Das Wichtigste vorab: Gut gehe es ihm, «sehr gut», erzählt Ottmar Hitzfeld am Telefon. Große Beschwerden plagen ihn nicht, und das ist in Zeiten des Todes seines alten Weggefährten Franz Beckenbauer oder der schweren Krebserkrankung des einstigen Rivalen Christoph Daum mal eine positive Nachricht.
Besonders viel hat man zuletzt trotzdem nicht mitbekommen von Hitzfeld, der das genauso geplant hat. «Ich lebe jetzt zurückgezogen und genieße das sehr», berichtet er. Genauso zurückgezogen wird der frühere Erfolgstrainer an diesem Freitag auch seinen 75. Geburtstag verbringen, nur im engsten Familienkreis mit seinen Geschwistern. «Ich mache keine große Feier. Wir werden irgendwo in ein gutes Restaurant gehen. Auf Geschenke möchte ich verzichten», sagt er.
Kein roter Teppich also, keine Gästeliste, keine pompöse Veranstaltung wie etwa beim 75. von Reiner Calmund vor einigen Wochen in einem Kölner Hotel. Schauplatz für Hitzfelds Ehrentag ist dagegen: Lörrach, sein Geburts- und Wohnort, eine kleine Stadt im Südwesten Baden-Württembergs nahe der Grenze zur Schweiz. Zu den Attraktionen Lörrachs zählen beispielsweise die Burg Rötteln oder eben der wohl berühmteste Einwohner, Ottmar Hitzfeld.
Auf dessen Visitenkarte als Trainer stehen unter anderem zwei Champions-League-Titel mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Bis heute gelang das neben ihm nur Ernst Happel, José Mourinho, Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti und Pep Guardiola. In Lörrach wohnt aber keiner von ihnen. Umso besser für Hitzfeld, denn das würde wohl etwas Trubel bedeuten.
Hitzfeld gibt Anfragen nicht mehr nach
Seit Jahren lebt er gemeinsam mit seiner Frau entweder hier oder im Alpenörtchen Engelberg in der Schweiz. Keine Umzüge mehr nach Dortmund, München oder irgendeine andere Fußballmetropole Europas. Nach seinem Karriereende als Schweizer Nationaltrainer 2014 hat Hitzfeld einen Schlussstrich gezogen. So wie andere vor oder nach ihm es oft probiert haben, sich von irgendeinem lukrativen Angebot am Ende aber doch nochmal locken ließen. Anfragen erreichen Hitzfeld auch heute noch. Nachgeben wird er nicht mehr.
«Wir sind dreizehnmal umgezogen», berichtet er über seine Trainerkarriere. «Meine Frau hat das mitgezählt. Sie hat auch immer die Umzüge organisiert. Das war spannend, aber auch immer eine Belastung und ist auch schwierig für die Familie», sagt er. Also machte er 2014 Feierabend. Endgültig. Obwohl es nicht nur der BVB vor einigen Jahren nochmal probierte.
Aber in einem von Egos dominierten Business ist Hitzfeld immer einer mit einem vergleichsweise kleinen Geltungsbedürfnis gewesen. Selbst Real Madrid hat er noch während seiner Laufbahn mehrfach abgesagt. Kameras oder das Rampenlicht vermisst er seit seinem Abschied nicht.
Ein «unglaublich disziplinierter Mensch» sei Hitzfeld, sagte der ehemalige BVB-Manager Michael Meier. Schon als er ihn 1991 nach Dortmund geholt hatte, habe Hitzfeld ihm erzählt, dass er zum Ende seiner Karriere Nationaltrainer der Schweiz sein werde. Vermutlich hätte er Meier damals auch erzählen können, dass er nach seiner Karriere wieder dort leben würde, wo alles begann: in Lörrach.
Ganz hat er den Fußball aber auch in aller Abgeschiedenheit nicht hinter sich gelassen. «Ich verfolge den Fußball immer noch hautnah. Ich freue mich jedes Mal schon vorher auf die Bundesliga-Spieltage», erzählt er. Das hat sich in Lörrach nicht verändert.
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