23. November 2024

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Gelassen und gierig: Bayer ganz bayerisch in den Bayern-Hit

Leverkusen ist im Moment einfach nicht zu schlagen. 30 Pflichtspiele hat Bayer diese Saison absolviert und keines verloren. So kann das Team auch selbstbewusst in den Hit gegen die Bayern gehen.

Siegermentalität, Gelassenheit und die breite Brust der Unschlagbaren: Mit den typischen Münchner «Mia san mia»-Eigenschaften stellen sich die Rekordjäger von Bayer Leverkusen Serienmeister FC Bayern München.

Wie der Bundesliga-Tabellenführer beim 3:2 im Pokal-Viertelfinale gegen den starken VfB Stuttgart den dritten Last-Minute-Sieg im fünften Spiel des Jahres einfuhr, das wird auch bei den längst ausgeschiedenen Bayern mächtig Eindruck hinterlassen haben.

«Manchmal ist der Kopf wichtiger als die Beine. Und unser Kopf ist im Moment sehr stark», sagte Bayer-Trainer Xabi Alonso mit Blick auf den absoluten Liga-Gipfel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) in Leverkusen: «Ich freue mich, dass wir das Herz und die Seele haben, es bis zum letzten Moment zu versuchen. Dass wir auch in schwierigen Momenten gute Mentalität haben.» Diese Botschaft hätten sie immer im Kopf.

Leverkusener freuen sich «alle auf ein geiles Spiel»

So hat Bayer keines der 30 Pflichtspiele seit dem Saisonstart verloren. 26 Siege gelangen dem Team. Jonathan Tahs Tor am Dienstag in der 90. Minute zum 3:2 war mit Blick auf das kommende Duell gleich in mehrfacher Hinsicht wichtig. Als eindeutiger Favorit auf den DFB-Pokal kann Bayer nach 31 Jahren ohne Trophäe mit einer klaren Titel-Option viel lockerer ins Spiel gehen. Und der Rausch des Sieges macht die zusätzliche Belastung der Englischen Woche vielleicht wett, zumal Tahs Treffer die Verlängerung ersparte.

«Wir sollten daraus, wie die Saison bisher gelaufen ist, eigentlich schon genug Stärke ziehen», sagte Nationalspieler Robert Andrich: «Aber so ein emotionaler Mentalitäts-Sieg gibt sicher nochmal zusätzlichen Anschub. Deshalb freuen wir uns alle auf ein geiles Spiel.»

Neben der Vorfreude überraschte vor allem die spürbare Gelassenheit, mit der die Leverkusener dem Schlager entgegenblicken. «Das sind Wochen und Momente, da muss man gut essen, gut schlafen, regenerieren, sich auf die Spiele fokussieren – und dann klappt das schon», sagte Tah. Als sei es das Einfachste auf der Welt.

Es ist vor allem Alonso, der diese Mischung aus Sieges-Gier und innerer Ruhe ins Team gebracht hat. Beim 0:1 zur Pause habe der Trainer die Mannschaft ermahnt, «nicht verrückt zu werden», verriet Andrich: «Er hat gesagt, dass wir nicht in fünf Minuten die Welt erobern müssen. Sondern dass wir 45 Minuten Zeit haben für ein 1:1.» Und sein Team folge ihm: «Wir vertrauen auf uns und verlieren nie den Kopf.»

Jubel in Jürgen-Klopp-Manier

Alonso sprach am Dienstagabend demonstrativ vom FC Bayern als der «besten deutschen Mannschaft, bei der das Gewinnen in der DNA liegt». Doch genau diese Mentalität hat der frühere Welt- und Europameister, der von 2014 bis 2017 selbst für die Bayern spielte, längst auch dem Leverkusener Team vermittelt.

Welche Bedeutung der Sieg gegen Stuttgart direkt vor dem Spitzenspiel in der Meisterschaft war, ließ sich an Alonsos ausgelassenem Jubel erkennen. Der Spanier wirbelte mit den Armen durch die Luft, sprang in Jürgen-Klopp-Manier mit gespreizten Beinen durch die Luft und umarmte nach dem Spiel sogar den auf Krücken laufenden Victor Boniface überschwänglich. «Ich musste einfach mal alles rauslassen», sagte Alonso: «Nach einem Spiel wie heute ist mein Kopf auch ein bisschen leer. Aber ab morgen geben wir wieder Vollgas.»

Andrichs Ansage: «Wir wollen nach Berlin und wir wollen den Titel»

Angesichts des restlichen Teilnehmer-Felds mit zwei Zweitligisten und dem Sieger aus Saarbrücken gegen Mönchengladbach scheint der Weg zum ersten Titel im Pokal nach 1993 geebnet, ja fast schon frei. Doch damit wollte sich Alonso noch nicht beschäftigen. «Das Halbfinale ist erst Anfang April. Bis dahin haben wir genug Zeit, uns auf die Bundesliga und die Europa League zu fokussieren.» Dass Leverkusen nun der eindeutige Favorit im Pokal ist, ist aber unbestritten. Andrich redete deshalb auch gar nicht drumherum. «Wir wollen nach Berlin und wir wollen den Titel», sagte er.

Von Holger Schmidt, dpa