12. November 2024

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Tuchel gibt den Transfer-Scherzbold: Dier klingt «englisch»

Das mäßige 1:1 des FC Bayern im Test gegen Basel verkommt zum Randthema, auch wenn einige Junge Akzente setzen. «Gebohrt» wird danach bei Trainer, Sportdirektor und Kapitän wegen anderer Dinge.

Immerhin, den Humor hat Thomas Tuchel beim ebenso nervigen wie kniffligen Thema Winter-Transfers noch nicht verloren. Eric Dier? «Englisch», klinge das in seinen Ohren, konterte der Trainer des FC Bayern mit einem verschmitzten Lachen, als er nach dem mäßigen 1:1 (0:0) des deutschen Fußball-Meisters im Testspiel beim FC Basel auf die von einigen Medien heiß gehandelte Defensivlösung aus England angesprochen wurde.

Und schlagfertig fragte der 50-Jährige die wissbegierigen Reporter in den Katakomben des Baseler St. Jakob-Parks dann noch: «Habt ihr schon beim Sportdirektor gebohrt?» Aber auch Christoph Freund mochte nichts Konkretes zur Aufklärung beisteuern. «Ich kenne den Spieler», sagte der Sportdirektor über Dier: «Aber es gibt aktuell sonst nichts zu sagen.» Und das, obwohl es zumindest nach Informationen des TV-Senders Sky bereits eine mündliche Einigung des FC Bayern mit dem langjährigen englischen Nationalspieler und ehemaligen Teamkollegen von Torjäger Harry Kane bei den Tottenham Hotspur geben soll. 

Dier fehlt die Spielpraxis

«Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen», verlautbarte Freund noch und fügte mehr allgemein hinzu: «Dass wir mit einigen Spielern im Austausch sind und einige Gespräche führen, ist Fakt.» Der im defensiven Mittelfeld und der Abwehr einsetzbare Dier wäre in München freilich eher eine B-Lösung für eine größere Kaderbreite. Bei Tottenham pendelt der in Kürze 30-Jährige zwischen Bank und Tribüne. Die Spielpraxis fehlt ihm komplett. 

Beim FA-Cup-Spiel von Tottenham gegen den FC Burnley stand Dier wieder nicht im Kader. «Er ist verletzt», klärte Trainer Ange Postecoglou nach dem Spiel auf und gab sich in puncto Dier-Verkauf ahnungslos: «Das habe ich nicht auf dem Radar.» Ein Deal der beiden Vereine im unteren einstelligen Millionenbereich wäre immerhin kein finanzielles Risiko für die Bayern. Tuchel sagte in Basel aber auch dies: «Wir schauen auf einem Niveau, dass uns weiterhilft. Deshalb ist es sehr schwer.» Qualität, Persönlichkeit, Erfahrung – so lauten die Vorgaben.

Tuchel gab sich einerseits betont entspannt, bemerkte aber auch bei der Frage nach dem Münchner Transfer-Zeitplan: «Der ist schon überschritten, der Wunsch war 2.1.» Aber frühe Fakten seien in der komplizierten Winter-Transferperiode besonders schwer zu schaffen: «Es sind sehr viele gute Vereine noch in der Champions League und haben ihre eigenen Ziele.» 

Start in die Rückrunde gegen Hoffenheim

Auch die Führungskräfte um Manuel Neuer beobachten aufmerksam, was sich tut. «Man weiß, dass wir teilweise einen schmalen Kader hatten», sagte der Kapitän: «Ich weiß, dass unsere Verantwortlichen den Markt sondieren und schauen, ob das Richtige für uns da ist.»

Der Bedarf wurde auch beim einzigen Testspiel vor der Bundesliga-Fortsetzung am Freitag gegen die TSG Hoffenheim offenkundig. Joshua Kimmich musste in Abwesenheit von Konrad Laimer (Kniebeschwerden) rechts hinten aushelfen. Mittelfeld-Kollege Leon Goretzka kam nach der Pause als Innenverteidiger zum Einsatz. «Wenn man heute auf unsere Aufstellung schaut, dann fehlt es eigentlich nicht im defensiven Mittelfeld», sagte Tuchel vielsagend. 

Hinten klemmt’s, auch wenn es gegen Basel ausnahmsweise vor allem vorne nicht funkte. «Wir waren zu wenig gierig in der Box», befand Tuchel. Nach dem Rückstand durch Juan Gauto (59.) war es der erst 18-jährige Noël Aséko Nkili (70.), der zum 1:1 traf. Der ebenfalls 18-jährige Lovro Zvonarek schoss an den Pfosten und verpasste so das Siegtor (84.). 

Die Nachwuchskräfte hätten Energie reingebracht, lobte Tuchel. Aber «einfach nur die Jungen reinwerfen», das sei halt keine Lösung für die hohen Saisonziele in München. «Wir haben natürlich den Anspruch, den Druck aufrechtzuerhalten auf Leverkusen. Wir wollen die Tabellenführung haben», verkündete Tuchel. Und dafür verlangt der Trainer international bewährte Kaderverstärkungen. Also eher Typen wie Eric Dier.

Von Klaus Bergmann, dpa