Xabi Alonso jubelte ausgelassen vor den eigenen Fans, die Profis von Bayer Leverkusen hüpften wild über den Platz. Mit dem nächsten Sieg in der Nachspielzeit hat der Tabellenführer seine Ungeschlagen-Serie in der Bundesliga auf 18 Spiele ausgebaut und den Druck auf Verfolger FC Bayern erhöht.
Hinrundenmeister Leverkusen erkämpfte sich im Top-Duell ein 3:2 (0:1) bei RB Leipzig und traf wie schon in der Vorwoche beim 1:0 beim FC Augsburg erst in der Schlussphase.
«Wenn wir die Spiele so gewinnen, nehmen wir das natürlich gerne», sagte Jonas Hofmann über den erneut späten Siegtreffer. Was die Mannschaft auszeichne? «Die Mentalität, den Teamgeist, den Hunger, nie ein Spiel aufzugeben», erläuterte Bayer-Torschütze Jonathan Tah. Niemals den Glauben zu verlieren, habe ihnen Trainer Alonso als Erfolgsrezept mitgegeben.
Xavi Simons (8. Minute) hatte die Sachsen früh in Führung gebracht, Nathan Tella (47.) belohnte den Aufwand Bayers vor 46.529 Fans mit dem Ausgleich. Die erneute RB-Führung durch Lois Openda (56.) egalisierte Tah (63.), ehe Piero Hincapie (90.+1) für die Entscheidung sorgte. Der Spitzenreiter ist damit sieben Punkte vor Verfolger Bayern München, der aber zwei Spiele weniger absolviert hat.
RB-Verteidiger Raum: «Ich bin brutal sauer»
Nach der zweiten Niederlage in diesem Jahr liegt RB im Kampf um die Champions-League-Plätze nur noch dank der besseren Tordifferenz vor dem Tabellenfünften Borussia Dortmund. «Ich bin brutal sauer, wie es gelaufen ist», sagte Nationalspieler David Raum. «Wir hätten das Spiel gewinnen können und schlagen uns wieder selber.»
Auf die Unterstützung ihrer Fans verzichten mussten die Teams im Top-Spiel nicht. Erwartungsgemäß beteiligten sich die Anhänger von Leipzig und Leverkusen nicht am Investoren-Protest gegen die Deutsche Fußball Liga. In den meisten anderen Begegnungen des Spieltags hatten die Fans in den ersten zwölf Minuten, teilweise für Spielunterbrechungen durch das Werfen von Gegenständen gesorgt.
Startelf-Comeback von Dani Olmo
Im Duell zwischen dem zuvor zweimal sieglosen Brauseclub und der vermeintlich unbezwingbaren Werkself war die Themenlage eine andere. So freuten sich die RB-Fans auf das Startelf-Comeback von Dani Olmo. Der verletzungsanfällige Techniker, den zuletzt eine Schultereckgelenksprengung außer Gefecht gesetzt hatte, begann erstmals seit Anfang September – und die meisten Leipziger Angriffe liefen über ihn.
Nach nicht einmal zehn Minuten tanzte Benjamin Sesko Tah aus, passte kurz zu Xaver Schlager, dessen Hereingabe bei Simons landete. Dass er mit dem Rücken zum Tor stand, kümmerte den Niederländer nicht. Er nahm den Ball mit rechts an, drehte sich und zog mit links auf die kurze Ecke – unhaltbar. Eine Minute später rutschte Sesko in eine Hereingabe von Olmo, der Ball rauschte knapp am Tor vorbei.
Tah sieht fünfte Gelbe Karte, Frimpong verletzt
Und Bayer? Hatte einen Plan und eine sehenswerte Spielanlage, musste defensiv aber gleich die nächsten Rückschläge hinnehmen. Tah sah seine fünfte Gelbe Karte und wird kommende Woche gegen Borussia Mönchengladbach fehlen. Nach einer halben Stunde war für Jeremie Frimpong Schluss. Der enorm wichtige Außenverteidiger wurde beim Gang in die Kabine gestützt. Schmerzhafter Schlag auf den Unterschenkel teilte Bayer mit.
Ein Ausfall von Frimpong wäre enorm bitter für den Meisterkandidaten. Der niederländische Nationalspieler verbuchte allein in der Liga bisher fünf Tore und sieben Vorlagen, stand in der Hinrunde in jedem Spiel auf dem Platz. Am Spiel veränderte der Ausfall nicht viel. Leverkusen kombinierte sehenswert, Abschlüsse erfolgten aber fast ausschließlich aus der Ferne. Leipzig lauerte auf Konter und spielte diese meist über Olmo und Simons sehenswert aus – nur der Ertrag fehlte zunächst.
Für den sorgte ausgerechnet der für Frimpong eingewechselte Tella. Bayer verlagerte das Spiel geschickt auf die linke Angriffsseite, schuf durch mehrere Pässe eine Überzahl. Die scharfe Hereingabe von Alejandro Grimaldo rauschte durch den gesamten RB-Strafraum, an dessen anderem Ende Tella einfach einschob. Raum wirkte dabei recht orientierungslos, nahm Tella hinter sich nicht wahr.
Bayer siegt dank Standard-Stärke
Das Spiel nahm nun noch mehr Fahrt auf. Florian Wirtz (55.) scheiterte mit einem Schlenzer an RB-Keeper Janis Blaswich. Nach der darauffolgenden Ecke erkonterte Leipzig die erneute Führung über die Stationen Simons, Olmo und Openda. Die hielt nur wenige Minuten. Tah stieg nach einer Ecke am höchsten und glich aus. Schlager fühlte sich bei der Aktion gefoult, doch Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck sah es anders.
Bis in die Nachspielzeit neutralisierten sich beide Teams, dann zeigte Bayer erneut seine Standard-Stärke. Eine Ecke rutscht durch den Strafraum, Hincapie entwischte jedoch Schlager und stand am zweiten Pfosten goldrichtig – und sprintete wild jubelnd über den halben Platz.
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