Der frühere DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hat den Umgang mit Franz Beckenbauer in dem Skandal um die Heim-WM 2006 deutlich kritisiert.
«Ich finde es unwürdig und schäme mich ein Stück weit dafür, was wir, dieses ganze Land und unsere Medien ihm angetan haben», sagte Sammer (56) im Interview des Nachrichtenportals «t-online». Beckenbauer war am vergangenen Sonntag im Alter von 78 Jahren gestorben.
In dem 2015 erstmals aufgedeckten Skandal um bis heute ungeklärte Zahlungen nach der WM-Vergabe im Jahr 2000 war Beckenbauer als damaliger Chef des WM-Organisationskomitees eine zentrale Rolle zugewiesen worden. Der «Kaiser» hatte sich auch im Zuge der Ermittlungen und der jahrelangen Berichterstattung deutlicher aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Aufgeklärt ist die Affäre nicht.
«Wir alle haben Franz Beckenbauer vorgeschickt und alle wussten, mit welchem korrupten System, welchen Anforderungen, die dieses FIFA-Konzil in sich trägt, er es am Ende zu tun haben würde», sagte Sammer, der von 2012 bis 2016 Sportvorstand des FC Bayern war. «Ich weiß nicht, wie er es am Ende geschafft hat, die WM 2006 nach Deutschland zu bringen. Ihn dann aber so zu attackieren, weil er dafür dieses System irgendwo bearbeiten musste, das ist Heuchelei. Das tut mir sehr, sehr weh.»
«Befinden uns noch in einer Phase des Innehaltens»
In der Debatte, wie der Fußball-«Lichtgestalt» gedacht werden könne, äußerte der frühere Nationalspieler: «Franz hätte grundsätzlich alles verdient. Egal, ob es ein Stadion oder ein Wettbewerb ist. Es ist eigentlich gar nicht aufzuwiegen, was alles nach ihm benannt werden müsste.» Es sei aber noch nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen.
«Wir befinden uns alle noch in einer Phase des Innehaltens, der Trauer um ihn. Was er geleistet hat, sein Lebenswerk, muss aber schon in Erinnerung bleiben, sein Vermächtnis an die nächsten Generationen weitergetragen werden. Weil er in Gänze für mich ein Vorbild war», sagte Sammer.
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