Nach dem ersten Sieg in der neuen Fußball-Zeitrechnung ohne Lichtgestalt Franz Beckenbauer sangen die Bayern-Fans «Gute Freunde kann niemand trennen». Die Münchner-Profis ließen sich Arm in Arm von ihren Anhängern am Ende eines emotional-ergreifenden Abends feiern.
Dank Fußball-Künstler Jamal Musiala und Torjäger Harry Kane startete der deutsche Rekordmeister mit einem standesgemäßen Sieg ins neue Jahr: Beim kurzzeitig auch mal wackligen 3:0 (1:0) zum Jahresauftakt gegen die TSG Hoffenheim hätte auch der «Kaiser» seine Freude gehabt. Es sei diesmal auch «um die Freude am Leben, am Fußball, am gemeinsamen Gewinnen» gegangen, sagte Bayern-Profi Thomas Müller bei Sat.1: «Da war der Franz schon ein gutes Vorbild.»
Eine vorbildliche Leistung lieferte auf dem Platz vor allem Nationalspieler Musiala. Der 20-Jährige erzielte in der 18. Minute nach einer einstudierten Ecke mit einer glanzvollen Ballmitnahme und einem beherzten Abschluss aus spitzem Winkel zunächst für das 1:0. In der 70. Minute erhöhte der beste Spieler auf 2:0 – wieder auf Vorlage von Leroy Sané.
«Das war ein super Spiel. Ich habe richtig viel Spaß gehabt», meinte Musiala beim Streamingdienst DAZN. «Er war unser absolut bester Spieler», lobte Trainer Thomas Tuchel Musiala. Sein Fazit fürs Spiel fiel ernüchternder aus: «Es war kein Schmankerl, würde ich sagen. Am Ende ist es ein 3:0. Job erledigt.»
Kane stellt Lewandowski-Rekord ein
Das 3:0 erzielte Torjäger Harry Kane in der Nachspielzeit (90.+1) mit seinem 22. Saisontreffer. Ebenso viele hatte Robert Lewandowski für die Bayern in 17 Hinrundenspielen in der Saison 2020/2021 erzielt und am Ende der Spielzeit mit 41 Toren den Rekord von Gerd Müller gebrochen.
Der Abend zum Auftakt des letzten Hinrunden-Spieltags dieser Saison stand in der ausverkauften Allianz Arena freilich ganz im Zeichen des Gedenkens an Beckenbauer, der am vergangenen Sonntag im Alter von 78 Jahren gestorben war. Ein Abseitstor von Sané nach der Pause zählte zunächst nicht (56.). Kurz darauf schoss der herausragende Musiala wuchtig an den Pfosten (58).
Gelb-Rote Karte gegen Prömel
Neben Musiala war Kapitän Manuel Neuer in seinem 500. Pflichtspiel für den FC Bayern mal wieder ein Erfolgsgarant. Der Nationaltorhüter verhinderte zweimal gegen Maximilian Beier (63.) und Andrej Kramaric (64.) das 1:1. Glück hatte Neuer zudem bei einem Lattentreffer von Beier (65.).
Nach der Pause verloren die Bayern die Kontrolle, Hoffenheim drehte auf. Nach Musialas zweitem Treffer und der direkt danach folgenden Gelb-Roten Karte für Grischa Prömel (74.) waren die Gäste in Unterzahl nicht mehr in der Lage, das Spiel zu wenden.
«Danke Franz» stand in großen weißen Lettern auf der Rot leuchtenden Arena, in der sich der deutsche Serienmeister zum Hinrundenabschluss der Bundesliga zum Erfolg mehr mühte als zauberte. Es war ein Stotterstart der Bayern, die am Sonntag in ein kurzes Trainingslager nach Portugal aufbrechen. Dort hat Tuchel noch einiges zu verbessern.
Bayern-Rückstand auf Bayer verkürzt
Dessen wichtigsten Auftrag erfüllten seine Bayern-Stars letztlich überzeugend: In der Tabelle rückten sie bis auf einen Zähler an Tabellenführer Bayer Leverkusen heran, der am Samstag beim FC Augsburg nachziehen muss. Die Münchner haben schließlich noch ein Nachholspiel gegen Union Berlin in der Hinterhand.
«Gute Freunde kann niemand trennen» – der legendäre Beckenbauer-Song hallte wiederholt durch die Arena. Beim Einlaufen der Mannschaft sangen viele Fans inbrünstig mit. Auch als Tor-Hymne erklang das Lied. «Der Franz hätte gewollt, dass die Mannschaft gut spielt», hatte der frühere Bayern-Chef und Beckenbauer-Weggefährte Karl-Heinz Rummenigge vor dem Spiel bei DAZN gesagt. Gut war vor allem Musiala – und dazu das Endergebnis.
Die legendäre 5
«Die Lichtgestalt geht auf die letzte Reise – Ruhe in Frieden, Kaiser», stand auf einem Transparent, das die besonders treuen Bayern-Fans vor der Südkurve aufgehängt hatten. Die Trauer und die Erinnerung an prägten den Abend. Die Bayern-Profis trugen beim vor dem Anpfiff rote Trainingsanzüge mit der legendären 5. Auf den Shirts der Einlaufkinder stand ebenfalls Beckenbauers Trikot-Nummer. Unzählige Erfolge als Libero des FC Bayern feierte Beckenbauer mit der 5 – ebenso mit der deutschen Nationalelf, die er 1974 erst als Kapitän und 16 Jahre später als DFB-Teamchef jeweils zum WM-Triumph führte.
Die Trauer um Beckenbauer wird den FC Bayern noch länger begleiten. «Der ganze Club war sehr betroffen, fast in einer leichten Schockstarre», sagte Rummenigge. Eine Gedenkfeier mit zahlreichen Ehrengästen aus Politik, Kultur und Sport sowie zahlreichen Weggefährten wird es am kommenden Freitag in der Arena geben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird teilnehmen und eine Rede halten. Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird dann in München dabei sein.
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