die eben nachhaltiges Verhalten belohnen und nicht nachhaltiges Verhalten verteuern.»
«Es ist kein Trainingslager», sagte Hürzeler. Weil es keine passenden Ausweichmöglichkeiten in der Hansestadt gibt und der Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga mit optimalen Bedingungen in die wichtige Phase der Saison gehen will, kam diese Wahl zustande. Zudem möchte der Club durch den Vorgang Verletzungen der Spieler vorbeugen. «Warum Mallorca? Weil es dort die Möglichkeit gibt, gut zu trainieren», sagte Hürzeler. Dort habe St. Pauli ein gutes Hotel gefunden und trainiert auf dem Untergrund des Erstligisten RCD Mallorca. Der Verein reist mit einem normalen Linienflieger dorthin.
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