Inmitten von Österreichs Skiflug-Party war auch Andreas Wellinger allerbester Laune. Als 18.500 Zuschauer am Kulm in Bad Mitterndorf den WM-Titel von Lokalmatador Stefan Kraft feierten, freute sich Olympiasieger Wellinger über seine Silbermedaille. Mit einem famosen Flug auf 228 Meter verbesserte sich der beste Deutsche noch von Rang vier auf Platz zwei.
«Ich bin super happy, dass es noch so ausgegangen ist. Ich bin gerade unglaublich stolz, dass ich nochmal so einen runtergebracht habe», sagte Wellinger nach dem witterungsbedingten Geduldsspiel, an dessen Ende die Sonne weg war und es im Auslauf fast dunkel wurde. «Oh wie ist das schön» dröhnte aus den Boxen in besonderer Atmosphäre. Flutlicht gibt es am Kulm nicht, darum wurde ein vierter Durchgang unmöglich.
Bundestrainer «überglücklich»
«Fantastischer Sprung vom Andi, der war wie an der Schnur gezogen. Das war ein super Flug», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher im ZDF. «Ich bin jetzt überglücklich, dass wir von Platz vier auf Platz zwei vorgekommen sind.» Mehrere Male war der Start um jeweils 15 Minuten verschoben worden, Wellinger drohte bei Abbruch Rang vier. Doch dann wurde für den Deutschen doch noch alles gut. Bronze hinter Kraft und Wellinger holte der Slowene Timi Zajc, der am Freitag noch geführt hatte.
Im Teamwettbewerb dürfte es für das Team von Bundestrainer Horngacher angesichts der Formschwäche der zweiten Reihe trotzdem schwierig werden. Im Team sind die Slowenen um Zajc und die Österreicher um Weltmeister Kraft eigentlich stärker einzuschätzen.
Wellinger zitterte um Fortsetzung
Lange hatte gar nicht festgestanden, ob am Samstag überhaupt noch Flüge stattfinden. Starker Wind wehte, das Springen wurde zum Geduldsspiel – und Wellinger, der nach zwei Sprüngen rund 42 Zentimeter hinter dem Norweger Johann Andre Forfang gelegen hatte, zitterte um die Fortsetzung. «Wenn die das abbrechen und ich um 0,5 Punkte Vierter werde, dann hätte ich irgendwas zusammengedroschen», erzählte Wellinger mit einem Grinsen. Seine Teamkollegen Stephan Leyhe (10.), Karl Geiger (19.) und Pius Paschke (23.) hatten mit der Vergabe der Medaillen nichts zu tun.
Das fehlende Flutlicht wurde zum Thema, obwohl immerhin der dritte Durchgang noch unter fairen Verhältnissen abgehalten werden konnte. «Abends sind die Bedingungen meistens stabiler. Das ist nochmal ein Grund, warum man hier für die Zukunft über ein Flutlicht nachdenken sollte», sagte der ehemalige Topspringer Severin Freund im ZDF.
Flutlicht als Dauerthema
So sah es auch Renndirektor Sandro Pertile, der einen Appell an die Organisatoren richtete. «Ich glaube, das ist jetzt die Möglichkeit für einen Push für das lokale Organisationskomitee. Flutlicht ist für uns sicher ein Wert. Man sieht genau, durch den Tag ist es schwieriger», sagte Pertile.
Seit der Einführung des WM-Formats mit vier Wertungsdurchgängen wurden nur gut die Hälfte der Weltmeisterschaften wirklich über die volle Distanz ausgetragen. Das fehlende Flutlicht ist beim Skispringen in Österreich nicht zum ersten Mal ein Thema. Am windanfälligen Bergisel in Innsbruck sind die Möglichkeiten ebenfalls begrenzt, weil es kein Flutlicht gibt. Das enge Zeitfenster macht auch eine Einführung der Vierschanzentournee für Frauen schwieriger.
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