Andreas Wellinger, Karl Geiger – und jetzt auch noch Pius Paschke: Der größte Sieg seiner Karriere hat den völlig perplexen Teamsenior endgültig in den Favoritenkreis für die Vierschanzentournee katapultiert.
Mit gleich drei Siegkandidaten fordern die deutschen Skispringer nach Weihnachten den großen Favoriten Stefan Kraft aus Österreich heraus.
Wellinger ist in dieser Saison konstant stark und sprang bereits viermal aufs Podest. Geiger gewann in Klingenthal doppelt. Und der 33 Jahre alte Paschke sorgte mit seinem ersten Weltcup-Sieg am Samstag inmitten der Schweizer Berge für eine kleine Spontanparty im deutschen Team. Tags darauf war er als Dritter bei der Tournee-Generalprobe erneut der beste Deutsche. Er musste sich nur Sieger Kraft und dessen Landsmann Jan Hörl geschlagen geben.
«Der Pius ist einfach ein geiler Typ. Er ist nicht nur ein hochtalentierter Sportler, sondern auch ein angenehmer Mensch», sagte Olympiasieger Wellinger, der in Engelberg Zwölfter und Fünfter wurde. «Es taugt mir richtig, dass er das erste Mal ganz oben steht.» Paschke selbst sprach von einer «Mischung aus allen Gefühlen». Der Bayer, der dem Team eine Runde Bier spendierte, ergänzte: «Das hätte ich mir vor zehn Jahren auch nicht zugetraut. So ist das Schritt für Schritt gewachsen.» Seine Form sei aktuell «sicher so gut wie noch nie».
Überraschung des Winters
Paschke ist die Überraschung dieses Winters. Der eher introvertierte Sportsoldat aus Kiefersfelden hat einen langen Weg mit vielen Rückschlägen und ohne die ganz großen Einzelerfolge hinter sich. Er gehört zwar seit Jahren zum Team, stand aber permanent im Schatten von Wellinger, Geiger oder Markus Eisenbichler.
Erst vor drei Wochen im finnischen Ruka hatte Familienvater Paschke erstmals den Sprung aufs Einzelpodest geschafft. «Das Durchhaltevermögen und der Kampf: Sich jetzt mit einem Sieg zu belohnen, ist mehr als verdient», sagte Geiger.
Anders als Paschke brauchte der Oberstdorfer, der am Wochenende zuvor noch mit zwei Siegen geglänzt hatte, eine Weile, um seine beste Leistung auf der Großtitlisschanze abzurufen. Nach Rang 20 am Samstag zeigte er mit Sätzen auf 139,5 und 137 Meter am darauffolgenden Tag wieder seine Klasse. «Das hat gutgetan», sagte Geiger im ZDF.
Nach ein paar besinnlichen Festtagen in der Heimat fahren die deutschen Springer mit viel Selbstvertrauen zur Tournee, die mit dem ersten Wettkampf am 29. Dezember in Oberstdorf beginnt. Die mannschaftliche Geschlossenheit sowie die Konstanz sind beeindruckend und zeigen sich auch in Zahlen: In acht Wettkämpfen gelangen dem Team von Bundestrainer Stefan Horngacher insgesamt zehn Podestplätze. Noch besser als das DSV-Trio Wellinger, Geiger, Paschke ist bislang nur Kraft. Der Tournee-Champion von 2015 liegt im Gesamtweltcup vorne. In Engelberg belegte er Platz drei und ließ einen Sieg folgen.
«Freuen uns drauf»
«Es ist halt immer so: Wenn der Stefan Kraft einen Sprung richtig gut trifft, wird es für alle schwer», sagte Horngacher über den Ausnahmesportler. Der Coach ist dennoch zuversichtlich. «Wir haben noch eine Woche Zeit, ein paar Dinge zu verbessern und dann starten wir in die Tournee», sagte er und ergänzte: «Wir freuen uns drauf. Wir gehen es gelassen an. Wir sind gut in Form.»
Weitere Nachrichten
Rassistische Kommentare gegen Ansah: DLV prüft Strafanzeige
Maskenmann Mbappé leidet: «Es ist furchtbar»
Bellinghams Fallrückzieher rettet England vor Blamage