23. November 2024

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Aus ja, Rückschlag nein: Kerber trotzdem mit Zuversicht

Auf Angelique Kerber wartet bei ihrem Comeback noch viel Arbeit. In Melbourne ist für die frühere Nummer eins der Welt in Runde eins Schluss. Das Australien-Fazit fällt dennoch nicht negativ aus.

Als Angelique Kerber gut eine Stunde nach ihrem Erstrunden-Aus bei den Australian Open den Presseraum betrat, klang der Rolling-Stones-Klassiker «Angie» aus dem kleinen Lautsprecher an der Decke. Die Organisatoren wollten Kerber wohl ein bisschen aufbauen, doch das war nur bedingt nötig.

Natürlich war die 35-Jährige, die 2016 in Melbourne ihren ersten von bislang drei Grand-Slam-Titeln gefeiert hatte, nach dem 2:6, 6:3, 1:6 gegen die Amerikanerin Danielle Collins enttäuscht. Allzu sehr grämen wollte sich Kerber aber nicht.

«Nein, ein Rückschlag war das überhaupt nicht», sagte Kerber. «Ich weiß, ich muss geduldig sein, um meine Routine auf dem Platz wiederzufinden. Teilweise war es gut, aber ich brauche noch Zeit», bilanzierte die frühere Nummer eins der Welt nach ihrem Comeback auf der großen Grand-Slam-Bühne.

Rückkehr nach 18 Monaten Baby-Pause

Kerber war erst beim United Cup rund um den Jahreswechsel nach 18 Monaten Baby-Pause auf die Tennis-Tour zurückgekehrt. Zuvor hatte sie seit Wimbledon 2022 kein Match mehr bestritten und im Februar 2023 ihre Tochter Liana zur Welt gebracht. Dementsprechend gering waren ihre Erwartungen vor den ersten Auftritten.

Und die Dreisatzniederlage gegen Collins, 2022 beim ersten Grand-Slam-Turnier der Tennis-Saison immerhin im Finale, zeigte deutlich auf, dass Kerber noch ein Weg bevorsteht, will sie im Laufe des Jahres wirklich wieder mit den Besten der Branche mithalten. «Ich möchte aus diesem Turnier lernen. Es ist nach 18 Monaten ein Kaltstart gewesen, das wusste ich vorher. Es ist nach wie vor eine große Herausforderung, und die nehme ich an», sagte Kerber.

Gegen Collins machte sie zwar im ersten Satz einen 0:2-Rückstand schnell wieder wett, doch danach unterliefen ihr zu viele einfache Fehler. Kerber fehlte die Power in ihren Schlägen, vor allem bei eigenem Aufschlag hatte sie große Probleme. Nach 34 Minuten holte sich Collins den ersten Satz.

Im zweiten Durchgang steigerte sich Kerber und zeigte ihr berühmtes Kämpferherz. Die frühere Nummer eins agierte nun mutiger und schaffte den Satzausgleich. Allerdings konnte Kerber den Schwung nicht in den Entscheidungssatz mitnehmen. Collins gelang ein schnelles Break, Kerber ließ nun den Kopf hängen und schied zwei Tage vor ihrem 36. Geburtstag aus.

Angriff bei den Masters-1000-Turnieren

«Natürlich hätte ich mir gewünscht, hier ein, zwei Runden mehr zu spielen. Aber auf der anderen Seite spüre ich, dass ich da und dran bin», sagte Kerber. «Ich hätte mir eine etwas einfachere Auslosung gewünscht, aber ich weiß, dass es bei mir nichts Einfaches gibt. Das war noch nie so. Und deshalb werde ich jetzt das Positive mitnehmen und versuchen, weiterzuarbeiten und Geduld zu haben.»

Spätestens bei den Masters-1000-Turnieren in Indian Wells und Miami im Frühjahr will Kerber wieder angreifen. Ob sie davor auch in Doha oder Dubai spielt, steht noch nicht fest. Erst einmal möchte Kerber die Erfahrungen ihrer ersten längeren Reise mit Kind und Familie reflektieren. Ihr erstes Fazit der Phase Kerber 2.0 fiel trotz des Ausscheidens positiv aus. «Es hat alles gut funktioniert. Es war so, wie ich es mir vorgestellt habe.»

Lars Reinefeld, dpa